Transrapid: Geheimnisverrat

Einer hat zu viel erzählt: Die Staatsanwaltschaft in Hannover prüft, ob sie gegen einen Abgeordneten des Transrapid-Untersuchungsausschusses Ermittlungen wegen „Geheimnisverrats“ einleitet. „Informationen aus Ermittlungsakten der Staatsanwaltschaft Osnabrück sind an die Presse gelangt“, sagte Oberstaatsanwalt Thomas Klinge zur taz. „Hoch ärgerlich“ findet der Osnabrücker Staatsanwalt Alexander Retemeyer, dass nach den ersten Zeugenvernehmungen vertrauliche Details veröffentlicht wurden. Der U-Ausschuss hatte am Dienstag in einer nicht-öffentlichen Sitzung Video- und Tonaufnahmen der Staatsanwaltschaft vom Unglück gezeigt. Danach wurde berichtet, dass möglicherweise verschiedene Funksysteme zu dem Unglück mit 23 Toten beigetragen haben. SPD und Grüne kritisierten, das habe das menschliche Versagen zumindest begünstigt. Zudem war zu lesen, dass zum Zeitpunkt des Unglücks noch eine dritte Person im Leitstand war, die möglicherweise die beiden anderen Mitarbeiter, gegen die die Staatsanwaltschaft ermittelt, ablenkte. Allerdings war das Funk-Wirrwarr bereits öffentlich bekannt: Auf einer Pressekonferenz nach dem Unglück am 22. September hatte die Staatsanwaltschaft erklärt, die Auswertung der Tonbandaufzeichnungen werde sich schwierig gestalten, da der Funkverkehr „auf verschiedenen Kanälen“ erfolgt sei. Alle Fraktionen stritten gestern ab, sich verplappert zu haben. ksc