Jörg Sundermeier sichtet die soziale Bewegung in der Stadt

Heute Abend wird im UJZ Karlshorst der Jahrestag der Befreiung von Auschwitz nachgefeiert. Am 27. Januar 1945 wurde bekanntlich das berüchtigte Vernichtungslager von der Roten Armee befreit, dennoch erging es den meisten Tätern auch danach wesentlich besser als den wenigen Überlebenden. Daher wird an diesem Abend nicht nur über die Befreiung der Lager gesprochen, sondern auch über das Fortwirken des eliminatorischen Antisemitismus nach 1945. Morgen wird auf dem Sattel, der die Welt bedeutet, gegen die für Mittwoch angekündigte Räumung der Liebig 14 demonstriert, die Fahrraddemo führt vom Boxhagener Platz aus kreuz und quer durch den Kiez. Organisiert von den MacherInnen von „Mediaspree entern“, die sich der Liebig 14 gegenüber solidarisch zeigen wollen. Aus dem gleichen Grund wird auch das Sama-Café seine Türen in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch nicht schließen, sondern im Gegenteil die ganze Nacht und den ganzen Tag über als Infopunkt für die RäumungsgegnerInnen dienen. Am nämlichen Mittwoch, allerdings abends, wird in der Humboldt-Universität über „Männlichkeiten im Rechtsextremismus“ informiert. Denn über den Männlichkeitsdiskurs – beziehungsweise über den Kampf gegen das Gender Mainstreaming – haben die Rechtsextremen neue Anknüpfungspunkte an bürgerliche Debatten gefunden, und nicht nur Kirchenvertreter lassen sich vor den Karren der Nationalisten spannen, nein, auch die amtierende Familienministerin macht da gern mit. Andreas Heilmann, Yves Müller und Eike Sanders sprechen über „Modernisierung und Flexibilisierung von Männlichkeiten im Rechtsextremismus“, denn es ist beileibe nicht so, dass die männlichen Nazis einfach nur nicht abspülen wollen. Es geht um die Herstellung der Nation aus dem Geist des Männerbundes.

■ Antisemitismus: UJZ Karlshorst, Hönower Str. 30, Mo, 19 Uhr

■ Fahrraddemo; Boxhagener Platz, Di, 15 Uhr

■ Infopunkt: Sama-Café, Samariterstr. 32, Di, ab 24 Uhr

■ Männlichkeiten: HU, Unter den Linden 6, Mi, 18 Uhr