Noch immer für alle Bevölkerungsschichten

Volles Programm trotz Mittelkürzungen: Auch im Umzugs-Semester bietet die Volkshochschule fast 2.000 Kurse an

„Der finanzielle Rahmen der Bremer Volkshochschule ist eine Katastrophe.“ Es sei „in bundesweit einmaliger Weise“ gekürzt worden

Die Zuschüsse decken nicht einmal mehr die fixen Personalkosten. Die liegen bei 2,9 Millionen Euro, auf rund 2,5 Millionen hat der Kultursenator den Etat der Volkshochschule zusammengestrichen – laut Direktorin Barbara Loer also „unter die Marge von 1999“. Und das im Jahr, in dem, durch den Umzug ins Stephani-Quartier, einiges an organisatorischem Mehraufwand auf die publikumsstärkste Bremer Kultureinrichtung zukommt. „Der finanzielle Rahmen der Volkshochschule ist eine Katastrophe“, so Loer.

Dem Programm für Loers letztes Semester aber – im April übernimmt der bisherige Leiter der VHS Minden, Udo Witthaus, den Stab – merkt man das kaum an: Über 300 Seiten stark ist der Katalog. Er beinhaltet fast 2.000 Angebote. Und die Kursgebühren sind stabil geblieben – weil man „nach wie vor alle Bevölkerungsschichten erreichen“ will. Nur bei den Bildungsurlauben gab es Abstriche: Bis auf wenige Ausnahmen finden sie künftig in Walle statt und nicht mehr auf dem Lande: „Das können wir nicht mehr.“ Nicht nur, weil die öffentlichen Mittel für die VHS „in bundesweit einmaliger Weise“ gekürzt worden seien. Sondern auch, weil die Tagungsstätten ihre Preise deutlich erhöht haben: „Das könnten viele nicht mehr bezahlen.“ Mit deutlichem Unmut reagierte Loer auf die von der Handelskammer in ihren so genannten „Wahlprüfsteinen“ erhobene Forderung, das Bildungsurlaubsgesetz ganz abzuschaffen: „Das wäre volkswirtschaftlich kontraproduktiv.“ Einerseits, weil die veränderte Arbeitswelt den Beschäftigten ohnehin „kaum Gelegenheit lässt, den Kopf frei zu bekommen“. Vor allem aber, weil gerade mit diesem Freiraum fürs Denken auch Bildungsbenachteiligte erreicht würden.

Immerhin: Auch der Umzug ins citynahe Bamberger Haus in der Faulenstraße dürfte hier Schwellen beseitigen. Mit einem von Renate Köstling konzipierten lokalhistorisch-städteplanerischen Schwerpunkt zum Stephani-Viertel will man dort auch inhaltlich Fuß fassen. Die Hälfte des gesamten Kursangebots soll ab September in den neuen Räumlichkeiten stattfinden.

Benno Schirrmeister