Ich hoffe sehr ...…

Gute Bomben

betr.: „Die Mär von der guten Bombe“, taz vom 4. 1. 07

Die Arroganz der „etablierten“ Atommächte, die statt abzurüsten ihre fürchterlichen Arsenale „modernisieren“, ist trefflich beschrieben. Unerwähnt bleiben die offenbar weniger „etablierten“ Atommächte Indien und Pakistan, die noch nicht einmal den Atomwaffensperrvertrag unterschrieben haben, ebenso wenig wie Israel und Nordkorea.

Unzweifelhaft sind die Bomben Nordkoreas (sofern vorhanden) „böse“ Bomben – bei Indien, Pakistan und Israel will sich die „westliche Wertegemeinschaft“ nicht so recht festlegen. Zweifelsfrei ist aber das Atomprogramm des Irans „böse“ (wäre der Schah noch an der Macht, sähe das vermutlich wieder anders aus).

Die Urananreicherung im Iran reicht nicht einmal zur friedlichen Nutzung der Atomenergie aus, die widersinnigerweise der Atomwaffensperrvertrag jedem Staat der Welt ausdrücklich zubilligt. Da der Iran den Atomwaffensperrvertrag unterschrieben hat, kontrollieren die Inspekteure aus Wien auch eifrig. Doch da die Mullahs in Teheran für den Westen das „Böse“ schlechthin sind, helfen auch die Kontrollen nichts, da müssen Sanktionen her. Die Definitionshoheit über „gute“ und „böse“ Atommächte obliegt ausschließlich dem „guten“ Westen!

GUNTHER LENNER, Oettingen

Letzte Aktivisten

betr.: „Die Mär von der guten Bombe“

Vielen Dank dafür, dass Sie den Artikel von Ulla Jasper veröffentlicht haben. Ich hoffe, dass er zum Nachdenken darüber anregt, warum heute kaum noch jemand die Frage stellt, „ob der Einsatz dieser Waffen jemals moralisch zu rechtfertigen wäre“ – ganz anders damals, „als in Europa und den USA noch Hunderttausende auf die Straßen gingen, um gegen die Atomwaffen zu demonstrieren“.

Es gibt heutzutage noch einige wenige Menschen, die ihren Protest gegen die Atomwaffenpolitik in Aktionen des zivilen Ungehorsams artikulieren und deshalb angeklagt werden. Drei dieser letzten Aktivisten – darunter meine Frau – stehen am 9. Januar in Stuttgart vor Gericht, um sich wegen einer Aktion auf dem Gelände der amerikanischen Kommandozentrale Eucom in Stuttgart am Nagasaki-Tag 2005 zu „verantworten“. Es wäre gut, wenn Sie darüber berichten würden.

HELMUT JASKOLSKI, Erftstadt

„Tough on crime“

betr.: „Wahlkämpfe machen Gefängnisse voll“, taz vom 2. 1. 07

Endlich finden in die Medien Stimmen Eingang, die die verhängnisvolle Wende der Kriminalpolitik zu mehr Repression und zur Renaissance des Gefängnisses skandalisieren. Prof. Feest hat den Finger in eine Wunde gelegt. Zwar hat die Entwicklung in der Bundesrepublik nicht die verheerenden Ausmaße erreicht, die sie seit den Siebzigerjahren in den USA aufweist, wo die Zahl der Gefängnisinsassen seither um das Fünf- bis Sechsfache zugenommen hat. Aber auch in der Bundesrepublik gehört „Wegsperren“ längst nicht mehr zum Auslaufmodell der Kriminalpolitik. Und welcher Politiker traut sich noch, trotz Bundesverfassungsgericht lauthals von „Resozialisierung“ statt von „tough on crime“ zu sprechen?

