AUF’M PLATZ
: Gut defensiv eingestellt

DFB-Elf Joachim Löw lässt nicht nur gut angreifen, sondern auch stark verteidigen

Ein Vorwurf gegen Joachim Löw lautet, dass er das Verteidigen nicht ernst nimmt. Das lässt sich nach der Vorrunde nicht erhärten: Der Bundestrainer hat viel versucht, um die hohe Gegentorquote der letzten Jahre zu reduzieren, mit der man erwiesenermaßen kein großes Turnier gewinnen kann.

Löw hatte seinen Tempokonterfußball von 2010 zunächst zu einem dominanteren Ballbesitzspektakel entwickelt. Da aber nicht nur der Spektakelfaktor hoch war, sondern auch die Gegentorquote, hat Löw die nächste Stiladaption vorgenommen. Die Parole lautet: Defensive vor Spektakel.

Schön ist das nicht, und es führt zudem zu einer Reduzierung des Mittelstürmers auf eine Schrumpfvariante. Deutschlands Offensive agiert ohne Zehn und ist darin nicht geübt. Aber jeder Nachteil hat auch einen Vorteil, wie Johan Cruyff sagt.

Der Vorteil besteht darin, dass man mit dem derzeitigen Schnitt von 0,66 Gegentoren Weltmeister werden kann. Doch die historische Leistung von Joachim Löw besteht in mehr als einem profanen Titel oder einer bestimmten Gegentorquote: Er ist der Trainer, der Deutschland gezeigt hat, dass es im Fußball nicht darum gehen kann, dass man gewinnt. Sondern nur darum, wie man gewinnt. Oder, Jogi? PETER UNFRIED