Betr.: kinotaz nord

A

Die allseitig reduzierte Persönlichkeit - Redupers Deutschland 1977, R: Helke Sander, D: Helke Sander, Joachim Baumann

„Eine freiberufliche Pressefotografin versucht mit einer Frauenfotogruppe, einen offiziellen Auftrag zur Dokumentation der Stadt Berlin dazu zu nutzen, kritisch auf vernachlässigte Aspekte hinzuweisen. Sie stößt aber bald an persönliche und politische Grenzen ihres Engagements. Erster Langfilm von Helke Sander, der in seiner Kombination von Fiktion und Dokumentarismus, in seiner essayistischen Argumentationsweise und in seiner trockenen Selbstironie an Alexander Kluge erinnert - allerdings erweitert um eine feministische Perspektive, die den Film zu einem gelungenen und wichtigen Dokument weiblicher Bewußtwerdung macht.“ (Lexikon des internationalen Films) HH

Als das Meer verschwand Neuseeland/Großbritannien 2004, R: Brad McGann, D: Matthew MacFadyen, Miranda Otto

„‚Als das Meer verschwand‘ rollt eine tragische Familiengeschichte auf wie einen vertrackten Kriminalfall. Ein erfolgreicher Fotograf kehrt nach dem Tod seines Vaters nach Neuseeland zurück und wird beim Versuch, in seiner Heimat neu anzufangen, mit der eigenen Kindheit konfrontiert. Ruhig und konzentriert beobachtet Regisseur und Drehbuchautor Brad McGann den spröden und verschlossenen Helden bei seinem schmerzhaften Selbstfindungsprozess und zieht den Zuschauer dabei immer tiefer in ein tödliches Drama hinein.“ (Der Spiegel) H

A Marvada Carne (Verflixtes Fleisch) Brasilien 1985, R: Andre Klotzel, D: Adilson Barros, Fernanda Torres / Originalfassung mit englischen Untertiteln

„Ein brasilianischer Mischling verläßt die ländliche Region, in der er aufwuchs, um in der Stadt seinen Traum zu erfüllen: endlich Fleisch essen. Er heiratet in der vergeblichen Hoffnung auf einen Preisbullen als Mitgift, erlebt weitere Enttäuschungen in Sao Paolo und gelangt nach der Beteiligung an einem Überfall endlich in den Genuß der ersehnten Freuden. Eine bewußt naiv gehaltene Fabel, die sich aus Erzählungen und Mythen Brasiliens speist und in die schlichte Erzählung folkloristische Elemente einfließen läßt; eine sympathische Erstlingsarbeit mit eigenwilligem Charme, die im eigenen Land weitgehend unterschätzt wurde.“ (Lexikon des internationalen Films) HB

Angry Monk - Eine Reise durch Tibet Schweiz 2005 , R: Luc Schaedler / Originalfassung mit Untertiteln

“Während der Westen den tibetischen Buddhismus gerade wegen seiner passiven Modernitätsverweigerung schätzt, wirft der Dokumentarfilm einen anderen Blick auf Tibet: Er porträtiert den Lama Gendun Choephel, der sich 1934 vom Klosterleben abwandte, um die sich modernisierende Welt zu bereisen. Seine Kritik an einem Buddhismus, der sich von der Welt abschottet und in sinnentleerte Rituale zurückzieht, ist doppelt relevant: historisch als Warnung, dass ein erstarrtes Tibet der rasanten Ideologie Chinas nichts entgegenzusetzen hat, aktuell, weil sie das westliche Bild des Buddhismus als vage „Lifestyle-Spiritualität“ entlarvt. Diese doppelte Sinnspitze spiegelt sich auch in der Form, wenn der Bericht des Mönchs durch die Reisebilder der Gegenwart konterkariert wird. Umso klarer wird, wie drängend Choephels Forderung nach einer selbstbewussten tibetischen Kultur ist, die sich gegen die Unterdrückung durch den Osten, aber auch gegen die Vereinnahmungen des Westen zur Wehr setzen kann.“ (filmdienst) HB

Apocalypto USA 2006, R: Mel Gibson, D: Rudy Youngblood, Dalia Hernandez

„Nach seinem Bibel-Martyrium ‚Die Passion Christi‘ inszenierte Oscar-Preisträger Mel Gibson nun den Untergang der Maya-Kultur als atemberaubendes Abenteuer. In Sachen Brutalität bleibt er sich indes treu: Abgeschlagene Köpfe und herausgerissene Herzen bestimmen zu Beginn des wuchtigen Films die Szenerie. Dank derart drastischer Bilder, in Verbindung mit dem im Film gesprochenen Maya-Dialekt Mayathan, gelingt es Gibson schließlich, den Zuschauer 600 Jahre in die Vergangenheit zu katapultieren. Bildgewaltig, emotionsgeladen und voller Anmut: Mel Gibson beweist auch in seiner vierten Regiearbeit sein Gespür für außergewöhnliche Geschichten.“ (Cinema) DEL, H, HB, HH, HL, OL

B

Babel USA 2006, R: Alejandro González Iñárritu, D: Brad Pitt, Cate Blanchett

„Der mexikanische Regisseur Alejandro Gonzáles Iñárritu stellt die babylonische Sprachverwirrung als metaphorisches Leitmotiv über ein kunstvolles Konstrukt von ineinander verwobenen Geschichten aus verschiedenen Ecken der globalisierten Welt. Ein Film über Liebe und Tod, Weltpolitik und Verteilungskämpfe, der trotz einiger Mängel im Detail große intellektuelle und emotionale Wucht entfaltet.“(tip)H, HB, HH, HL, KI, OL

Bellini: Norma Deutschland 2006, R: Brian Large, D: Edita Gruberova

„Fernsehverfilmung der Oper von Vincenzo Bellini in einer Inszenierung von Jürgen Rose an der Bayerischen Staatsoper.“ (tip) H, HH, HL, KI

Black Christmas USA 2006, R: Glen Morgan, D: Katie Cassidy, Mary Elizabeth Winstead

„Acht Studentinnen werden in den Weihnachtsferien von einem Psychopathen terrorisiert. Für das Remake des gleichnamigen Horrorfilms von 1974, der in Deutschland unter dem Titel „Jessy – Die Treppe in den Tod“ zu sehen war und damals eher zu den Randnotizen des grassierenden Genrebooms zählte, konnte mit Glen Morgan ein verdienter Fachmann als Regisseur und Autor gewonnen werden. Der Macher von „Willard“ und „Final Destination 3“ brachte die Prämisse auf den heutigen Stand der Dinge und bevölkerte seine schaurige Mär über acht terrorisierte Studentinnen mit attraktiven Jungstars wie Michelle Trachtenberg (“EuroTrip“) und Lacey Chabert (“Girls Club“).“ (Blickpunkt:Film) DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