Dennoch möchte ich noch ein Stückchen weitergehen als Herr Feest. In der Abschaffung der Wahlkämpfe kann natürlich das letzte – und erlösende – Wort nicht liegen. Sie sind nicht mehr als der Ort, an dem sich Ängste der Wähler artikulieren, die Politiker mit dem Vehikel des Strafrechts und der Kriminalpolitik zu bannen versuchen – wohl wissend oder auch nur ignorierend, dass diese Ängste an Orten und in Zusammenhängen ihren Ursprung haben, denen sich mit hartem Durchgreifen und einer repressiven Kriminalpolitik kaum beikommen lässt. Vielleicht jedoch ist das genau das Verständnis, das der modernen Gesellschaft am besten entspricht. Ein englischer Politologe hat es im Titel eines Buches zum Ende der ersten Thatcher-Runde so ausgedrückt: „The Free Economy and the Strong State“.

FRITZ SACK, Hamburg

Übereilte Impfung

betr.: „Privatsache Krebs“, „Drei Piekser für die Ewigkeit“, taz vom 4. 1. 07

Die Frage, ob die angepriesene Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs eine Luxusspritze sei, muss angesichts der leider noch schwachen Datenlage und des unverschämt hohen Preises mit „Ja“ beantwortet werden. Fest steht bisher, dass die Impfung nur die HP-Viren 16 und 18 betrifft, also nur 70 Prozent der Krebs verursachenden HP-Viren. Außerdem: 80 Prozent der Frauen infizieren sich im Laufe ihres Lebens mit HPV, wobei diese Infektionen zu 99 Prozent im Laufe der Zeit spontan wieder ausheilen. Weiterhin sollte bedacht werden, dass die Studiendauer von nur vier Jahren zu kurz ist, dass nur bei Frauen von 16 bis 26 Jahren getestet wurde und dass zurzeit nur ein Impfschutz von fünf Jahren versprochen wird. Es besteht kein Grund für eine übereilte Impfung! Früherkennungsuntersuchungen beugen vor, da durch regelmäßige, qualitativ gute PAP-Abstriche Zellveränderungen des Muttermunds frühzeitig erkannt werden und dann eine effektive Behandlung möglich wird, um einen Gebärmutterhalskrebs zu vermeiden. WILFRIED WARNTJEN, Frauenarzt, Kempten

Bin nicht überzeugt

betr.: „Privatsache Krebs“

Ihr hättet mal ins Arzneimitteltelegramm schauen müssen. In Australien wurde die Impfung wegen unzureichender Datenlagen abgelehnt. Langfriststudien zur Impfung fehlen noch völlig. Auch scheint es erst nachgewiesen zu sein, dass die Impfung bei Mädchen einen Effekt hat, die noch keinen Sex hatten.

Ihr habt leider verkannt, dass die Euphorie der zitierten Wissenschaftler Hoffnung und noch kein Wissen ist. Bei der schwachen Datenlage und den enormen Kosten kann ich die Krankenkassen verstehen, dass sie die Kosten noch nicht übernehmen. Auch kann ich die ständige Impfkommission StIKo verstehen, dass sie sich schwertut, diese Impfung zu empfehlen.

Als Hausarzt bin ich vom Nutzen dieser Impfung noch nicht voll überzeugt.

MAX HAHN, Tengen

Reißerischer Titel

betr.: „Drei Piekser für die Ewigkeit“

Als erfahrene und engagierte (AKF) Frauenärztin möchte ich einige kritische Anmerkungen zu Ihrem Artikel machen: Der ist Titel reißerisch. Es wird eine 100-prozentige Garantie suggeriert, die nicht zu halten ist und im Text ja auch relativiert wird.

Zitat Lutz Gissmann: „Der neue Impfstoff verhindert nicht nur Krebs. Er erspart auch tausenden Frauen, die verdächtige Befunde haben, eine Zeit der Angst.“ Das ist für Laien unverständlich. Denn wenn Frauen erst mal verdächtige Befunde haben, kann man mit der Impfung nichts mehr ausrichten.

