Was tun in Hamburg?
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■ So, 29. 6., 11 Uhr, Galerie Postel

Muff unter den Talaren

Es war eine Protestaktion, die eine fotografische Ikone schuf: Die Aktion „Unter den Talaren – Muff von 1.000 Jahren“, bei der am 29. Juni 1967 zwei Studenten während eines Festakts an der Hamburger Universität das Transparent vor den im Talar erschienenen Professoren hertrugen. Diese konnten den spontan entrollten Text nicht lesen, und so blieb genügend Zeit für die Fotografen. Noch mehr Geschichte: Der schwarze Stoff des Transparents stammte von der Trauerfeier für den Studenten Benno Ohnesorg, den ein Berliner Polizist während einer Anti-Schah-Demonstration erschossen hatte. Betextet wurde das Transparent in Anlehnung an das „1.000-jährige Reich“, das zu errichten sich der Nationalsozialismus vorgenommen hatte. Aufs Korn nahm die Aktion die fehlende Aufarbeitung der NS-Verbrechen sowie die mangelnde Demokratisierung der Universitäten.

Das Transparent hielten damals die Hamburger Jurastudenten Detlev Albers und Gert Hinnerk Behlmer. Albers lebt nicht mehr, deshalb werden der Behlmer, ehemaliger Staatsrat der Kulturbehörde, und der taz-Mitgründer Erwin Jurtschitsch nun über Hintergrund und Wirkung der damaligen Aktion sprechen. Und warum das alles in der Galerie Postel? Sie präsentiert derzeit den Künstler Ari Goldmann, und der wiederum ließ sich von dem berühmten Foto zu einem Gemälde inspirieren.  PS

■ Sa, 28. 6., 18 Uhr, rund um den Park vor dem Altonaer Rathaus

Pop im Park

Es war das opulent instrumentierte Schwanken zwischen Niedergeschlagenheit und Euphorie, das die Schweden von Golden Kanine vor fünf Jahren zu einem der Indie-Geheimtipps der hiesigen Festivalsaison gemacht hat. Um zwei Mitglieder der verschrobenen deutschen Fake-Ungarn The Great Bertholinis verstärkt, boten sie rotweintrunkenen, detailverliebten und lustvoll balkanisierten Hinterwäldler-Folk mit einem sicheren Gespür für Kontraste, das sich nicht zuletzt im Titel ihres Debüts wiederfindet: „Scissors and Happiness“.

Das hat schnell Vergleiche mit Zach Condons Band Beirut, den britischen Folk-Rockern Mumford & Sons und hippieskem „Pop Montréal“ à la Arcade Fire provoziert – und entsprechende Hoffnungen genährt. Der Nachfolger „Oh Woe!“ aber enttäuscht: Schneller, persönlicher und düsterer wollten die Schweden werden und haben dabei zu viel von jener Spannung verloren, die „Scissors & Happiness“ im abgegrasten Feld „skandinavische Amerikana“ ein paar Pflänzlein gesichert hat. Statt Trunkenheit nun also Katerstimmung. Vielleicht heißt deshalb das im Oktober erwartete dritte Album auch „We were wrong, right?“. Ob die Schweden diesmal wieder alles richtig machen, davon kann man sich am heutigen Samstag auf der „Altonale Pop Nacht“ überzeugen. Insgesamt spielen im Rathaus Altona, in der Christianskirche, in der Gewerbeschule Energietechnik und im Altonaer Museum 13 Bands.  MATT