Saleh erhöht den Sold der Soldaten

JEMEN Die Demonstrationen im ärmsten arabischen Land werden größer. Menschenrechtsaktivistin frei

SANAA/BERLIN dapd/taz | Massenproteste gegen die Regierung haben nach Tunesien und Ägypten auch den Jemen ergriffen. Zehntausende Menschen forderten dort am Donnerstag den Sturz von Präsident Ali Abdullah Saleh. Angeführt wurden die Proteste von Mitgliedern der Opposition und Jugendaktivisten. Für Freitag riefen Oppositionsführer zu weiteren Demonstrationen auf.

„Wir werden nur zufrieden sein, wenn wir die Worte ‚Ich verstehe euch‘ vom Präsidenten hören“, sagte der unabhängige Parlamentarier Ahmed Haschid. Er bezog sich auf eine Äußerung des tunesischen Präsidenten Zine El Abidine Ben Ali kurz vor der Flucht nach Saudi-Arabien.

Saleh hat versucht, die schwelenden Spannungen zu entschärfen, indem er den Sold der Streitkräfte erhöhte. Nach dem Volksaufstand in Tunesien Anfang des Monats ließ er die Einkommensteuer um die Hälfte senken und wies die Regierung an, die Preise zu kontrollieren. Um Unruhen zu verhindern, postierte er Sondereinsatzkräfte der Polizei und Soldaten an wichtigen Punkten der Hauptstadt.

Unterdessen wurde die Journalistin und Menschenrechtsaktivistin Tawakul Karman, die am Sonntag festgenommen worden war, wieder freigelassen. Wenige Stunden später erklärte sie, ihren Kampf gegen Saleh fortzusetzen, und forderte ihn auf, die anderen Gefangenen, die im Zuge der Proteste festgenommen wurden, ebenfalls freizulassen. Karman ist Mitglied der islamistischen Islah-Partei. Ihre Festnahme hatte neue Demonstrationen ausgelöst.

Die Hälfte der Bevölkerung des Jemen lebt unterhalb der Armutsgrenze von zwei Dollar (1,50 Euro) pro Tag und hat keinen Zugang zu sanitären Anlagen. Weniger als ein Zehntel der Straßen sind geteert. Innerhalb der Regierung, deren Macht kaum über Sanaa hinausreicht, grassiert die Korruption.