„Mittdreißigerin mit wechselnden Partnern …“ Für sie kann sich eine Impfung möglicherweise rentieren – aber nur dann, wenn sie mittels einer speziellen Untersuchung nachgewiesen hat, dass sie nicht HPV-infiziert ist. Es fehlt in Ihrem Artikel die Erwähnung, dass es diese Untersuchungsmöglichkeit gibt.

Im Übrigen erwarte ich von einer Zeitung wie der taz, dass die unselige und zu falschen Hoffnungen Anlass gebende Verwechslung der Begriffe Vorsorge und Früherkennung nicht geschieht: Die Impfung ist eine echte Vorsorge, die einen Krebs verhindern kann. Jegliche Untersuchung wie das einmal jährliche Angebot zum PAP-Abstrich für Frauen ab zwanzig ist eine reine Krebsfrüherkennungsuntersuchung. Die Unterscheidung ist bedeutsam, weil mit dem Begriff Vorsorge suggeriert wird: Ich kriege keinen Krebs, ich war ja zur Vorsorge. Ein fatales falsches Versprechen!

EDITH BAUER, Strausberg

Wichtiges vergessen

betr.: „Weißkittel ackern in Grauzone“, taz vom 2. 1. 07

Der Artikel enthält zwar nicht viel Falsches, lässt jedoch Wichtiges außer Acht: Das Ackern in der Grauzone (hier: Bereitschaftsdienste) betrifft nicht nur Ärzte, sondern auch Krankenschwestern, MTA und andere Berufsgruppen in den Krankenhäusern.

Schließt sich hier die taz der derzeitigen Mode in den Medien an, nach dem Hype des Marburger Bundes im letzten Jahr die Ärzteschaft als alleinige und wahre Dienstleisterin im Bereich der Krankenversorgung darzustellen? Glaubt sie, der Personalmangel in den nichtärztlichen Bereichen sei durch Tarifvertrag zu regeln? Ich möchte nicht einem Sprecher der DKG das letzte Wort überlassen wissen mit der benannten Forderung, das Tarifrecht müsse allerdings noch flexibler reagieren.

Die deutsche Bundesregierung ist die Verursacherin der Probleme, in dem sie den Krankenhäusern die finanziellen Mittel vorenthält, mit denen sie die fachlich notwendige Anzahl von Beschäftigten einstellen und gemäß europäischem Recht vergüten könnten! Das EuGH-Urteil von 2003 hat das Problem nur beurteilt, nicht geschaffen. Die Richtlinie galt auch schon vorher und ist nur bislang mit Billigung der Bundesregierungen gleich welcher Couleur ignoriert worden.

THOMAS RENSING, Duisburg

Unheilvoller Trend

betr.: „Ein Beitritt auf Raten“, taz vom 29. 12. 06

Mit großem Interesse habe ich ihren Artikel über den Beitrag Rumäniens zur EU gelesen. An einem nehme ich Anstoß: „Die Landwirtschaft … wirkt museal.“ Sehen Sie sich bitte den Film „We feed the world“ von Erwin Wagenhofer an, in dem es auch ein Kapitel über Rumäniens Landwirtschaft gibt. Kämpfen Sie dafür, dass Rumäniens Landwirtschaft sich dem Bio-Anbau verschreibt, als Ganzes das Biolabel bekommt.

Sie sehen im Film, dass etwa die Saatgutkonzerne wie Monsanto bereits in den Startlöchern stehen, um ihre Erzeugnisse an den Bauern-Mann zu bringen und die gesamte Landwirtschaft Rumäniens nach berüchtigtem EG- bzw. EU-Muster umzukrempeln, zum Schaden nicht nur der landwirtschaftlichen Bevölkerung. Wo heute noch arbeitsintensive und weitgehend schadstofffreie Landwirtschaft betrieben wird, gibt es morgen nur noch intensive Monokultur-Düngelandwirtschaft mit all den negativen Auswirkungen. Versuchen Sie ihr Bestes, um diesem unheilvollen Trend entgegenzuwirken. Danke.

