Deckname „Grey“

In der Affäre Wielgus sind noch viele Fragen offen

WARSCHAU dpa ■ Aus der fast 70 Seiten umfassenden Geheimdienstakte von Erzbischof Stanisław Wielgus geht hervor, dass der heute 67-Jährige beim kommunistischen Geheimdienst unter dem Decknamen „Grey“ geführt wurde. Sowohl eine kirchliche Untersuchungskommission wie auch Historiker im Auftrag des polnischen Ombudsmanns für Bürgerrechte kamen in der vorigen Woche zu dem Schluss, dass es „keinerlei Zweifel an einer bewussten Zusammenarbeit“ von Wielgus mit dem kommunistischen Sicherheitsdienst gab. In der Akte sind zwei Verpflichtungserklärungen enthalten.

Über das Ausmaß der Kooperation gibt es jedoch bisher keine eindeutigen Beweise. Der Geheimdienstakte zufolge sollte Wielgus während seines Forschungsaufenthalts in München polnische Priester in der Bundesrepublik ausspähen.

Die kirchliche Untersuchungskommission kommt zu dem Schluss, dass es für Feststellungen über einen durch Wielgus verursachten Schaden zu früh ist. Die Wissenschaftler wollen nun vor allem bei der Lubliner Zweigstelle des Instituts des nationalen Gedenkens (IPN) weiterforschen. Wielgus war in Lublin Seelsorger und Rektor der Katholischen Universität.