Einer muss gelogen haben

Untersuchungsausschuss Klinikskandal: Dauer-Streit der Krankenhaus-Chefs führt zu widersprüchlichen Aussagen

Der Klinik-Untersuchungsausschuss musste gestern auf das mit Spannung erwartete Erscheinen des früheren Geschäftsführees von Bremen-Ost, Andreas Lindner, verzichten: Sein Mandant sei in der Untersuchungshaft erkrankt, ließ Lindners Anwalt wissen.

Um so spannender war, was der Chef des Klinikums Links der Weser (LdW), Peter Stremmel, darüber berichten konnte, wie der Holding-Geschäftführer Wolfgang Tissen zu seinem Posten gekommen war. Für die dreiköpfige Leitung des LdW sei damals nach einer Stunde Tissen-Vorstellungsgespräch klar gewesen: Der Mann ist ein „Überschriftenfabrikant“ – ein talentierter Blender ohne besondere fachliche Kenntnisse.

Als ihn der Abteilungsleiter aus dem Gesundheitsressort, Matthias Gruhl, nach dem Gespräch mit Tissen angerufen habe, habe er diesem das auch deutlich gesagt, so Stremmel. Ihm zufolge hat Gruhl nicht nachgefragt, wie Stremmel zu diesem Eindruck gekommen war, sondern schlicht erklärt, er, Gruhl, sei mit Tissen befreundet.

Die Ausschussmitglieder fragten drei Mal nach, um sich zu vergewissern, dass sie richtig gehört hatten. Denn das ist genau das Gegenteil von dem, was Abteilungsleiter Gruhl dem Ausschuss erzählt hatte: Den Stremmel habe er gar nicht nach seiner Meinung über Tissen nach dessen Antrittsbesuch gefragt. Schließlich hatte dieser sich selbst um den Posten beworben – und sei daher befangen gewesen.

Das wiederum ist eine Geschichte, die das Verhältnis von Klinik-Chef und Gesundheitsbehörde schon vorher zerstört hatte. Denn nach Stremmels Auskunft war er zuvor von Gruhl aufgefordert worden, sich zu bewerben – mit dem ausdrücklichen Hinweis, der Gesundheitsstaatsrat Arnold Knigge sei auch dafür. Später habe dieser ihn, Stremmel, jedoch telefonisch aufgefordert, die Bewerbung zurückzuziehen. „Es war eine schlimme Zeit“, sagte Stremmel, „seitdem hatte ich Probleme mit dem Staatsrat.“ kawe