DIETER SCHNEYINCK, Hosskirch

Geld mitbringen

betr.: „Das Dienstleistungsproletariat kommt“, taz vom 5. 1. 07

Seit Jahren fordern die Arbeitgeber, dass die Löhne sinken müssen, im Gegenzug, so versprachen sie, würde mehr eingestellt. Gewerkschaften und Politik haben diesem Ansinnen stattgegeben und die Gewerkschaften haben nur geringe bis gar keine Erhöhungen im Tarifpoker durchgesetzt. Aber es wurde nicht mehr eingestellt. Und heute wird weiter nach Senkung geschrien. Oder ist im Osten Deutschlands, wo die Löhne niedriger als im Westen sind, kaum noch Arbeitslosigkeit? Lohn auf polnischem Niveau? Auch dort gibt es keine Vollbeschäftigung. Lohn auf chinesischem Niveau? Auch dort werden Arbeitsplätze abgebaut.

Tjaja, wie sagte mein alter Arbeitgeber: Wenn es nach ihm ginge, müsste ich noch Geld mitbringen. Ist es das, was den Arbeitgebern so vorschwebt?

PHILIPP SANDELMANN, Bad Harzburg

Hilfe statt Zwang

betr.: „Verschwendung, die sich lohnt“, taz vom 5. 1. 07

Herr Wagner wendet gegen ein „Grundeinkommen für alle“ (= bedingungsloses Grundeinkommen) ein, dass Langzeitarbeitslose „aufgrund unzureichender Bildung und der Gewöhnung an Perspektivlosigkeit auch kaum noch in der Lage [sind], sich außerhalb der Erwerbswelt sinnstiftend zu betätigen“. Anders gesprochen bringt Herr Wagner also zum Ausdruck, dass man Langzeitarbeitslose vor sich selbst schützen muss, man muss ihnen die Freiheit zur eigenen Entscheidung vorenthalten. Man sollte sie über den dritten Arbeitsmarkt genau zu jener sinnstiftenden Arbeit zwingen, zu der sie eigentlich nicht in der Lage sind!?

Unter der Gegebenheit eines bedingungslosen Grundeinkommens kann und muss ein zuvor Langzeitarbeitsloser selbst und frei entscheiden, ob er bei der Müllabfuhr oder der Gemeindegärtnerei arbeitet oder eben nicht. Unter der Bedingung eines dritten Arbeitsmarkts würde diese eigene Entscheidungsfreiheit (und Entscheidungspflicht!) entfallen, dann bestünde wieder die Arbeitspflicht. Wer nicht dazu in der Lage ist, sinnstiftende Tätigkeiten auszuüben, dem muss geholfen werden – Hilfe ist aber etwas anderes als der Zwang durch das Arbeitshaus.

ANDREAS HÖRMANN, Frankfurt

Inselbetten

betr.: „Urlauber sitzen fest. Orkanböen auf Helgoland“, taz vom 3. 1. 06

Helgoland hat eine Gesamtbettenkapazität von 2.200 Betten. Davon entfallen ca. 200 Betten auf den Sommerbau der Jugendherberge sowie weitere 200 auf Campingplatz und Bungalowdorf. Das sind schon 400 Betten, die wir im Winter abziehen müssen. Gehen wir darüber hinaus davon aus, dass von diesen Betten ein weiteres Drittel im Winter nicht zur Verfügung steht oder gerade renoviert wird, so bleiben 1.200 Betten übrig. Gehen wir nun von einer Auslastung von 85 Prozent aus, so waren zwischen Weihnachten und Silvester 1.020 Gäste da.

Liest man nun Ihre Nachricht, so könnte der Eindruck erweckt werden, dass alle diese Gäste am 1. Januar fluchtartig die Insel verlassen wollten. Die Zahl ist definitiv zu hoch gegriffen. Und am 2. Januar ging ja auch alles wieder rund: Die „MS Funny Girl“ mit einer Kapazität von 800 Passagieren kam und die OLT war mit insgesamt drei Flugzeugen im Einsatz, um auch die ganz Eiligen abzuholen.

CHRISTIAN LACKNER, Helgoland

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