Bildungsverein vor der Pleite

Nachdem die Schulbehörde die Miete anhob, steht der „Verein für berufliche Weiterbildung“ jetzt vor dem Aus. Statt 17.000 Euro sind jetzt 33.000 Euro fällig. Behörde und Politik schieben Verantwortung auf die Schulen ab

Sein Verein sei ein „Erfolgsmodell“, sagt Ludolf Schnittger. Rund 1.600 aktive Teilnehmer, darunter viele über 50-Jährige, lernen in 180 Kursen Sprachen und EDV-Kenntnisse. Bestehe ein Teilnehmer einen Kurs nicht, könne er ihn so lange kostenlos wiederholen, bis er es schaffe. Für einen Monatsbeitrag von 38 Euro, Schwerbehinderte zahlen nichts.

Eine staatliche Förderung erhielt der 1999 aus einer Initiative von Computerfans entstandene „Verein für berufliche Weiterbildung“ nie. „Die einzige Förderung ist, dass wir in den Schulen annähernd kostenlos unterrichten können“, sagt Schnittger. „Wenn sie uns das jetzt entziehen, wird es schwierig für uns.“ Insgesamt rund 40 Klassen in Harburg, Jenfeld, Meiendorf, Wandsbek, Blankenese, Altona, Eidelstedt und Langenhorn wurden bislang nachmittags von den fast 13.000 Kunden des Vereins genutzt. Pro Raum und Stunde zahlte er 2,50 Euro. Doch seit März 2006 hat die Schulbehörde die Preise fast verdoppelt. 4,90 Euro muss Geschäftsführer Schnittger jetzt überweisen. Übers Jahr seien dies 33.000 statt bisher 17.000 Euro.

Eine Steigerung in kleineren Schritten hätte „man vielleicht verkraftet“, sagt Schnittger. Diese 90-prozentige Erhöhung treibe den Verein jedoch „ins Aus“. Obwohl er gemeinnützig sei und eine ähnliche Aufgabe erfülle wie die Volkshochschule, wolle die Behörde nicht über eine Mietsenkung verhandeln.

Alexander Luckow, Sprecher der Bildungsbehörde, weist die Vorwürfe zurück. Die Behörde sei gar nicht „Verhandlungspartner“ für den Verein. „Dies ist Sache der Schulen, die die Räume vermieten.“ Die Mieten seien zehn Jahre lang gleich geblieben und hätten zuletzt nur 193.000 Euro im Jahr betragen. Die Behörde habe lediglich einen neuen „Orientierungsrahmen“ für die Mieten vorgegeben. Von diesen könnten die Schulen aber nach unten abweichen.

„Das kann man nicht von oben regeln“, sagt auch CDU-Schulpolitiker Robert Heinemann. Wenn man selbst verantwortete Schule ernst nehme, müsse man die Kalkulation der Miete den Schulen überlassen.

Den Tipp, mit den Schulen zu verhandeln, hatte Schnittger schon vor Monaten von seinen Ansprechpartnern in der Bildungsbehörde erhalten. Nur genützt hat das nichts. „Ich habe mit elf Schulleitern geredet“, berichtet er. „Die meisten sagen aber, das interessiert uns alles nicht, und verlangen den maximalen Satz.“ Kaija Kutter