Borat USA 2006, R: Larry Charles, D: Sacha Baron Cohen, Pamela Anderson

„Das Kultusministerium von Kasachstan beauftragt den Reporter Borat Sagdiyev, den Lifestyle der US-Amerikaner zu studieren und nach Osteuropa zu importieren. Obwohl er sich dort aufführt wie ein Neandertaler auf Crack und rassistische Sprüche en masse absondert, findet er immer noch Amis, die peinlicher sind als er. Dem britischen Komiker Sacha Baron Cohen, besser bekannt als Ali G., ist kein Auftritt zu grotesk. Vor laufender Kamera stürzt er sich auf vermeintlich aufrechte Amerikaner, die dem Pseudo-Reporter ihre wahren Fratzen zeigen: als fanatische Christen, Schwulenhasser, Rednecks, College-Chauvis und vermeintlich liberale Bildungsbürger. So entsteht ein unfassbar absurdes Panoptikum – rasend lustig und schmerzlich authentisch zugleich.“ (Cinema) BHV, H, HB, HH

Brasil Plural 9: Kurzfilmprogramm I alle Filme in der Originalfassung mit Untertiteln

Erzählt wird von: einem Cartoonisten, der auf sein Geschöpf trifft; einer Toten, deren Geschichte rückwärts aufgerollt wird; den Phantasiebildern und Abenteuern eines Einsamen; einer Frau, die ihrem seltsamen Leben ein Ende bereiten will; Liebesbeziehungen, die bis in den Wahnsinn führen können; einem blinden Klavierspieler, der in einem Stummfilmkino spielt; Dingen, die nicht so scheinen, wie sie sind; einer Geschichte aus der Mittelschicht der 90er.“ (Kommunalkino) HB

Brasil Plural 9: Kurzfilmprogramm II alle Filme in der Originalfassung mit Untertiteln

„Erzählt wird von: einer Frau, der ein radikales Erlebnis widerfährt; einem Mann, dessen Leben durch die Begegnung mit einer japanischen Prostituierten geprägt wird; drei Männern, die bei einem Einbruch auf etwas Unerwartetes stoßen; einer alten Frau, die nachdenklich durch eine Geisterstadt streift; vier Geistlichen, die das Gewaltproblem dieser Welt lösen wollen; der Welt des Zirkus bis hin zu einem Beamten in den 70ern, dessen Lebensanschauung sich durch eine neue Liebe verändert.“ (Kommunalkino) HB

Breakfast on Pluto Irland/Großbritannien 2005, R: Neil Jordan, D: Cillian Murphy, Liam Neeson / Originalfassung mit Untertiteln

“‘Breakfast on Pluto‘ ist ein passend exzentrischer Titel für ein Kinoabenteuer, zu dem sich die sehr irische Fabulierlust des Autors Patrick McCabe und das überbordende Temperament des Regisseurs Neil Jordan zusammengefunden haben. Ihr Held, in einem irischen Dorf der siebziger Jahre, wo die Bombenleger der IRA umgehen, heißt natürlich Patrick: ein zartgliedriger Transvestit, Findelkind, verleugneter Spross des Priesters und von Herzen naiv (Cillian Murphy). Eines Tages macht der Junge sich ins ferne London auf, um nach seiner Mutter zu suchen, bekommt es dort mit einem Killer, einem Zauberkünstler sowie einigen Huren zu tun und wird auch mal irrtümlich verhaftet. Mit Lust am Feuerwerk drehen Jordan und McCabe das Polit-Kino durch die Kolportagemangel, und dass die Story dabei aus allen Nähten platzt, scheint ihnen einen anarchischen Spaß zu bereiten.“ (Der Spiegel) HB

Bye Bye Blackbird Österreich, Luxemburg / Deutschland/ Großbritannien 2005 R: Robinson Savary, D: James Thierree, Derek Jacobi/ Originalfassung mit Untertiteln

„Warum nur umweht Zirkusfilme so leicht der Hauch von Second-Hand-Poesie? Liegt es an der Atmosphäre dekorativen Verfalls oder den philosophischen Clowns mit Ziehharmonika? Dabei besitzt Robinson Savarys Debütspielfilm um einen Trapezartisten, der dem Wahnsinn verfällt, als die von ihm angebetete Zirkusprinzessin beim ersten gemeinsamen Auftritt abstürzt und aus seinem Leben verschwindet, eigentlich handfesten dramatischen Gehalt. Doch Savary wehrt sich in seiner theatralen Inszenierung gegen das reine Geschichtenerzählen. Der Schlüssigkeit des Dramas kommt dies nicht zugute.“ (tip) HH

C

Casino Royale USA 2006, R: Martin Campbell, D: Daniel Craig, Dame Judi Dench

„Was haben die Kritiker und Fans Neu-Bond Daniel Craig im Vorfeld malträtiert: Er sei zu blond, zu unsympathisch und unerfahren. Aber spätestens jetzt dürften diese Stimmen endgültig verstummen. Denn der 38-Jährige Brite gibt dem berühmtesten Geheimagenten der Welt etwas zurück, was ihm in den letzten Filmen zunehmend fehlte: Eine Seele, wenn auch eine sehr dunkle. Mit knallharten Actionsequenzen und einer brutal-unterkühlten Atmosphäre gelang ‚Goldeneye‘-Regisseur Martin Campbell eine adrenalintreibende Wiederbelebung des beliebten MI6-Agenten, der zuletzt immer mehr zu einem hochgerüsteten Comic-Helden mutierte. An die Stelle des aalglatten Gentleman-Agenten tritt nun ein grimmiger Weltenretter mit Ecken und Kanten – erstklassig verkörpert von Hauptdarsteller Daniel Craig: ‚Einen Wodka Martini.‘ ‚Geschüttelt oder gerührt?‘ ‚Mir doch scheißegal.‘ (Cinema) DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

D

Déjà Vu – Wettlauf gegen die Zeit USA 2006, R: Tony Scott, D: Denzel Washington, Paula Patton

„Visuell polierter Thriller über eine virtuelle Zeitmaschine, mit der sich ein Terroranschlag aufklären und vielleicht sogar verhindern lässt. “Déjà Vu“ zeigt visuell glanzpoliert die Handschrift von Tony Scott und Hitproduzent Jerry Bruckheimer. Das Duo setzt seine langjährige erfolgreiche Zusammenarbeit auch mit diesem stark besetzten Thriller fort, der neben Action- auch Sci-Fi-Elemente besitzt und das aktuelle Verunsicherungsklima in Amerika mit einem Terrorismusplot spiegelt, der einen futuristischen Ausweg aus der Ohnmacht aufzeigt.“ (Blickpunkt:Film) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

Departed: Unter Feinden USA 2006, R: Martin Scorsese, D: Leonardo DiCaprio, Jack Nicholson

Was für ein düsteres Ende! Mit der Unausweichlichkeit einer griechischen Tragödie wird hier eine Geschichte abgeschlossen. Keinem der Protagonisten werden Rettung oder Vergebung gegönnt. Martin Scorsese ist der nihilistischen Essenz der Vorlage „Infernal Affairs“ treu geblieben, ohne dabei den Stil des Actionfilms aus Hongkong zu kopieren. Und in den Dialog lauert immer ein boshafter Witz, der aber nie zynisch wird, weil Scorsese bei aller Virtuosität bei der Inszenierung nie die Charaktere aus den Augen verliert. Darum verirrt sApocalypto ich der Zuschauer nie im labyrinthischen Plot. “Departed“ ist als Genrefilm extrem spannend und unterhaltend, aber er hat auch jenen ästhetischen Mehrwert, der die Klassiker von den nur gute gemachten Filmen unterscheidet. (hip) H, HB, HH, HL, KI, OL

