Sein großes Jahr

Bei der Handball-Weltmeisterschaft im eigenen Land ist Dominik Klein der Zweitjüngste im Team. Beim Meister THW Kiel hat sich der Linksaußen innerhalb eines halben Jahres durchgesetzt

Von Christian Görtzen

Nur noch wenige Tage trennen Dominik Klein vom größten Moment seiner Karriere. Der 23 Jahre alte Linksaußen des Rekordmeisters THW Kiel gehört zum Kader der deutschen Handball-Nationalmannschaft, die am 19. Januar in Berlin (17 Uhr, live im ZDF) das Eröffnungsspiel der WM 2007 gegen Brasilien bestreiten wird. Diese Partie wird aber nur den Ausgangspunkt eines riesigen Hypes markieren, davon zumindest ist Klein fest überzeugt. „Es wird für jeden ein einmaliges Erlebnis werden. Ganz Deutschland wird hinter uns stehen. Die Zuschauer werden uns so nach vorne peitschen – das kann man sich noch gar nicht vorstellen“, sagt Klein. Für einen kurzen Moment hält er inne. Jetzt hat er sich selbst dabei ertappt, dass er wieder ins Schwärmen geraten ist.

An eine Fortsetzung des Sommermärchens mag er nur zum Teil glauben. Die Fußball-WM, die Deutschland vier Wochen lang zu einem Hort der Lebensfreude und Leichtigkeit gemacht hatte, besitzt einfach eine größere Strahlkraft als das Pendant im Handball. „Ja, es ist ja schon häufiger von einem Wintermärchen gesprochen worden. Dabei wollen wir gar nicht so den Vergleich. Bei uns wird zumindest keine Bundeswehr am Straßenrand stehen und La Ola machen“, sagt Klein. Die Frage, ob er selbst bei der Bundeswehr war, lässt ihn schmunzeln. „Nein, ich habe Zivildienst gemacht.“ Vermutlich hat er es sich gerade vorgestellt, wie es aussehen würde, wenn Soldaten am Straßenrand für ihn und die Mannschaft die „Welle“ machen würden.

Klein glaubt eher an die Welle im übertragenen Sinn, eine große Begeisterung im Land, welche das Team durch das Turnier tragen werde. Deutschland bekommt es in der Gruppe C, die in Berlin und Halle/Westfalen ausgetragen wird, neben Brasilien auch mit Polen und Argentinien zu tun. Der Einzug in die Zwischenrunde ist fest eingeplant. Das deutsche Team wird aller Voraussicht nach kein Spiel in Norddeutschland austragen. Für die Spielorte Kiel und Bremen ist das schon mit Bestimmtheit zu sagen. In der Kieler Ostseehalle ermitteln vom 20. bis 22. Januar die Nationalteams aus Dänemark, Norwegen, Ungarn und Angola ihren Gruppensieger. Im Bremer AWD-Dome werden Spanien, Tschechien, Ägypten und Katar im gleichen Zeitraum ihre Spiele austragen. Bremen gilt stimmungsmäßig als Wackelkandidat unter den zwölf Spielorten. Bei der Generalprobe, dem Handball-World Cup im Oktober, waren die meisten der 9.200 Ränge leer geblieben. Die gut 2.500 Zuschauer verbreiteten eine Stimmung wie beim Bingo-Spiel auf einem Seniorennachmittag. In der Hamburger Color Line Arena finden zwei Viertelfinalspiele und ein Halbfinale statt. Zudem werden dort noch zwei Platzierungsspiele ausgetragen.

Klein ist davon überzeugt, dass die WM hinsichtlich der Atmosphäre ein komplett anderes Bild bieten wird als bei den World Cup-Spielen in Bremen. „Die deutschen Spiele sind alle ausverkauft, viele Hallen werden voll sein. Ich bin mir sicher, dass wir eine richtig geile Stimmung erleben werden“, sagt Klein, der das deutsche Team als einen der Titelkandidaten nennt. Die anderen Favoriten sind die üblichen Verdächtigen – Frankreich, Spanien, Russland, Dänemark und Kroatien.

Klein betrachtet die Nominierung als Bestätigung seiner Arbeit im Verein. Der jüngste Spieler im DHB-Team spielt erst seit dieser Saison für den THW Kiel. Zuvor erzielte der Linksaußen für den TV Großwallstadt seine Tore. Im ersten halben Jahr beim THW ist Klein bereits zwei Mal zum Spieler des Monats gewählt worden. In Kiel ist er auf seiner Position erste Wahl, in der Nationalmannschaft steht Torsten Jansen vom HSV Hamburg vor ihm. „Er ist die Nummer eins“, sagt Klein. „Mit ihm verstehe ich mich aber von allen Spielern am besten. Wir haben ein super Verhältnis.“ 2007 könnte dennoch das große Jahr des Dominik Klein werden. Er hat ein gutes Blatt auf der Hand: Mit der Nationalmannschaft ist der WM-Titel möglich. Und mit dem THW Kiel „tanzt“ er noch auf drei Hochzeiten: in der Champions League, der Meisterschaft und im DHB-Pokal.