Arbeitslosigkeit sinkt weiter

In Schleswig-Holstein stärkster Rückgang im Vergleich zum Vorjahr seit 1950. Die Metropolregion Hamburg und Dänemark bieten Stellen, Beschäftigungsgewinne gibt es vor allem bei den unternehmensbezogenen Dienstleistungen

von GERNOT KNÖDLER

Der norddeutsche Arbeitsmarkt erholt sich. Im Dezember 2006 ist die Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Dezember 2005 erneut stark zurückgegangen. Besonders stark war der Rückgang im Vergleich zum Vorjahr in Schleswig-Holstein: 1950 ist die Arbeitslosigkeit in einem Dezember zum letzten Mal so stark gesunken wie jetzt.

In allen fünf Nord-Ländern mit Ausnahme Mecklenburg-Vorpommerns ist die Arbeitslosenzahl um einen zweistelligen Prozentsatz gesunken. Insgesamt waren knapp 116.000 Menschen weniger arbeitslos als im Dezember 2005. Dabei ging der Anteil der Arbeitslosen in den Flächenländern stärker zurück als in den Stadtstaaten. Die Tatsache, dass Hamburg im vergangenen Jahr einen überdurchschnittlichen Beschäftigungszuwachs zu verzeichnen hatte, legt aber den Schluss nahe, dass die Flächenländer von ihrer Nachbarschaft zu dem prosperierenden Stadtstaat profitierten.

Diese Einschätzung teilt auch Michael Fröhlich, der Sprecher der Unternehmensverbände Nord. „Der Motor der Entwicklung ist die Metropolregion“, sagt er mit Bezug auf die an Hamburg grenzenden Kreise Schleswig-Holsteins und Niedersachsens. Für den hohen Norden hat sich nach Meinung Fröhlichs auch die Nachbarschaft Dänemarks segensreich ausgewirkt: „Wir haben an der deutsch-dänischen Grenze Vollbeschäftigungsverhältnisse“, sagt Fröhlich. Das boomende Nachbarland sauge im Grenzgebiet Arbeitskräfte ab. Lastwagenfahrer, Baumaschinenschlosser, Elektriker, Schweißer und Fleischergesellen seien nur noch schwer zu finden. Dementsprechend verzeichnet Stormarn unter den schleswig-holsteinischen Kreisen mit 5,6 Prozent die niedrigste Arbeitslosenquote.

Das Beispiel Schleswig-Holstein demonstriert, dass in den Arbeitsmarkt wieder Bewegung gekommen ist. „Die hohe Dynamik zeigt sich in den Abgangs- und Zugangszahlen“, sagt Jens Regg von der Regionaldirektion Nord der Bundesagentur für Arbeit. Während sich 2006 im Land zwar knapp 235.000 Menschen arbeitslos meldeten, fanden rund 260.000 einen neuen Job.

Nach der zeitlich hinterherhinkenden Statistik der Beschäftigungsentwicklung wurden die meisten neuen sozialversicherungspflichtigen Jobs bei den Dienstleistungen für Unternehmen, im Wohnungswesen, der Informationstechnologie und Forschung angeboten.

Auch für das gebeutelte Mecklenburg-Vorpommern gibt es Hoffnung. „Bei den Arbeitsagenturen sind aktuell 1.600 offene Call-Center-Stellen registriert“, sagt Regg. Weitere 1.600 Leute würden von Zeitarbeitsfirmen gesucht.