E

Ein Freund von mir Deutschland 2006, R: Sebastian Schipper, D: Daniel Brühl, Jürgen Vogel

„Es kann keine größere Auszeichnung für den deutschen Film geben, als wenn sich unsere linksrheinischen Kinogötter zu dem Befund hinreißen lassen, es gebe im Lichtspielwesen neuerdings eine Nouvelle Vague Allemande. Der Film ‚Ein Freund von mir‘ von Sebastian Schipper nährt aufs Schönste den Verdacht, die Franzosen hätten womöglich recht. Wie sich in diesem Roadmovie, das kein Roadmovie ist, eine Freundschaft entwickelt, die keine Freundschaft ist, und eine Liebe knospt, deren Blüte eher unwahrscheinlich ist: Das hätten wir dem deutschen Film vor ein paar Jahren nicht zugetraut.“ (Die Welt) HH

Ein gutes Jahr USA 2006, R: Ridley Scott, D: Russell Crowe, Marion Cotillard

„Einmal mehr arbeitet Ridley Scott mit dem australischen Schauspieler Russell Crowe zusammen, doch anstatt eines römischen Kriegers gibt Crowe diesmal einen erfolgsverwöhnten Broker, der sein Leben ganz der Arbeit verschrieben hat. Doch dann erbt er von einem Onkel ein Weingut in der Provence. Die Landschaft, der Wein und eine schöne Nachbarin sorgen dafür, dass sein Leben eine neue Richtung nimmt. Der Stoff von ‚Ein gutes Jahr‘ ist nicht gerade originell – doch die handwerklich perfekte Umsetzung und ein gut aufgelegtes Schauspieler-Ensemble habe dafür gesorgt, dass daraus ein schöner Unterhaltungsfilm geworden ist.“ (Rheinischer Merkur) H, HH, KL

Eragon – Das Vermächtnis der Drachenreiter USA 2006, R: Stefen Fangmeier, D: Ed Speleers, Jeremy Irons

„Mit dem ersten Roman seiner Fantasysaga über die Freundschaft eines Jungen mit einem Drachen landete der damals erst 15-jährige Christopher Paolini einen Bestseller, der im Spannungsfeld zwischen ‚Der Herr der Ringe‘ und ‚Harry Potter‘ angesiedelt ist. Ähnlich ist auch die Filmadaption angelegt, mit der der ehemalige Effekt-Supervisor Stefen Fangmeier (‚Der Sturm‘) sein Regiedebüt gibt. Newcomer Ed Speleers übernimmt die Titelrolle; unterstützt wird er u. a. von Jeremy Irons als Brom und John Malkovich als Galbatorix.“ (Blickpunkt:Film) DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

F

Fábio Fabuloso (Der fabelhafte Fábio) Brasilien 2004, R: Pedro Cezar, Ricardo Bocão, Antonio Ricardo / Originalfassung mit Untertiteln

„Auf humorvolle Weise und im Stil einer Fabel wird vom Lebensweg des größten brasilianischen Surfers erzählt. (Kino 46) HB

Der Fluch der Betsy Bell USA 2004, R: Courtney Solomon, D: Donald Sutherland, Sissy Spacek

„In der Tradition von Robert Wises „Bis das Blut gefriert“ und Jack Claytons „Schloss des Schreckens“ bietet „An American Haunting“ klassischen Geisterhorror, der in diesem Fall auf einer längst in die Folklore übergegangenen Geschichte aus dem 19. Jahrhundert beruht: Über mehrere Jahre wurde eine kleine Südstaatengemeinde von einem Geist, der auf den Namen „Kate“ hörte, heimgesucht.“ (Blickpunkt:Film) HB, HL

Flutsch und weg USA 2006, R: Henry Anderson, David Bowers, Sam Fell

Die eingebildete Hausmaus Roddy St. James muss erst durch die Toilette in die Kanalisation gespürt werden, um dort durch die freche Girliemaus Rita zu erkennen, dass es ein Rudeltier ist und nichts in einem einsamen Käfig verloren hat. All das eklige Getier: die Mäuse, Ratten, Fliegen, Frösche, Kröten und Schnecken werden hier zu Helden. In einer parallelen Unterwelt hat sich das Ungeziefer in der Kanalisation eine Miniaturausgabe von London gebaut, in der die Towerbridge, der Piccadilly-Circus und noch viele andere Sehenswürdigkeiten aus Abfall zusammengebastelt wurden. Bei diesem Film begeistert besonders der Witz im Detail: die vielen Anspielungen, die von Filmzitaten aus African Queen und James Bond bis zu Kafka und Marcel Marceau reichen. Die Mischung aus Claymotion und Computeranimation wirkt wie aus einem Guss und die einzelnen Figuren sind so einfallsreich entworfen, dass jedes Tierchen seine unverwechselbare Persönlichkeit hat. Wer kann noch ruhigen Gewissens eine Mausefalle aufstellen, nachdem er diesen Film gesehen hat? (hip)

DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

G

Der gewöhnliche Faschismus UdSSR 1965, R: Michail Romm

„Wie funktioniert Propaganda? In seinem 1965 entstandenen Film „Der gewöhnliche Faschismus“ geht der sowjetische Regisseur Michail Romm der Frage nach, was Menschen dazu bringen kann, einer verbrecherischen Ideologie zu folgen. Im Umgang mit den „Dokumentar“materialien der Nazis vermeidet Romm jede Objektivierung und kommentiert statt dessen mit bitterem Sarkasmus. Er sucht das Lächerliche in den pompösen Inszenierungen und ironisiert es durch ständige Wiederholungen.“ (taz) H, HB, HH, HL, KI, OL

Goyas Geister Spanien/USA 2006, R: Milos Forman, D: Javier Bardem, Natalie Portman, Stellan Skarsgård

„Tragische Dreiecksgeschichte um den Hofmaler Goya, seine Muse Inés und den Inquisitor Lorenzo vor dem Hintergrund zunächst der Herrschaft der katholischen Könige und dann der Besatzung durch die napoleonischen Truppen. Aus dem historischen Stoff hat Altmeister Forman einen spannungsreichen, erzählerisch allerdings etwas überladenen Film gemacht über die zwangsläufige Brutalität jeder Weltanschauung mit universellem Geltungsanspruch, sei es der Glauben oder die Vernunft.“ (tip) HH

