Auf der Flucht aus dem Kalifat

IRAK Dschihadisten rufen islamischen Staat aus und ernennen ihren Anführer zum Nachfolger des Propheten. 650.000 Menschen fliehen vor den Kämpfen nach Kurdistan

BERLIN ap/reuters/dpa | Nach der Ausrufung des Kalifats durch die Miliz Islamischer Staat im Irak und in Syrien (Isis) hat die US-Regierung die internationale Gemeinschaft zum Kampf gegen die dschihadistische Bedrohung aufgerufen. „Die Strategie, ein Kalifat in der Region zu errichten, war absehbar. Deswegen ist jetzt der kritische Moment für die internationale Gemeinschaft gekommen, vereint gegen Isis und deren Vorrücken zu stehen“, sagte Außenamtssprecherin Jen Psaki. Deutschland und Israel schlossen sich dem Aufruf an.

Trotz der Gegenoffensive des irakischen Militärs hatte die Miliz am Sonntag ihren Staat ausgerufen – und sich in Islamischer Staat (IS) umbenannt. Anführer Abu Bakr al-Baghdadi erklärte sich zum Kalifen des Reichs, das die von den Dschihadisten kontrollierten Gebiete im Irak und in Syrien umfassen soll.

Islamische Gelehrte aus aller Welt wandten sich gegen das Kalifat. In ihren Botschaften verkünden sie, kein Muslim sei verpflichtet, al-Baghdadi die Loyalität auszusprechen. Isis wird von vielen Muslimen als unislamisch bezeichnet, weil die Dschihadisten den Tod von Glaubensbrüdern in Kauf nehmen.

So nannte der marokkanische Gelehrte Umar al-Hadduschi laut arabischen Medien al-Baghdadi einen „vom Glauben Abgefallenen“. Der ägyptische Prediger Hani al-Sibai verbreitete auf Twitter eine Warnung an die Isis-Kämpfer: Gott sei nur mit den Aufrechten. Al-Sibai wünschte der irakischen Regierung, „trotz meiner Kritik an ihr“, Erfolg im Kampf um die von der Miliz eingenommenen Stadt Mossul im Norden des Landes.

Demgegenüber feierten syrische IS-Kämpfer die Ausrufung ihres Kalifats in Teilen Syriens und des Irak. Per Kurznachrichtendienst Twitter wurden in der Nacht zum Montag unter anderem Bilder von einer Parade in der nordsyrischen Provinz Rakka veröffentlicht. Zu sehen waren Menschen, die die Islamistenfahne aus Autofenstern heraus schwenkten und Gewehre in die Luft hielten. Rakka ist die einzige Provinzhauptstadt in Syrien, die die Extremisten kontrollieren.

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