Kämpfer der Isis rücken weiter in Richtung Bagdad vor

IRAK Maliki leitet Prozess der Regierungsbildung ein. Die Kurden wollen mehr Öl exportieren

BAGDAD rtr | Im Irak rücken die sunnitischen Rebellen weiter vor und stehen kurz vor Bagdad. In der Nacht zu Donnerstag nahmen Isis-Kämpfer nach Angaben aus Sicherheitskreisen die Stadt Mansurijat al-Dschabal ein, die etwa 120 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt liegt.

Isis-Kämpfer und andere sunnitische Rebellen hätten in der Nacht ihre Offensive auf Mansurijat al-Dschabal gestartet, hieß es in den Sicherheitskreisen. Auf den Erdgasfeldern rings um die Stadt sind ausländische Firmen aktiv. Auch in Mosul im Norden gingen die Kämpfe weiter. In Tikrit landeten nach Angaben aus Sicherheitskreisen drei Militärhubschrauber auf dem Universitätsgelände. Soldaten lieferten sich Gefechte mit Rebellen, die die Geburtsstadt des 2003 gestürzten Machthabers Saddam Hussein Stadt vor zwei Wochen erobert hatten.

Unterdessen leitete die Regierung von Nuri al-Maliki den Prozess zur Bildung einer neuen Regierung ein. Das Präsidialamt setzte für Dienstag per Dekret die erste Sitzung des Parlaments seit der Wahl im April an. Malikis Schiiten-Bündnis gewann die meisten Sitze, benötigt aber die Unterstützung anderer schiitischer Gruppen sowie der Sunniten und der Kurden, um eine Regierung zu bilden. Maliki hatte sich dem internationalen Druck gebeugt und eine rasche Regierungsbildung zugesagt. Allerdings lehnt er die auch vom Westen verlangte Einbeziehung aller größeren Bevölkerungsgruppen sowie einen Rücktritt ab.

Gleichzeitig droht ein neuer Konflikt zwischen der Zentralregierung in Bagdad und der kurdischen Regionalregierung. Die Kurden wollen die Ölexporte aus den von ihnen kontrollierten Gebieten deutlich erhöhen. Die Ausfuhren könnten bis Ende 2015 verachtfacht werden, sagte der Rohstoffminister der Autonomen Region Kurdistan, Aschti Haurami, gegenüber Reuters. Die Regierung in Bagdad lehnt eigene Ölexporte der Kurden ab. Eine Steigerung der Ölausfuhren durch die Kurden verschöbe das Kräfteverhältnis im Irak erheblich. Im Zuge der jüngsten Kämpfe hatten die Peschmerga, die kurdischen Kämpfer, Geländegewinne gemacht. Am 11. Juni rückten sie in Kirkuk ein und kontrollieren nun die Ölstadt. Die Regionalregierung in Erbil hatte Kirkuk bereits zuvor als kurdische Stadt angesehen, die zu ihrem Gebiet gehört.