H

Happy Feet Australien/USA 2006, R: George Miller

„Das Animationsmusical ‚Happy Feet‘ erzählt vom jugendlichen Kaiserpinguin Mumble, der sich anders als seine Artgenossen nicht durch Gesang, sondern durch Stepptanz ausdrückt. Während die melodramatische Geschichte vom Außenseiter, der am Ende die Gemeinschaft rettet, letztlich der Konvention verhaftet bleibt, bieten die per Motion-Capture aufgenommenen originellen Choreographien einigen Unterhaltungswert, und auch der Humor kommt in den Szenen mit den fünf frechen Adelie-Pinguinen, die Mumble auf seiner Reise durch die Antarktis beleiten, nicht zu kurz.“ (tip) DEL, H, HB, HH, HL, OL

Hard Core Logo Kanada 1996, R: Bruce Mcdonald, D: Hugh Dillon / Originalfassung mit Untertiteln

“Rock‘n‘Roll Movie Fake-Doku über eine kanadische Punkgruppe. Die in Vancouver beheimatete Band „Hard Core Logo“aus den 80ern überlebte die anderen West-Coast-Punk-Bands. 1990 veranlaßt sie der Erfolg eines Benefizkonzerts zu einer letzten Tournee. Auf der Bühne verstehen sie sich prächtig, doch im wahren Leben kommt es zu den alten Querelen.“ (Bremer) HH

Das hässliche Entlein und ich Dänemark 2006, R: Karsten Kiilerich, Michael Hegner

„Ratte Ratso stolpert über ein Ei, dem ein gerupftes Küken entschlüpft. Ratso tauft es Ugly und will das naive Vieh als Jahrmarktsattraktion ausbeuten. Lieblose Figuren und plumpe Sprüche (“Klappe dicht!“) lassen Hans Christian Andersens Märchen über innere Schönheit zum Spektakel für die „Check, Digger!“-Generation verkommen – laut und ohne jeden Charme.“ (Cinema) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

I

Im Lauf der Zeit Deutschland 1976, R: Wim Wenders, D: Rüdiger Vogler, Hanns Zischler

„Es ist das Road -Movie schlechthin, ein Männer- und ein Kultfilm, ein Film über die Schwierigkeit der Kommunikation zwischen Mann und Frau, aber ebenso ein Film über das Sterben des Kinos. Nach „Alice in den Städten“ und „Falsche Bewegung“ bildet „Im Lauf der Zeit“ den Abschluß einer Reisefilm-Triologie, die Wim Wenders den Durchbruch brachte. Aber im Gegensatz zu „Easy Rider“, wo die Harley-Davidson die Protagonisten durchs Land trägt, ist es bei Wenders ein M.A.N.-Laster mit geschlossenem Kastenaufbau für Möbeltransporte. Bruno ) und Robert, King of the Road und Kamikaze, das sind die beiden ungleichen Männer, die auf dem Weg von Lüneburg, entlang der DDR-Grenze, bis zum bayrischen Hof, mit preußischer Gründlichkeit in ihren Träumen stochern. Der amerikanische Mythos von Freundschaft, Reise und Verlorenheit, gewürzt mit deutscher Innerlichkeit, ein Festmahl, das cinephile Wenders-Fans immer wieder in die Kinos getrieben hat.“ (taz) HB

J

Jagdfieber USA 2006, R: Anthony Stacchi, Roger Allers, Jill Culton

„Der Computeranimationsfilm ‚Jagdfieber‘ erzählt vom zahmen und bequem bei der Rangerin Beth lebenden Grizzlybären Boog, der dank der unseligen Aktivitäten des chaotischen und dauerquasselnden Hirschs Elliot in die Wildnis gerät und sich dort irgendwie zurechtfinden muss. Doch die wirklich gelungenen Gags sind eher rar gesät, und auch die finale Auseinandersetzung der Tiere mit ballerfreudigen Jägern fällt enttäuschend unoriginell aus.“ (tip) H, HB, HH

L

Das Leben der Anderen Deutschland 2005, R: Florian Henckel von Donnersmarck, D: Ulrich Mühe, Sebastian Koch

„‚Das Leben der Anderen‘ ist ein weiterer von den deutschen Filmen in diesem Frühjahr, die von jungen Regisseuren mit einer ganz erstaunlich komplexen und reifen Erzählhaltung inszeniert werden. Florian Henckel von Donnersmarcks Debütfilm handelt von einem Theater-Regisseur, der 1984 in der DDR von der Staatssicherheit beobachtet wird. Doch der heimliche Held des Films ist ausgerechnet der Stasi-Hauptmann, der diese Überwachun USA 2006, R: Oliver Stone, D: Nicolas Cage, Michael Penag leitet und sich langsam in einen Schutzengel für den Künstler verwandelt. Mit großem Ernst und Inspiration inszeniert, hat diese Geschichte nichts von der Ost-Nostalgie anderer Filme über die DDR, stattdessen ist dieses Drama zugleich hochpolitisch und mit Mitgefühl erzählt.“ (hip) H, HB, HH, KL

Lichter der Vorstadt Finnland 2006, R: Aki Kaurismäki, D: Maria Järvenhelmi, Janne Hyytiäinen

„Schnellstraßen, Rolltreppen, U-Bahnen, Chromstahl und Glas: Dieses Finnland ist neu im nostalgischen Mikrokosmos von Aki Kaurismäki, dem treuen Hagiografen der ewig zu spät und zu kurz Kommenden, denen nichts Geringeres als das Leben selbst übel mitspielt. Doch was neu ist, ist nicht gut. Koistinen, der jüngste der gefühlsscheuen Kaurismäki-Helden, dem die Einsamkeit des Nachtwächters ins Gesicht gegraben ist, dreht seine Wach-Runden unter den Videokameras einer modernistischen Shopping-Mall. Wenn er nach Dienstschluss in seine karge Bude zurückkommt, hat das den befreienden Atem der Heimkehr in ein früheres Jahrhundert. Koistinen ist nicht von heute. Leider gibt es in seiner Welt Bösewichter, eine fleischige Blondine mit Kobrablick, die ihm erst den Kopf verdreht und dann eine Droge in seinen Drink kippt: So nimmt – mit Carlos Gardel und Puccini sentimentalisiert – die Passion ihren Lauf. Kaurismäkis Bilder zitieren klassische Vorbilder und behalten dabei eine eigene Unschuld, Einfalt, Keuschheit: ihr offenbares Geheimnis. Alles wie gehabt und doch bewegend; was er kann, kann sonst niemand mehr.“ (Der Spiegel) H, HB, HH

Liebe braucht keine Ferien USA 2006, R: Nancy Meyers, D: Cameron Diaz, Kate Winslet

„‚Liebe braucht keine Ferien‘, erkennen die Londoner Journalistin Iris (Kate Winslet) und die Filmproduzentin Amanda (Cameron Diaz) aus L. A., als sie über Weihnachten ihre Häuser tauschen, um im Leben der anderen über gescheiterte Beziehungen hinwegzukommen. Die Regisseurin Nancy Meyers (“Was Frauen wollen“) bedient in ihrer überdrehten Komödie jedes Klischee um weibliche Sehnsüchte und lässt dabei ihre Hauptdarsteller Jude Law und Jack Black zu windelweichen, überzukkerten Märchenprinzen verkümmern.“ (Der Spiegel) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, OL

