„Klima-Allianz“ statt Verbände-Konkurrenz

Deutsche Umwelt- und Entwicklungsorganisationen wollen Kräfte bündeln. Erfolgreiche Vorbilder im Ausland

BERLIN taz ■ Mit einem breiten Bündnis – Arbeitstitel „Deutsche Klima-Allianz“ – wollen die wichtigsten deutschen Umwelt- und Entwicklungsorganisationen gemeinsam Druck für einen besseren Klimaschutz ausüben. Bei einem ersten Treffen am Mittwoch und Donnerstag in Bonn sollen Ziele und Aktivitäten, wie gemeinsame Öffentlichkeits- und Lobby-Arbeit, diskutiert werden. Die Einladung richtet sich an praktisch alle großen Akteure: Greenpeace, WWF, BUND, DNR, Nabu, Grüne Liga und Deutsche Umwelthilfe ebenso wie Misereor, Brot für die Welt, Oxfam, das Deutsche Rote Kreuz, die Welthungerhilfe, Caritas, Germanwatch.

Mit der „Apollo Alliance“ in den USA, dem Bündnis „Stop Climate Chaos“ in Großbritannien und der Kampagne „Hier“ in den Niederlanden gibt es bereits Vorbilder, wie Umwelt- und Entwicklungsorganisationen, teilweise ergänzt um Gewerkschaften und einzelne Unternehmen, gemeinsam Druck auf Politik oder Industrie ausüben können. In Deutschland sind die Umweltverbände hingegen bisher eher zurückhaltend mit gemeinsamen Aktionen. Auch wenn hinter den Kulissen oft gut zusammengearbeitet wird, dominieren in der Außendarstellung häufig „Eifersüchteleien“ und der Hang zur „Eigenprofilierung“, berichten Beteiligte vieler Verbände übereinstimmend. Denn trotz oft ähnlicher Ziele konkurrieren die Verbände um öffentliche Aufmerksamkeit, Mitglieder und Spenden. Bündnisse wie „Kein Diesel ohne Filter“ oder die aktuelle Kampagne „Atomausstieg selber machen“ zeigen jedoch, dass auch hierzulande ein Umdenken hin zu mehr Kooperation eingesetzt hat. Am Rande einer Klima-Konferenz der Heinrich-Böll-Stiftung im Herbst vergangenen Jahres kam die Idee für eine verstärkte Kooperation auf.

Anlass für die geplante Klima-Allianz ist unter anderem die deutsche EU- und G-8-Präsidentschaft, in der Maßnahmen gegen den Klimawandel eine wichtige Rolle spielen sollen. Doch während die Wirtschaftslobby bereits sehr aktiv ist, um weitreichende Entscheidungen zu verhindern (siehe oben), ist die Gegenseite bisher deutlich schlechter organisiert.

Ob sich das kurzfristig ändern wird und auf welche gemeinsamen Forderungen sich die beteiligten Organisationen tatsächlich einigen können, war im Vorfeld des geplanten Treffens offen. Doch „Gesamtkoordination“ und „Finanzierung der nächsten Arbeitsschritte“ stehen immerhin schon auf der Tagesordnung. MALTE KREUTZFELDT