Die Stadt gehört dem IOC

OLYMPIA IN BERLIN

Tokio wollte sein Programm zurückfahren. Umgehend hat das IOC ein Veto eingelegt

„Wir wissen nun, dass es sich nicht lohnt, die Idee weiterzuverfolgen.“ Das sagte Alfons Hörmann, der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbunds, nachdem sich die Bevölkerung der Gemeinden und Kreise gegen Olympische Winterspiele ausgesprochen hatte. Nachdenklich schien der deutsche Sport nach dem Abstimmungsdesaster von München. Man begann sich Gedanken darüber zu machen, wie sinnvoll es überhaupt ist, sich für sportliche Megaevents zu bewerben. Es war viel von Kommunikation die Rede, vom Respekt vor dem Bürgerwillen, und eigentlich war man sich sicher, dass es so schnell keine Olympiabewerbung aus Deutschland mehr geben würde. Denkste!

Im April schrie der deutsche Sport plötzlich wieder: „Wir wollen Olympia!“ Und dankbar nahm der Regierende Klaus Wowereit den Ball auf und schrie mit: „Wir können Olympia!“ Gut möglich, dass er das glaubt, auch wenn die halbe Stadt darüber lacht. Nun geht Berlin tatsächlich ins Rennen.

Natürlich hat man versprochen, die Bürger zu beteiligen. Nur wann und wie, das weiß keiner so recht. Die Bewerbung wird erst einmal angeschoben. Und noch ein Wort bemühen die Berliner gerne. „Nachhaltige“ Spiele sollen es werden. Und das Internationale Olympische Komitee soll gleich wissen, dass sich Berlin am olympischen „Schneller, gigantischer, teurer“ nicht beteiligen wird. Glauben die Berliner Olympiafreunde, zu denen sich der Umweltverband BUND in Berlin mit einer arg naiven Nachhaltigkeitsidee gesellt hat, allen Ernstes, das IOC verändern zu können? Liest man, was sie verkünden, hat man den Eindruck, sie glaubten gar, das IOC vor sich hertreiben zu können.

Haben sie noch nie etwas von den Verträgen gehört, mit denen das IOC jedes Risiko auf die Steuerzahler abwälzt? Am Freitag kam die Kunde aus Tokio, wo 2020 die Sommerspiele stattfinden sollen, das IOC bestehe darauf, dass alles so gebaut wird, wie es im Bewerbungspapier steht. Tokio wollte aus Kostengründen sein Programm ein wenig zurückfahren. Umgehend hat das IOC ein Veto eingelegt. So handelt der Klub, bei dem Berlin um die Spiele bettelt. Die Bürger haben in Tokio schon lange nichts mehr zu melden. Die Stadt gehört dem IOC. Muss man so etwas wirklich wollen?

ANDREAS RÜTTENAUER