De facto ein Aufschwung Süd

Der Wettbewerb um Eliteuniversitäten ist zu einem Subventionsprogramm für die reichen Länder Bayern und Baden-Württemberg ausgeartet – geplant war anderes

Den guten Unis wird gegeben – und den weniger Guten obendrein genommen

BERLIN taz ■ Am Anfang des Elitewettbewerbs stand diese Idee: Das hoffnungslos unterfinanzierte deutsche Hochschulsystem sollte einen kräftigen Zuschuss bekommen. Und zwar weder irgendwo noch mit der Gießkanne, sondern ganz gezielt – für die Besten. Die damalige Bundesforschungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) rief das Eliteprogramm aus, um einer kleinen Zahl exzellenter Universitäten den Sprung in die internationale Forschungsspitze zu erleichtern.

Die spezielle Mechanik der dann ausgehandelten Förderkriterien sorgt allerdings nun für folgenden Effekt: Den guten Unis wird gegeben – und den weniger Guten obendrein genommen. Wie das? Insgesamt erhalten die Eliteunis 1,9 Milliarden Euro, das Geld fließt gestreckt über 5 Jahre. 75 Prozent des Geldes kommt vom Bund, 25 Prozent schießt das jeweilige Bundesland hinzu, in dem die ausgewählte Eliteuni liegt.

Zunächst einmal ging ein Großteil des Elitegeldes in den Süden. Neben den bereits ausgewählten drei Südunis in München (LMU und TU München) und Karlsruhe (Technische Hochschule) sitzen weitere heiße Anwärter in den Südstaaten: Heidelberg, Freiburg, Mannheim, Tübingen und Würzburg dürfen sich begründete Hoffnungen auf Zuschüsse machen.

Aber selbst wenn es auch Universitäten wie die in Berlin, Bremen, Aachen oder Göttingen in die Elite schaffen sollten, entsteht sofort ein Problem: Diese Bundesländer können zwar die Elitemillionen für ihre Spitzenunis garantieren (und müssen es auch vertraglich gegenüber dem Bund) – aber sie schaffen das nur auf Kosten von Kürzungen ihrer übrigen Hochschulen.

Krassestes Beispiel ist Berlin. Kämen etwa beide Berliner Anwärter, die Freie und die Humboldt-Uni, in den Genuss der Elitemillionen (zusammen 100 Millionen Euro pro Jahr mehr) müssten die anderen Berliner Einrichtungen dafür mit Sicherheit bluten. Bereits jetzt will die Finanzverwaltung rund 75 Millionen Euro im Wissenschaftsbereich kürzen. Mit der Eliteförderung wäre es dem eisernen Finanzsenator aber verboten, sich dieses Geld von Freier und Humboldt Uni zu holen. Also würde er sich die 75 Millionen Euro eben von den zehn Fachhochschulen, der Technischen und der Uni der Künste holen. Ganz ähnlich wird es wohl in Bremen ablaufen. Auch dort gibt es ein Sparverbot für eine eventuelle Eliteuni Bremen. Gleichzeitig laufen aber bereits Kürzungsprogramme für Bremens andere Hochschulen.

So ist der Effekt, den der Elitewettbewerb in seiner jetzigen Konstruktion auslöst, ein doppelter: Es ist ein Investitionsprogramm in den ohnehin reichen Süden. Obendrein differenziert es den Rest der Hochschullandschaft – in reiche Eliteuniversitäten und gekürzte Mittelmaßhochschulen. CHRISTIAN FÜLLER