Staatsoper wird Chefsache

Regierungschef Klaus Wowereit signalisiert im Kulturausschuss, Verantwortung für das marode Haus übernehmen zu wollen. Nur konkrete Zusagen gibt es nicht, die Bauuntersuchung dauert bis 2009

VON ROLF LAUTENSCHLÄGER

Für die marode Staatsoper Unter den Linden hatte der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) gestern ein kleines Neujahrspräsent mit in den Kulturausschuss gebracht. Statt wie bislang die finanzielle Verweigerungshaltung des Landes zur Sanierung des Opernhauses zu bekunden, signalisierte Wowereit, dass Berlin eine klare „Verantwortung für die sichere Zukunft der Staatsoper“ trage.

Der Sanierungsbedarf für die Bühne sei „unzweifelhaft“, sagte der oberste Kulturbeauftragte der Stadt. Das Land werde sich bei der Erstellung des kommenden Haushaltsplanes 2008/09 darum kümmern und „zeitgemäß“ ein Sanierungs- sowie Finanzierungskonzept vorlegen.

Berlin und der Bund hatten verabredet – zusätzlich zur 30-Millionen-Euro-Spende des Unternehmers Dussmann –, mit jeweils 50 Millionen Euro die bröckelnde Staatsoper zu restaurieren. Nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts im Oktober 2006, das dem überschuldeten Berlin keine zusätzlichen Finanzhilfen zugestand, hat das Land diese Verabredung aufgekündigt. Seither ist die Zukunft der Oper offen.

Konkrete Zusagen machte der Regierende Bürgermeister allerdings nicht. Das Drängen der Opposition, Berlin solle sich doch zur einstigen Millionenzusage bekennen, um die verfahrene Situation wieder in Gang zu bringen, wies Wowereit zurück. Erst müssten genaue Zahlen über den geschätzten Sanierungsaufwand von 130 Millionen Euro vorliegen, sagte er. Derzeit bestünden in dieser Frage „große Unsicherheiten“. So seien noch grundlegende Untersuchungen der Bausubstanz notwendig. Auch müssten die Zusagen Dussmanns wirklich „belastbar“, also vertraglich geregelt seien.

Dass in der „Lindenoper“ nicht morgen schon mit den Bauarbeiten begonnen werden könnte, ließen Opernintendant Peter Mussbach und die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung gestern durchblicken. Das Haus gehe zwar jeden Tag mehr „in die Knie“, sagte Mussbach. Dennoch könne man derzeit sowohl über den genauen Sanierungsbedarf als auch die Kosten nur spekulieren. So sei die Untersuchung über die Schäden der Fundamente, des Mauerwerks und des technischen Materials noch im Gange. Außerdem sei ungeklärt, welche der möglichen Sanierungsvarianten – also mit oder ohne einen zusätzlichen vierten Rang – zum Tragen käme. Dadurch könnten die Kosten um 15 bis 20 Millionen Euro variieren.

Mussbach wies noch einmal darauf hin, dass die Spende Dussmanns und des Opern-Fördervereins sicher sei. Das Land sei nun am Zuge. Wäre alles nicht so dramatisch, könnte sich Berlin damit aber Zeit lassen. Denn nach Ansicht der Stadtentwicklungsverwaltung dauern die Untersuchungen bis 2009.