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: Der Kandidat

Ulrich Khuon, der Intendant des Thalia Theaters, geht. Doch wer wird sein Nachfolger? Die taz nord macht Vorschläge. Heute: Wilfried Schulz, Hannover

Es liegt eigentlich auf der Hand. Wo arbeitete Khuon, bevor ihm das Kunststück gelang, das Hamburger Thalia Theater zum Anziehungspunkt für junge Regisseure und zugleich zur besucherstärksten Bühne Deutschlands zu machen? Richtig, am Schauspiel Hannover. Das Theater gilt seit längerem als gutes Sprungbrett für die ganz großen deutschen Bühnen. Hannover ist langweilig genug, damit Kunst noch echt provozieren kann. Es ist groß genug, um nicht im Provinzmief zu ersticken. Es ist Stadt genug, um den talentierten Nachwuchs nicht total zu verschrecken. Seit der Spielzeit 2000/2001 ist Wilfried Schulz Intendant des Schauspiels Hannover und hat mit experimentierfreudigen Inszenierungen auf sich aufmerksam gemacht. Ulrich Khuon war sein direkter Vorgänger, doch Schulz hat es längst aus dessen Schlagschatten geschafft. Als das niedersächsische Kultusministerium sein Budget kürzen wollte, drohte er mit Rücktritt – erfolgreich.

Das Schauspiel bekam 1,5 Millionen mehr, Schulz verlängerte seinen Vertrag bis 2010, behielt sich allerdings eine Rücktrittsklausel vor, falls es sich das Ministerium anders überlegen sollte. Das zeugt von Verhandlungsgeschick, das er bei den Gesprächen mit dem Hamburger Senat brauchen könnte.

Was noch für ihn spricht: Schulz war schon in Hamburg, von 1993 bis 2000 arbeitete er unter dem damaligen Intendanten Frank Baumbauer als Chefdramaturg des Schauspielhauses. Der Intendant aus Hannover kennt also die Konkurrenz zum Thalia-Theater aus erster Hand – keine schlechte Ausgangsposition, um im Kampf der großen Häuser zu bestehen. WIE/Foto: dpa