LESERINNENBRIEFE
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Ein unglücklicher Vergleich

■ betr.: „Auch ich war in Illyrien“, taz bremen vom 24. 1. 11

Den Illyrien-Vergleich, der (…) zur Kommentierung des „Bremer AutorInnen-Streits“ in Sachen Schirmherrschaft Neumann bemüht wird, halte ich zumindest für unglücklich. Ist Herr Staatsminister Neumann etwa ein „Besatzer“? (…) Auch muss man kein „Feingeist“ sein, um zu erkennen, dass hier (…) im konkreten Fall ein banales Geschäft auf Kosten der Poesie stattfindet: Ein Staatsminister lässt sich gerne schmeicheln, die Bittsteller stecken sich die fragwürdige Ehre wie ein Etikett an die Brust. Um sich daran zu stören, muss man auch als Nicht-Poet nur eines haben: etwas wachen politischen Verstand. Unerheblich ist, ob ein früher namentlich angegriffener Dichter wie Erich Fried später die Entschuldigung des Angreifers akzeptierte. Entscheidend allein ist die Geisteshaltung, die hinter dem Wunsch nach Verbrennung missliebigen Gedankenguts steckt: Kritik mundtot zu machen (…) Treibt diese Geisteshaltung Herrn Neumann nicht mehr um? Und ist er, ausgerechnet er der Gewährträger – und sei dies nur symbolisch – für eine Poesie, die frei ist (…) ? (…)RICHARD STAAB (Unterzeichner der „Protestliste“), Bremen

Noch nicht genügend gewürdigt

■ betr.: Verzicht auf Ikonen, taz bremen vom 3. 2. 11

Henning Bleyl beschäftigt sich (…) mit der Frage, welcher Autor anstelle von Schröder Namenspatron des Literaturpreises werden könnte. Dabei fertigt er Friedo Lampe mit dem Hinweis ab, dieser sei „letztlich zu unbedeutend“. Dieser Auffassung möchte ich deutlich widersprechen! Der 1899 in Bremen geborene Lampe hätte es aufgrund seines literarischen Werks allemal verdient, dass ihn seine Heimatstadt stärker wahrnimmt und ehrt. Die Romane „Am Rande der Nacht“ und „Septembergewitter“ zählen zu den eindrucksvollsten deutschen Texten der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts. (…) Kenner wie Wolfgang Koeppen haben schon früh erkannt, dass Lampes Oeuvre „ein wichtiges, vollendetes, nobles“ ist. Und Hermann Hesse urteilt über den Roman „Am Rande der Nacht“, der 1933 erschien: „Ich las ihn damals mit ! großer Teilnahme, denn es waren auch dann schon deutsche Prosadichtungen von solcher Qualität sehr selten (…) “. Im Übrigen kann man bei Lampe – im Unterschied zu Schröder – wirklich von innerer Emigration sprechen. (…) GÜNTHER JUNG, Ganderkesee

König Hansens Regentschaft

■ betr.: „Exodus in Bremer Kliniken“, taz bremen vom 4. 2. 11

Als langjährige MitarbeiterInnen der „GeNo“ sind wir ja nun schon einiges gewohnt (…). Nicht nur die ÄrztInnen wandern ab. Auch die Motivation des Pflegepersonals steht auf reichlich tönernen Füßen. Nachdem zum Jahreswechsel noch einmal sattsam Stellen abgebaut worden sind und die Besetzung auf den Stationen eher einer „Notfallbesetzung“ gleichkommt, müssen wir neuerdings zur Kenntnis nehmen, dass die personellen Lücken, die durch die Kürzungen entstanden sind, mit KollegInnen gestopft werden, die über Zeitarbeitsfirmen vermittelt wurden. (…) Wie sollen diese Schwestern und Pfleger (…) innerhalb von fünf Tagen den komplizierten, turbulenten und bisweilen vertrackten Ablauf einer großen Intensivstation begreifen? Kommen diese Leute ins Schleudern (…), haben schlimmstenfalls (…) die MitarbeiterInnen und PatientInnen diese Fehler auszubügeln. Dies scheint der Geschäftsführung der „GeNo“ relativ egal zu sein (…). Hier werden nicht nur Arbeitsplätze vernichtet und mit dem Vertrauen der PatientInnen gespielt. Hier geht massenhaft Motivation flöten, die Überlastung aller MitarbeiterInnen ufert (...) aus, KollegInnen werden krank (…), es macht keinen Spaß und es macht auch keinen Sinn mehr. Auch die Sicherheit der PatientInnen kann auf Dauer so nicht gewährleistet werden. Solcherlei Warnungen werden jedoch (...) ignoriert oder unter „U“ wie „Unkenrufe“ in die (…) Akte einsortiert. (…) Wenn die „GeNo“ den Karren mit all ihrer selbstzerstörerischen Suffizienz an die Wand gefahren hat – wer ist dann wohl zuerst verschwunden und findet sofort ein neues Betätigungsfeld? NAME UND ANSCHRIFT DER REDAKTION BEKANNT