Little Miss Sunshine USA 2006, R: Jonathan Dayton, Valerie Faris, D: Abigail Breslin, Greg Kinnear

„Eine schrullige amerikanische Familie, deren Mitglieder mehr oder weniger an unterschiedlichsten Varianten des ‚Amerikanischen Traums‘ gescheitert sind, reist in einem klapprigen VW-Bus quer durch die USA, damit die kleine Tochter an einem Schönheitswettbewerb teilnehmen kann. Eine wunderbar einfallsreiche Komödie in Form eines subversiven Road Movie, das ein sympathisches Hohelied auf die Familie anstimmt und vor allem auch durch die hervorragenden Darsteller vorzüglich unterhält.“ ( filmdienst) H, HB, HL, KI, OL

M

McCabe und Mrs. Miller USA 1970/71, R: Robert Altman, D: Julie Christie, Warren Beatty

„Die Geschichte eines Pokerspielers und einer geschäftstüchtigen Dirne, die 1902 in einer entstehenden Bergarbeitersiedlung im Nordwesten der USA als Bordellbesitzer ihr Glück zu machen suchen. Robert Altmans atmosphärisch ungewöhnlich dichter und in der Charakterzeichnung differenzierter Western ist eine desillusionierende Schilderung der amerikanischen Pionierzeit.“ (Lexikon des internationalen Films) HH

Mein Führer - Die wirklich wahrste Wahrheit über Adolf Hitler Deutschland 2006, R: Dani Levy, D: Helge Schneider, Ulrich Mühe

„Künstlerische Courage beweist Dany Levy mit seinem riskantenFilm, in dem die ungleichen Schauspieler Ulrich Mühe und Helge Schneider sich ideal und sehenswert ergänzen. Das ist irreal-absurd, paradox und provokant, schrecklich komisch und schrecklich ernst. Fürchterlich - zum Lachen. „Der Führer braucht Sie, nehmen Sie die Endlösung nicht persönlich“, sagt Goebbels zu dem jüdischen Schauspieler, der aus dem KZ geholt, Hitler zur Endkampf-Rede motivieren soll.“ (Filmbewertungstelle Wiesbaden) H, HB, HH, HL, OL

Mein Name ist Eugen Schweiz 2005, R: Michael Steiner, D: Janic Halioua, Beat Schlatter

„1964 zählte das Wort „cool“ noch nicht zur Jugendsprache, erst recht nicht in der beschaulichen Schweiz. Dort machen sich vier Freunde mit dem Fahrrad auf die Suche nach dem König der Lausbuben -- stets verfolgt von ihren besorgten Eltern. Unterwegs bestehen sie Abenteuer wie das Verzehren von Heuschrecken mit Honig. Ein behäbig-sympathisches Kinderabenteuer.“ (Cinema)H, HB, HH, OL

Mondscheinkinder Deutschland 2006, R: Manuela Stacke, D: Leonie Krahl, Lucas Calmus

„‚Mondscheinkinder‘ wie Paul sterben im Sonnenlicht: UV-Strahlen schädigen deren DNA und lassen sie unheilbar erkranken. Um dem sechsjährigen Jungen das Leben und Sterben zu erleichtern, erfindet seine zwölfjährige Schwester Lisa für ihn ein eigenes Universum im All und bereitet ihn auf die Rückkehr zu seinem fiktiven Heimatplaneten vor. Manuela Stackes verspielter und herzerweichend trauriger Kinoerstling - eine ungewöhnliche Verbindung aus Kinderfilm und Melodram – nimmt den Zuschauer mit auf eine wundersame Phantasiereise in eine Welt ohne Schwerkraft.“ (Der Spiegel) HH

Morgen, Findus, wird’s was geben Schweden / Dänemark / Deutschland 2005, R: Jørgen Lerdam, Anders Sørensen

„Es weihnachtet sehr im winterlichen Schweden, wo der alte Pettersson schwer damit beschäftigt ist, pünktlich zum Fest einen automatischen Weihnachtsmann für seinen kecken Kater Findus zu erfinden, denn der will nie wieder Weihnachten feiern, wenn der Weihnachtsmann nicht persönlich vorbeikommt. Zwar wurden unter der Regie von Jørgen Lerdam und Anders Sørensen Erzähl- und Animationsstil der ersten beiden Kinder-Cartoons geglättet und perfektioniert, aber wie immer bestehen die Helden auch dieses Kino-Abenteuer um Freundschaft und Hilfsbereitschaft mit Bravour und sorgen für herzerwärmendes Vorweihnachtsvergnügen.“ (Der Spiegel) H, HB, HH, OL

N

Nachts im Museum USA 2006, R: Shawn Levy, D: Ben Stiller, Robin Williams

„Ein Vater will seinen Sohn und seine geschiedene Frau von seiner Beharrlichkeit in Sachen Arbeitsplatz überzeugen. Deshalb nimmt er eine Stelle als Nachtwächter im örtlichen Geschichtsmuseum an, hat bald aber mehr zu tun als ihm lieb ist, da alle Exponate in der Nacht ein turbulentes Eigenleben führen. Nur mäßig unterhaltsame Komödie, die weder den Hauptdarsteller noch die prominent besetzten Nebenrollen fordert, sodass der Reiz der Geschichte schnell verpufft und nur wenige hübsche Gags bleiben.“ (filmdienst) DEL, H, HB, HH, HL, KI

Nina Brasilien 2004, R: Heitor Dhalia, D: Guta Stresser, Myriam Muniz / Originalfassung mit Untertiteln

Nina“von Heitor Dhalia erzählt von einer Frau, die versucht in Sao Paulo ohne Geld würdevoll zu überleben, und war 2004 ein kleiner Erfolg auf internationalen Festivals. (hip) HB

O

Offset Deutschland/Frankreich/Schweiz 2006, R: Didi Danquart, D: Alexandra Maria Lara, Felix Klare

“Eine Offset-Druckmaschine, die von einem deutschen Ingenieur in einem rumänischen Betrieb aufgestellt und gewartet wird, ist äußerer Anlass für Missstimmungen zwischen allen Beteiligten. Der wahre Grund ist jedoch, dass der Deutsche dem rumänischen Auftraggeber die Geliebte, seine Sekretärin, auszuspannen droht. Mischung aus Liebesgeschichte, Psychodrama und Kultur-Tragikomödie, die die Motivation ihrer Charaktere nicht eindeutig zu vermitteln versteht. Durch das ausgezeichnete Spiel und die erlesene Fotografie entwickelt der Film dennoch Unterhaltungswert.“ (filmdienst) HB

P

Der Pakt – The Covenant USA 2006, R: Renny Harlin, D: Steven Strait, Sebastian Stan

