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: Ein Traum von Viren

„Der letzte Tanz“, ARD, 20.15 Uhr

Gut, äußerlich könnte man das Ganze für ein taz-taugliches Drama halten: Da treffen sich nach mehr als 30 Jahren drei libertinäre Alt-68er in der friesischen Pampa wieder. Zwei Männer, eine Frau, Dreiecksgeschichte und viele verlorene Träume inklusive. Dazu wirklich schöne Kamerafahrten über Watt, Geest und Marsch im Winter.

Doch dann das: Der Klassenkämpfer Willi (Hans-Uwe Bauer) saß wegen einer Studentendemo damals im Knast, schlug sich in Kanada durch und rettet heute am deutschen Nordseestrand Seehunde. Mitläufer Dieter (Peter Sattmann) hat dagegen richtig Karriere gemacht und ist jetzt eine Kapazität in Sachen Tiermedizin. Und beider Betthaserl Anna (Franziska Walser) führt dort oben an der Küste den Gasthof ihrer Eltern weiter. Das Drehbuch hat ihr einen Adoptivsohn beigestellt. Der heißt zwar Jürgen, stammt aber aus Vietnam. Und weil es sich nun einmal um einen Mittwochabend-Film im Ersten handelt, pilchert die ganze Sache so gutbürgerlich vor sich hin, wie man sich bei den öffentlich-rechtlichen Primetimern eben das werte Publikum vorstellt. Spaß machen da höchstens die selbst für so eine Einlullproduktion selten holzigen Dialoge: Willy: „Wolltest du nicht einen Impfstoff entwickeln, der aussterbende Tierarten im Amazonasgebiet vor fremden Viren schützt? – Peter: „Hatten wir nicht alle unsere Träume?“ Das kesselt.

Einen schönen Satz gibt es immerhin, ganz am Anfang, wenn Peter seinen Willi nach all den Jahren in einer TV-Doku wieder sieht. Schauspieler Sattmann guckt unter Aufbietung all seiner dramaturgischen Kräfte wie ein Auto, und seine Frau meint trocken: „Du stehst da wie ein gefriergetrocknetes Kaninchen.“ Das wäre auch ein schöner Titel für diese TV-Kritik gewesen, war aber leider zu lang. STG