Ein Busserl zur rechten Zeit

Viele Gemeinden Brandenburgs sind mit Bus und Bahn nur noch schwer zu erreichen. In zwei Gemeinden haben Bewohner deswegen die Initiative ergriffen und regelmäßige Linien mit Bürgerbussen eingerichtet – mit Erfolg

Insgesamt sind in Gransee und Belzig 24 ehrenamtliche Fahrer im Einsatz

Was tun, wenn der Linienbus nicht mehr kommt, die Strecke aus dem Fahrplan gestrichen wird? Manche Orte im so genannten Speckgürtel um Berlin herum sind bequem mit der S-Bahn zu erreichen, woanders hält morgens und nachmittags höchstens noch der Schulbus. In dünn besiedelten Landstrichen sind Teile der Bevölkerung aber auf Busse und Bahnen angewiesen. Gleichzeitig stellen Verkehrsgesellschaften Linien aus wirtschaftlichen Gründen ein. In Gransee (Oberhavel) und Belzig (Potsdam-Mittelmark) sorgen ehrenamtlich Tätige für etwas Mobilität: Sie haben die Bürgerbusse ins Leben gerufen.

In den neuen Bundesländern sind sie die Einzigen ihrer Art, sagt der Vorsitzende des Granseer Bürgerbusvereins, Rüdiger Ungewiß. Im April 2005 startete zunächst der Bürgerbus in Gransee. „Wir fahren Strecken, die wegen des geringen Bedarfs eingestellt worden sind“, so Ungewiß. Das bedeute aber nicht, dass niemand auf diesen Routen unterwegs sein wolle. Daher fahre der Bürgerbus viermal am Tag von Gransee aus durch mehrere Orte bis nach Meseberg, wo die Bundesregierung ein Gästehaus unterhält. Maximal acht Fahrgäste haben in dem Kleinbus Platz.

„Das Angebot wird gut angenommen“, betont Ungewiß. Nach seinen Angaben nutzen immer mehr Menschen den Bürgerbus: Im ersten Monat stiegen 80 Fahrgäste zu, Ende 2005 waren es insgesamt bereits 340. Im vergangenen Jahr seien es rund 400 Passagiere gewesen. „Die Auslastung liegt bei durchschnittlich 60 Prozent.“ Die Nutzer seien mehrheitlich ältere Menschen, aber auch Jugendliche und Leute, die zum Markt nach Gransee oder zu einem Arzttermin wollen. „Zum Teil werden Termine so gelegt, dass sie zu unseren Ankunftszeiten passen“, erklärt Ungewiß. Erreicht werden sollen vor allem Menschen, die kein Auto haben.

„Das Thema Mobilität im ländlichen Raum wird immer wichtiger“, sagt der Vorsitzende des Belziger Bürgerbusvereins, Bernd Hölder. Ohne öffentliche Verkehrsmittel könnten manche Brandenburger nicht mehr am gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Leben teilnehmen. Die Situation bezeichnet er als dramatisch. Um Abhilfe zu schaffen, sei bürgerschaftliches Engagement nötig. Im September 2006 fuhr der Bürgerbus erstmals von Belzig nach Niemegk. „Gransee war Vorbild“, sagt Hölder. Zuerst hätten rund 30 Fahrgäste den Belziger Bürgerbus genutzt, Ende November seien es 82 Passagiere gewesen. Insgesamt sind in Gransee und Belzig 24 ehrenamtliche Fahrer im Einsatz. Die Kleinbusse hat das Brandenburger Verkehrsministerium gestellt. Für den Unterhalt der Fahrzeuge ist in Gransee die Oberhavel Verkehrsgesellschaft zuständig. In Belzig kommt das Geld zunächst noch von der EU und Sponsoren, in diesem Jahr soll sich vor allem der Landkreis beteiligen. 2006 standen den beiden Vereinen für die Unterhaltung der Busse rund 10.000 Euro zur Verfügung. „Wir begrüßen die Initiative der Bürgerbusse“, heißt es aus dem Ministerium.

In Gransee und Belzig gibt es Bestrebungen, das Angebot auszuweiten. Nach Angaben von Rüdiger Ungewiß arbeitet der Granseer Bürgerbusverein gemeinsam mit dem Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg und der Technischen Universität Berlin an Richtlinien für den Einsatz von Bürgerbussen im Land. DPA

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