LESERINNENBRIEFE
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Keine Friedenspartei

■ betr.: „Die Kriegskinder“, taz vom 28. 1. 11

Ein schöner Artikel, der mich bestätigt, alle, die ich kenne und die immer schon Grün gewählt haben wegen der Öko- und Friedenspartei, zu warnen und ihnen abzuraten und zu reden und zu reden, bis sie endlich merken, dass die Grünen keine Friedenspartei mehr sind. Noch profitieren sie von der Vergangenheit, aber an der Gegenwart werden sie gemessen werden. In dieser könnten sie eine knallharte Oppositionspolitik machen, aber dazu sind sie auch nicht mehr in der Lage, weil sie ihre Ideale, wenn sie denn ernsthaft welche hatten, schon mit Schröder und Fischer verraten haben.

KAROLA SCHRAMM, Wetter

Kein Zeichen christlicher Milde

■ betr.: „Nicht austreten, sondern auftreten“,sonntaz vom 29./30. 1. 11

Es steht Herrn Mertes ja frei, für sich selbst das Motto „Nicht austreten, sondern auftreten“ zu wählen, und er mag um die Aufklärung der Vorfälle seine Verdienste haben. Aber sein Vertrauen in die Reformfähigkeit der Amtskirche ist zumindest naiv, wenn nicht Schlimmeres.

Es sind eben nicht die Verfehlungen einiger verirrter Schäfchen zu beklagen, sondern die strukturelle Gewalt, die in diesem Missbrauchsskandal offenkundig wird. Das zeigt schon die Vielzahl der bekannt gewordenen Fälle, die ja immer noch nur die Spitze des Eisbergs sind. Diese Institution Kirche muss sich sehr wohl an einem hohen moralischen Standard messen lassen, weil sie ihn selbst gesetzt hat. Aber anstatt ein gutes Vorbild zu sein, hat sie sich mehr als einmal in ihrer Geschichte brutaler Verbrechen gegen die Menschlichkeit schuldig gemacht. Jahrhunderte lang hat sie die Gläubigen mit ihrer rigiden Sexualmoral gequält und in Schach gehalten, ihren Amtsträgern unfreiwillige Enthaltsamkeit auferlegt und das natürliche menschliche Grundbedürfnis nach Sexualität gegeißelt – während ihre Repräsentanten es dann in pervertierter Form an ihren Schutzbefohlenen auslebten! Und statt die Opfer kniefällig um Verzeihung zu bitten, ihnen durch das unumwundene Eingeständnis der Schuld Gerechtigkeit widerfahren zu lassen und sie in angemessener Weise wenigstens materiell zu entschädigen, sorgt man sich um das Ansehen der Täter und den Fortbestand der Institution, die sie repräsentieren.

So gesehen ist Mertes’ Plädoyer für „Vergebung und Verzeihung“ kein Zeichen christlicher Milde, sondern ein weiterer Schlag ins Gesicht der Opfer. ANNETTE ROTERMUND, Schwerte

Beruf verfehlt

■ betr.: „Biobauern auf Reisen“, sonntaz vom 29./30. 1. 11

Beim Lesen dieses Berichtes des „Biobauern“ Mathias blieb mir mein gutes biologisches Frühstücksbrötchen im Halse stecken. Dieser Mathias hat wahrlich seinen Beruf verfehlt, Filialleiter bei Aldi wäre wohl angebrachter. Dort hat er ein bisschen Bio im Angebot, für die anderen, nicht für sich persönlich, und er selbst kann sich seinem genussvollen „Essen“ täglich hingeben und seinen Kühlschrank damit füllen. Tut er nach eigenem Bekunden ja heute schon, aber dann sitzt er an der Quelle und muss nicht noch diesen elenden Bioanbau erledigen. Die anderen Biobauern, die herzhaft in eine Wurst aus Massentierhaltung und Gentechnikfütterung beißen, soll er doch auch noch mitnehmen. GABRIELE SAUTER, Saarbrücken

Gut für die Waffenindustrie

■ betr.: „Sie haben sich aufgeführt wie Könige“, taz vom 26. 1. 11

Am besten wäre: abschaffen den ganzen Mist und mit dem Geld was Menschenwürdiges machen! Echte humanitäre Hilfe zum Beispiel oder Bildung. Ein Verein, bei dem Führungskräfte selbst zugeben, dass sie Probleme haben, die Grenzen der Menschenwürde zu finden, ist eines modernen Staates unwürdig. Die Bundeswehr zieht offenbar in besonderem Maße Menschen an, denen es Spaß macht, andere Menschen zu quälen. Und die sollen, bis an die Zähne bewaffnet, anderen Ländern Frieden und Freiheit bringen? Wir bezahlen auch noch dafür und müssen zum Dank dieses Gefasel von „Staatsbürger in Uniform“ und „Freiheit verteidigen am Hindukusch“ ertragen. Die Bundeswehr ist gut für die Waffenindustrie und für sonst nichts. MICHAEL KORNEFFEL, Köln

Dschungelcampsehen verwirrt

■ betr.: „Brecht hätte Langhans gesehen“, tazzwei vom 28. 1. 11

Auch die jahrelange Beobachtung des Dschungelcamps durch die taz-Autorin rechtfertigt es nicht, die Verwirrung so weit zu treiben, ausgerechnet noch Bertolt Brecht als Verteidiger dieses seltsamen Beisammenseins im australischen Busch zu missbrauchen.

THOMAS LANGHOFF, KLAUS STAECK, Akademie der Künste, Berlin