Hell und neu, aber ohne Internetanschluss

KNAST Die Sicherungsverwahrten in der Justizvollzugsanstalt Tegel haben ein neues Haus bekommen. 41 Männer ziehen dort jetzt ein

„Die Klaviatur der Farben soll einen Teil des Lebens in Freiheit abbilden“

ARCHITEKT JÖRG SCHNEIDER

Tegel sei eben Tegel, sagte mal ein langjähriger Knastinsasse zur taz: „Da weiß man, was man hat.“ Ob er das noch so sehen würde? Berlins 1898 erbautes Männergefängnis macht große Veränderungen durch. Jüngster Ausdruck davon ist das neue Gebäude für die Sicherungsverwahrten. Mit einer symbolischen Schlüsselübergabe haben Bausenator Michael Müller (SPD) und Justizsenator Thomas Heilmann (CDU) den Neubau, der so gar nicht nach Knast aussieht, am Freitag eröffnet.

Aktuell sitzen in Tegel 41 Sicherungsverwahrte ein, 40 Häftlinge sind für die Zeit nach Haftende vornotiert. Meist handelt es sich um Sexual- oder Gewalttäter. Die Aussichten, aus der Sicherungsverwahrung wieder in Freiheit zu kommen, sind nicht sehr groß. Zwar wird die Fortdauer der Maßnahme regelmäßig von einer Strafvollstreckungskammer überprüft, aber die Richter urteilen sehr restriktiv.

Zumindest was die Art der Unterbringung betrifft, werden es die Sicherungsverwahrten nun aber deutlich besser haben als zuvor. Im Jahr 2011 entschied das Bundesverfassungsgericht, dass Sicherungsverwahrte mehr Rechte haben als normale Insassen. Ihre Zellen müssen mindestens 20 Quadratmeter groß sein, sie dürfen einige Möbel besitzen und haben Anspruch auf eine therapieorientierte Behandlung.

Dekorativer Gitter-Ersatz

Der neue Zellenbau am äußeren Rand des Tegeler Anstaltsgeländes verfügt über einen eigenen Sportplatz und Hofbereich. Die mit Schrankwand, Bett, Stuhl, Tisch und Kühlschrank ausgestatteten Zellen sind deutlich größer als in anderen Teilen des Gefängnisses. Jeder Haftraum hat einen abgetrennten Sanitärbereich mit Waschbecken, Toilette und Dusche. Dass die Räume hell und freundlich wirken, liegt vor allem an den Fenstern. Eine durchgehende Scheibe aus bruchsicherem Glas zieht sich fast über die ganze Wand. Auf klassische Gitter ist gänzlich verzichtet worden. Der zu öffnende Teil ist durch eine Blende aus Stahl mit ellipsenförmigen Öffnungen geschützt. Von außen wirkt das wie Dekoration.

Jede Zelle verfügt auch über einen Telefonanschluss. Offen ist noch, ob die Gefangenen auch Anrufe empfangen oder nur heraustelefonieren können. Internetzugang werde es ganz sicher nicht geben, sagte die Leiterin des Hauses. Dafür hat jede Wohneinheit eine andere Farbe an den Wänden. Architekt Jörg Schneider erklärte das am Freitag so: „Die Klaviatur der Farben soll einen Teil des Lebens in Freiheit abbilden.“ PLUTONIA PLARRE