Mitmachen erwünscht

Das Bild eines springenden Mannes soll die Hamburger für den Sprung über die Elbe und die Internationale Bauausstellung einnehmen. Noch können neue Projekte vorgeschlagen werden

VON GERNOT KNÖDLER

Die Internationale Bauausstellung (IBA) in Wilhelmsburg hat jetzt ein Gesicht, besser: eine Gestalt – ein springendes Männchen in blauer Schraffur. Geht es nach dem gestern präsentierten Logo, wird sich Hamburg in den kommenden Jahren äußerst dynamisch entwickeln, denn das Männchen scheint zu flitzen wie weiland der Telegrammbote. Tatsächlich soll der Stadtteil schon in sechs Jahren ein Modell fürs städtische Leben unter den Bedingungen der Globalisierung darstellen – rechtzeitig zum Termin der Internationalen Gartenbauausstellung (IGA), die 2013 ebenfalls in Wilhelmsburg zu sehen sein wird.

Der Zeitplan ist ehrgeizig: Nachdem im vergangenen Jahr zum ersten Mal öffentlich die Ideen für die IBA diskutiert wurden, sollen in diesem Frühjahr noch einmal zusätzliche Projektvorschläge eingeworben werden. Initiativen und Vereine sind aufgerufen, sich zu beteiligen. Im Herbst werden die ausgewählten Projekte vorgestellt. 2010 sollen sie so weit fortgeschritten sein, dass das Publikum über die Baustellen geführt werden kann. 2013 sollen die Besucher der Gartenschau auch die fertigen Projekte der IBA betrachten können. Damit habe die IBA die Chance, nicht nur von einem Fachpublikum wahrgenommen zu werden, sagte IBA-Geschäftsführer Uli Hellweg.

IGA und IBA sollen aber auch inhaltlich miteinander verschränkt werden. Es gehe bei der IBA unter anderem ums „Wohnen in einer grünen und gesunden Umgebung“, sagte der scheidende Stadtentwicklungssenator Michael Freytag (CDU) gestern. In dem zum Teil ländlich geprägten und von vielen Gewässern durchzogenen Stadtteil wollen die Planer die Stadt mit dem Land verbinden. Oberbaudirektor Jörn Walter schweben Wohnsiedlungen vor, die sich harmonisch in die Natur einfügen – schließlich soll die IBA verhindern helfen, dass Hamburger aufs Land ziehen.

„Wir brauchen im 21. Jahrhundert Städte, die sich nach innen entwickeln und nicht mehr nur nach außen“, sagte Oberbaudirektor Walter. Wilhelmsburg – mitten in der Stadt gelegen aber weit unterdurchschnittlich besiedelt – bietet aus Sicht des Senats den Platz dafür. 10.000 bis 15.000 Einwohner könnten zu den heute 50.000 „ohne weiteres“ hinzukommen, findet der Oberbaudirektor. Die Handelskammer sieht sogar Platz für zusätzliche 50.000. Die eine oder andere Weide wird dran glauben müssen.

Das zweite große Thema soll Walter zufolge die Globalisierung werden: Die Städte bräuchten eine stärkere Ausstrahlung. Sie müssten die Integration der Migranten bewerkstelligen und mit einer sich ungeheuer schnell wandelnden Wirtschaft fertig werden. „Wir müssen auf Faktoren setzen, die die Städte stabil halten“, sagte Walter. Dazu gehörten Schulen, die auch Migranten eine gute Bildung verschaffen. Dazu gehörten Forschungseinrichtungen und eine Lebensqualität, die hoch qualifizierte Menschen anzieht.

Nebenbei seien die Probleme eines Stadtrandgebietes zu lösen, das Wilhelmsburg trotz seiner zentralen Lage auch ist. Die Planer sind mit einer kaum lösbaren Aufgabe betraut: schöner Wohnen zwischen Industriegebieten und Schnellstraßen. Überdies ist der wachsende Verkehr zum Hafen mit einer Stadtentwicklung in Einklang zu bringen, die den Menschen in den Vordergrund stellt. Das Gelingen wird unter anderem daran abzulesen sein, ob und wie die Hafenquerspange gebaut wird; ob und wie die grüne Wiese platt gemacht wird und welche Lösung die Planer für die laute Wilhelmsburger Reichsstraße finden.