„Reichlich Hokuspokus um vier knackige junge Männer im Kampf gegen einen übernatürlichen Feind. Schauplatz des aufgeblähten Spektakelchens ist eine elitäre Bildungsstätte an der amerikanischen Ostküste. Vier ihrer Schüler sind Nachfahren einer Hexer-Sippe. Noch nutzen sie ihre besonderen Gaben eher selten und versuchen ein halbwegs normales Teenagerleben zu führen. Doch die Jungs nähern sich jenem Alter, in dem sich ihre Kräfte um ein Vielfaches steigern werden. Wer jetzt seinen pubertätsbedingt Amok laufenden Hormonen nachgibt und seine Macht ungebührlich nutzt, wechselt auf „die dunkle Seite“. Eine blöde Story, pillepalle umgesetzt. Interessant ist einzig die Frage, warum Renny Harlin seine gestählten, selten vollständig bekleideten Darsteller so grotesk lüstern in Szene gesetzt hat.“ (Cinema) DEL, HB

Das Parfum – Die Geschichte eines Mörders Deutschland 2006, R: Tom Tykwer, D: Ben Whishaw, Dustin Hoffman

Tykwer hat das Paris des 18. Jahrhunderts in grandiosen Bildern lebendig werden lassen. Aber die Geschichte, die er erzählt, bleibt düster und brutal. Er hat auch einen verschwenderisch ausgestatteten Kostümfilm inszeniert, in dem 1000 Komparsen sich bei der Hinrichtungsszene die Kleider vom Leib reißen und sich orgiastisch miteinander vergnügen. Nicht nur bei dieser Sequenz, die Tykwer weder prüde noch obszön inszenierte, erweist er sich als ein stilsicherer Filmemacher, der so kreativ ist, dass er auch bei solch einer aufwendigen Literaturverfilmung seine eigene Duftmarke nicht verliert. (hip) HB

The Player USA 1992, R: Robert Altman, D: Tim Robbins, Greta Scacchi “Kein zweiter Film vereint so viel Stars als Statisten, die nur die Aufgabe haben, sich selbst zu spielen: Julia Roberts, Bruce Willis, Peter Falk, Susan Sarandon, Anjelika Huston, Jack Lemmon und viele andere mehr ließen sich von Robert Altman zu einem Kurzauftritt in seiner giftigen Filmsatire überreden. Der damals 68j-ährige Altmeister holte zu einem Rundumschlag gegen die Intriganten, Gauner und Karrieristen in Hollywood aus und landete einen von Kritikern und Kennern des Kino-Betriebs hoch gelobten Volltreffer: In der Hauptrolle: Tim Robbins als der blasierte, völlig überforderte „Executive“ Mill, an dem Altman das „Prinzip Hollywood“ exemplarisch vorführt.“ (Premiere) HH

Prestige - Meister der Magie USA/Großbritannien 2006, R: Christopher Nolan, D: Hugh Jackman, Christian Bale

„Im London der vorletzten Jahrhundertwende sind zwei Magier in einen erbitterten Konkurrenzkampf verstrickt. Beide führen den Zaubertrick „Der transportierte Mann“ auf, und beide versuchen hinter das Geheimnis des jeweils anderen zu kommen. Mit außerordentlichem Geschick und unterstützt von einer glänzenden Besetzung inszeniert Nolan einen Krimi unter Illusionisten, der selbst wiederum ein Zaubertrick ist.“ (tip) DEL, H, HB, HH, HL, OL

Princesas Spanien 2005, R: Fernando León de Aranoa Candela Peña, Micaela Nevárez

„Eine aus der Dominikanischen Republik stammende Madrider Prostituierte lernt eine Frau aus kleinbürgerlicher Familie kennen, die ihrer Arbeit im Geheimen nachgeht. Beide freunden sich an, und obwohl die Bürgerliche selbst hilfs- und schutzbedürftig ist, schlüpft sie in die Rolle des Schutzengels ihrer Kollegin. Der präzis beobachtende, intensiv inszenierte und überzeugend gespielte Film erzählt mit semidokumentarischen Mitteln vom Straßenstrich in der spanischen Hauptstadt sowie vom täglichen Rassismus. Dabei fragt er nicht nach gesellschaftlichen Wurzeln und setzt gelegentlich zu sehr auf Unterhaltungswert.“ (filmdienst) H, HB, HH, KI

Q

Die Queen Großbritannien/Frankreich/Italien 2006 , R: Stephen Frears, D: Helen Mirren, Michael Sheen

Wohl jeder weiß noch genau, wo er war und was er tat, als er erfuhr, dass Princess Diana in einem Autounfall starb. Es war einer der entscheidenden Momente der 90er Jahre - und ein Wendepunkt für Großbritannien. Die Briten benahmen sich angesichts der Trauer um Diana anders als gewohnt, und ihre alten Tugenden schienen obsolet geworden zu sein. „That“ s the way we do things in this country“ sagt Helen Mirren als Elisabeth II angesichts des Trauerfalls und hält sich reserviert an die Etikette - ohne dabei zu ahnen, wie gefährlich falsch sie damit liegt. Diese vielleicht schwerste Krise des britischen Könighauses der letzten Jahrhunderte, steht im Mittelpunkt des neuen Films von Stephen Frears. Eine immense Neugier scheint ihn und sein Team dazu angestachelt zu haben, hier sehr tief zu bohren und dabei nach Wahrhaftigkeit zu suchen. „The Queen“ besteht zum größten Teil aus intimen, häuslichen Szenen (wobei das Wort „häuslich“ bei den Royals allerdings neu definiert werden muss). Alle Schauspieler fangen meisterlich die Manierismen der jeweiligen Figuren ein, und erreichen so einen hohen Wiedererkennungswert, obwohl sie den Vorbildern nicht einmal besonders ähnlich sehen. (hip) H, HB, HH, OL

R

Die Rotkäppchen-Verschwörung USA 2005, R: Cory Edwards, Todd Edwards, Tony Leech

„Vor dem Hintergrund des mysteriösen Diebstahls von Süßspeisenrezepten im Märchenwald ermittelt die Polizei auch wegen eines Einbruchs im Haus von Rotkäppchens Großmutter. Sowohl das Mädchen als auch die dort in flagranti erwischten Verdächtigen geben mit ihren Aussagen ein höchst unterschiedliches Bild vom Tathergang, tragen aber zur Enttarnung des Bonbon-Banditen bei. Aberwitzige, auf jugendlichen Zeitgeist getrimmte Trickfilm-Variation des Grimmschen Märchens, die nicht immer stilsicher, aber mitunter sympathisch subversiv unterhält.“ (filmdienst) DEL, H, HB, HH, HL, OL

S

Schweinchen Wilbur und seine Freunde USA 2006, R: Gary Winick, D: Dakota Fanning, Siobhan Fallon

„Charmante Verfilmung eines vor allem im amerikanischen Sprachraum bekannten Kinderbuches von E.B. White. In einer Kombination aus Realfilm und vergleichsweise realistischem Computertrick erzählt der Familienfilm von der Freundschaft zwischen dem Ferkel Wilbur und der Spinne Charlotte, die sich schon etwas Besonderes einfallen lassen muss, um ihren Kumpel vor dem drohenden Schlachtermesser zu retten. Das ist oftmals auf eine nette Weise komisch, manchmal auch gekonnt rührselig und tricktechnisch absolut auf der Höhe der Zeit.“ (tip) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, OL

