Exzellentes Wachstum

Ein neuer Pakt zwischen dem Senat und den Hamburger Hochschulen soll Geld an die Unis bringen, die Forschung vorantreiben und den doppelten Abiturjahrgang auffangen. Trotzdem jubelt niemand

Von Ilka Kreutzträger

Die Hamburger Hochschulen haben einen Pakt mit dem Senat geschlossen, einen „für Exzellenz und Wachstum“. Diese Vereinbarung soll den 2002 beschlossenen Hochschulpakt weiterführen und abschließen, sagte Wissenschaftssenator Jörg Dräger (parteilos) auf der gestrigen Pressekonferenz mit Hochschulpräsidenten. Den Universitäten werde mit zusätzlichen 200 Millionen Euro und einem garantierten Inflationsausgleich des Hochschuletats finanzielle Planungssicherheit bis 2011 gewährleistet, sicherte Dräger zu.

Im Gegenzug verpflichten sich die Universitäten, von 2008 bis 2011 insgesamt 1.000 zusätzliche Studienplätze zu schaffen. So soll die steigende Zahl der Abiturienten durch den Wegfall des 13. Schuljahres zwischen 2010 und 2012 abgefangen werden. 450 Plätze sollen an der Universität Hamburg, 400 an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) und 100 an der Technischen Universität (TU) entstehen. Die Hafencity-Universität soll 35, die Hochschule für Musik und Theater und die Hochschule für bildende Künste jeweils 16 Studienplätze anbieten. Vom Bund gibt es dafür 14 Millionen Euro Zuschuss.

Zudem solle sich die Qualität von Lehre und Forschung „messbar verbessern“, forderte der Senator. Damit meint er die Bewilligung von Forschungsprojekten der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), des Bund-Länder-Programms „Exzellenzinitiative“ (siehe Kasten) oder die Bemühungen um ein weiteres Max-Planck-Institut. Geld aus der Hamburger Landeskasse ist an den Erfolg dieser Anstrengungen geknüpft: Nur für extern finanzierte Forschungsprojekte gibt es extra Geld vom Senat dazu. Das stößt in der Opposition auf harsche Kritik.

Heike Opitz, Hochschulpolitische Sprecherin der GAL, hält den Pakt für „eine richtige Mogelpackung“. Die zusätzlichen Mittel „bestehen größtenteils aus Bundesmitteln“. Gesichert werde lediglich der Status quo, eine Lösung für die fast 5.000 zusätzlichen Abiturienten sei mit den 1.000 zusätzlichen Studienplätzen aber nicht in Sicht, erklärte Opitz.

Kritik kommt auch aus den Hochschulen. Zwar werde begrüßt, dass mehr Geld in die Kassen fließe, aber Grund zum Jubeln gebe es nicht, sagte Edwin Kreuzer, Präsident der TU. Um das Mehr an Studienplätzen zu betreuen, müsse das Lehrdeputat von acht auf neun Semesterwochenstunden erhöht werden. „Das wird uns sehr treffen“, so Kreuzer. Auch Uni-Präsidentin Monika Auweter-Kurtz sieht darin ein Problem: „Viele Lehrende übererfüllen bereits heute freiwillig das Lehrdeputat.“ Hier sei kein Spielraum für noch mehr Lehre, wenn die Forschung nicht zu kurz kommen solle.

In einer ähnlichen Misere sieht sich auch Michael Stawicki, Präsident der HAW: „Die Betreuungsrelation wird sich für die Studierenden verschlechtern, da führt kein Weg dran vorbei.“ Neue Studienplätze und gleichbleibende oder steigende Qualität seien an der HAW nur durch die Zusammenarbeit mit Partnern aus der Wirtschaft zu bewältigen. Die Zukunft heißt für Stawicki Public Privat Partnership.

Ausreichende Mittel können Hamburgs Hochschulen dennoch nicht vom Senat erwarten, sondern von den eigenen Forschungsleistungen. Die nächste Runde der Exzellenzinitiative, die Geld an die Unis bringen kann, steht an. In der ersten Runde war Hamburg allerdings leer ausgegangen.