Science of Sleep - Anleitung zum Träumen Frankreich 2005, R: Michel Gondry, D: Gael Garcia Bernal, Charlotte Gainsbourg

“Stéphane, ein Mexikaner in Paris, erweist sich als hoffnungsloser Träumer, wenn er unter anderm eine Zeitmaschine erfindet, um 1 Sekunde in die Zukunft zu reisen. Einzig Stéphanie von nebenan scheint Stéphane in seine Welt folgen zu wollen. Et voilà: Er verliebt sich in sie, sie sich hingegen nicht in ihn; so dass mancher Traum Wirklichkeit wird und die Wirklichkeit sich zu einem wahren Albtraum auswächst. Indes der Autor-Regisseur Michel Gondry, ebenfalls in kindlichem Übermut, seine entzückenden Kunststücke am liebsten alle auf einmal vorführen möchte - die Pappmaché-Autos, das Zellophanwasser wie aus einem russischen Trickfilm, die wollenen Schäfchenwolken -, bis unsre Lider schwer ... und schwerer werden.“ (Neue Zürcher Zeitung) HB

Scoop – Der Knüller Großbritannien/USA 2006, R: Woody Allen, D: Scarlett Johansson, Woody Allen

„‚Scoop‘ wäre ein klassischer Murder-Mystery, wären da nicht Sid und Sondra, Woody Allen und seine ideale Partnerin Scarlett Johansson, die sich als angebliches Vater-und-Tochter-Paar zusammentun, um in der feinen englischen Gesellschaft einem Serienkiller auf die Spur zu kommen. Es ist Woody Allens lustigster Film seit langem, auch wenn er keinen Kalauer auslässt. Als linkshändiger Magier verbreitet der bald 71-Jährige so viel altmodischen Charme, dass man die vielen schwergängigen Allen-Filme der vergangenen Jahre mit ihrer aufgesetzten Erotik – den letzten, den brillanten ‚Match Point‘ natürlich ausgenommen – schnell wieder vergisst.“ (Neue Zürcher Zeitung) H, HB, HH

Short Cuts USA 1993, R: Robert Altman, D: Tim Robbins, Lily Tomlin, Lyle Lovett, Jack Lemmon

“Frei, aber wesenstreu nach Raymond Carver‘s Geschichten schildert Robet Altman neun kunstvoll verschränkte Geschichten um einen untreuen Polizisten, einen verklemmten Arzt, einen eifersüchtigen Piloten, rücksichtslose Angler, eine alternde Kellnerin, einen egozentrischen Bäcker, trauernde Eltern, unzuverlässige Nachbarn, eine mütterliche Sex-Telefonistin, eine rauhbeinige Jazz-Sängerin und eine hypersensible Cellistin. Ein würdiger, hervorragend gespielter Nachfolger von Altmans Sittengemälde „Nashville“.“ (Zoom) HH

7 Zwerge – Der Wald ist nicht genug Deutschland 2006, R: Sven Unterwaldt jr., D: Otto Waalkes, Mirco Nontschew

„‚Der Wald ist nicht genug‘ für die debilen Gnome, die vor zwei Jahren fast sieben Millionen Zuschauer in die deutschen Kinos lockten. Im Fortsetzungsfilm soll ausgerechnet der einfältigste aller Zipfelmützenträger (gespielt von Otto Waalkes) die Zwerge gegen Rumpelstilzchen in den Kampf um Schneewittchens Kind führen. Der wüste Märchenmix setzt auf das bewährte All-Star-Team deutscher Komiker, doch statt der anarchischen Ausgelassenheit des ersten Teils breitet sich langatmige Einfallslosigkeit aus. Selten wirkte Dummheit auf der Leinwand so ermüdend.“ (Der Spiegel) H, HB, HH, HL,OL

Spiel auf Bewährung USA 2006, R: Phil Joanou, D: Xzibit, L. Scott Caldwell

„Der Aufseher eines Jugendgefängnisses will seine entlassenen Schützlinge nicht länger auf den Straßen sterben sehen und formt aus einigen von ihnen ein schlagkräftiges Football-Team, um die Macht der Jugendbanden zu brechen und Energie zielgerichtet zu kanalisieren. Der solide inszenierte, in der Hauptrolle durchaus charismatisch gespielte Actionfilm orientiert sich an tatsächlichen Sportprogrammen und spiegelt den uramerikanischen Glauben an die Kraft des gesellschaftsbildenden Mannschaftssports.“ (filmdienst) H, HB, HH

Das Spiel der Macht USA 2005, R: Steven Zaillian, D: Sean Penn, Kate Winslet, Sean Penn

„Der idealistische Politiker Willie Stark kommt aus einfachen Verhältnissen und will als Gouverneur von Louisiana wirklich etwas verändern für die Unterprivilegierten. Doch schon bald wird er genauso korrupt wie diejenigen, die er zuvor vehement verurteilt hat. Ein bierernstes und langweilig moralisches Werk mit Sean Penn in der Hauptrolle, der beim Redenschwingen albern wie ein betrunkenes Riesenbaby mit den Armen rudert.“ (tip) HH

T

Tailor Made Dreams - Maßgeschneiderte Träume Deutschland 2006, R: Marco Wilms / Originalfassujg it Untertiteln

“Ein pakistanischer Maßschneider aus Bangkok folgt der Einladung des Filmregisseurs nach Europa, wo er alte Kunden besucht, neue Kontakte knüpft und auf Schritt und Tritt mit seinem Träumen und Fantasien vom Bollywood-Kino konfrontiert wird. In der Schweiz ist er schließlich am Ziel seiner Wünsche, den Originalschauplätzen seines indischen Lieblingsfilms. Der durch und durch inszenierte Dokumentarfilm erzählt in einer Art Hyper-Realität von der Macht der Träume und vom kleinen Mann, dessen Wünsche in Erfüllung gehen. Eine nur wenig befriedigende Annäherung an ein Thema, das auch unter den mangelnden Entertainer-Qualitäten der Hauptfigur leidet.“ (filmdienst) H

Tainá, uma aventura na Amazônia (Tainá, ein Abenteuer im Amazonas) Brasilien 2000, R: Tânia Lamarca, Sérgio Bloch, D: Eunice Baia, Caio Romei / Originalfassung mit Untertiteln

Die primitiv lebenden Indianerstämme im Amazonas sind ein Kinoklischee, und es ist interessant, ob dieses durch den Abenteuerfilm „Tainá, ein Abenteuer im Amazonas“, der von einem Indianermädchen erzählt, das im Urwald gegen illegale Tierfänger kämpft, korrigiert oder verstärkt wird. (hip) HB

The Great Rock‘n Roll Swindle Großbritannien 1980, R: Julien Temple, D: Sex Pistols, Mary Millington / Originalfassung ohne Untertitel

„Kultfilm? Fake Dokumentation über die Sex Pistols? Malcom Mac Larens wirre Gedankenwelt als knapp 2 stündiger Musik Clip? Wer weiss das schon. Sicher war damals nur eins. Die ganze Welt ist eine Riesengrosse Verarschung und die Sex Pistols lieferten den Soundtrack dazu.“ (3001-kino) HH

The Wind That Shakes the Barley Großbritannien/Irland/Deutschland/Italien/Spanien 2006, R: Ken Loach, D: Cillian Murphy, Pádraic Delaney

„Nachdem er mehrere grausame Übergriffe britischer Soldaten gegen irische Zivilisten miterleben musste, tritt ein junger Arzt 1916 der Widerstandsgruppe seines Bruders bei, die im Untergrund gegen die Besatzer kämpft. Während sich die Gewalt auf beiden Seiten hochschraubt, verwischt die zunächst klar scheinende Grenze zwischen Gut und Böse mehr und mehr. In seinem neuesten Film befasst sich Regisseur Ken Loach mit den Anfängen der IRA und entwirft dabei ein zunehmend komplexes Geschichtsbild. Dabei hätte er Gewalt als Mittel der Politik noch nachdrücklicher infrage stellen können, um somit den Film vor der Lesart einer blutromantischen Heldenverehrung zu bewahren.(Rheinischer Merkur) H, HB, HH, HL, KI, OL

Der Teufel trägt Prada USA 2006, R: David Frankel, D: Meryl Streep, Anne Hathaway

„Lauren Weisbergers gleichnamiger Bestseller aus dem Jahr 2003 erschütterte weder die Welt der Mode, noch geriet die Bücherwelt aus den Fugen, aber die meisten Fashion-Victims krochen Weisberger auf den Leim. Viel pfiffiger als die selbstmitleidgetränkte ‚Abrechnung‘ zwischen Buchdeckeln ist die Leinwandversion. Im Film spielt die erst 23-jährige Anne Hathaway einen Trampel, der keinen Schimmer hat von Mode. Die Pomeranze bewirbt sich beim Modemagazin ‚Runway‘ und wird von der Chefredaktorin, der teuflischen Miranda Priestly, als zweite Assistentin angestellt. Es beginnt ein Martyrium, denn Mirandas Eleganz ist gnadenlos. Meryl Streep ist satanisch gut in der Titelrolle, und Anne Hathaway ist ganz bezaubernd. Die Haute-Couture-Roben und -Kostüme, unerschwinglich für unsereiner, sind ein Gedicht.“ (Neue Zürcher Zeitung) HB, HH

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Verfolgt Deutschland 2006, R: Angelina Maccarone, D: Maren Kroymann, Kostja Ullmann

„Wie schon in ihrem Film „Fremde Haut“ wagt sich Regisseurin Angelina Maccarone diesmal mit „Verfolgt“ wieder an ein provokantes und sensibles Thema. Geschildert wird die sexuelle Beziehung zwischen der 52-jährigen Bewährungshelferin Elsa und ihrem 16 Jahre alten Schutzbefohlenen Jan ). Aus ihrem monotonen Eheleben ausbrechend lässt sich Elsa auf die Affäre mit dem masochistisch veranlagten Jan ein, nur um statt Erlösung Ernüchterung zu finden. Mit seiner erfreulich unkonventionellen Variation des Lolita-Mythos ist „Verfolgt“ ein irritierender Film über die Liebe zweier einsamer und verletzter Menschen.“ (Rheinischer Merkur) HH

Vitus Schweiz 2005, R: Fredi M. Murer, D: Teo Gheorghiu, Bruno Ganz

„Ein hochbegabter Junge, dessen Karriere als Pianist von seiner ehrgeizigen Mutter forciert wird, findet eine kindgerechte Rückzugsmöglichkeit bei seinem erdverbundenen Großvater, der auch noch zu ihm hält, als er durch einen Sturz vom Balkon zum „normalen“ Kind wird. Die mit märchenhaften Untertönen konventionell erzählte Geschichte einer Menschwerdung mit geschliffenen Dialogen und eindrucksvollen schauspielerischen Leistungen. Eine Liebeserklärung an die Kindheit und die Musik.“ (filmdienst) H, HB, HH, HL, KI, OL

W

Der weiße Planet Kanada/Frankreich 2006, R: Jean Lemire, Thierry Piantanida, Thierry Ragobert

„In diesem Dokumentarfilm ist die Geburt eines Eisbärenbabys erstmals aus nächster Nähe zu sehen. Angesichts solch bewegender Naturaufnahmen setzen die Dokumentaristen Thierry Piantanida und Thierry Ragobert in alter französischer Tierfilmersitte zu poetischen Höhenflügen an und dichten Walrosse zu den Philosophen der Arktis um. Und tatsächlich: Den Tieren wachsen Sloterdijk-Schnauzer. Kein Wunder also, dass dieser vom Bund für Umwelt und Naturschutz unterstützte Film die Zuschauer eindringlich vor der Erderwärmung warnt: Wenn das Walross schwitzt, wird für die Menschen das Eis immer dünner.“ (Der Spiegel) H, HB, HH, HL, OL

Wer früher stirbt, ist länger tot Deutschland 2006, R: Marcus Rosenmüller, D: Markus Krojer, Jule Ronsted

„In einem Dorf in Bayern hört der elfjährige Sebastian, dessen Mutter vor Jahren bei einem Unfall ums Leben gekommen ist, die Erwachsenen oft über den Tod reden. Sie denken sich nicht viel dabei. Sebastian denkt sich zuviel dabei. Aus dieser Diskrepanz entwickelt Markus Rosenmüller seine Komödie „Wer früher stirbt, ist länger tot“. Sebastian (Markus Krojer) will an der Welt wiedergutmachen, was der Tod an ihr anrichtet. Einen überfahrenen Hasen setzt er unter Strom, dem Vater, der in seinem Witwerleben nicht froh wird, sucht er eine neue Frau. Leider liest er die Zeichen vom Himmel verkehrt und setzt auf die falsche Nachbarin. Aus dem Radio erfährt Sebastian schließlich das Geheimnis der Unsterblichkeit: Die Stromgitarre hat schon Jimi Hendrix am Nachleben erhalten. Mit zerschundenen Fingern spielt Sebastian also weiter Schicksal. „Wer früher stirbt, ist länger tot“ überzeugt durch eine profunde Logik, in die viele bayerische Überlebensweisheiten gemischt sind. Das lokale Idiom trägt entscheidend zum Charme des Films bei.“ (Frankfurter Allgemeine Zeitung) H, HH

Wo ist Fred? Deutschland 2006. R: Anno Saul, R: Til Schweiger, Jürgen Vogel

„Der fitte Bauarbeiter Fred (Til Schweiger) gibt sich als Behinderter aus, um einen signierten Basketball für den flegelhaften Sohn seiner Freundin zu ergattern. Mit Jürgen Vogel als prolligem Sidekick findet sich Schweiger in einer Serie von Behinderten-Slapsticknummern wieder. Als Vorbild dienen amerikanische bad taste-Komödien, aber weder ihr Witz noch ihre Schärfe werden erreicht.“ (tip) H, HB, HH, HL, OL