Zaubern mit Chromosomen

Wie müsste der perfekte Mensch aussehen? Um die nicht ganz natürliche Auslese geht es in „Mongopolis – Fisch oder Ente“, im heutigen Theaterabend von RambaZamba mit geistig behinderten Schauspielerinnen und Schauspielern. In einer fernen Galaxis sitzen vier Paare auf einer Bank und möchten ihre Kinder umtauschen. „Das ist nicht von mir“, behauptet ein enttäuschter Vater und betrachtet mit Ekel das schuppige Wesen auf seinem Schoß. Überall tauchen Fische auf, manchmal flutschen sie unter den Röcken von Gebärenden hervor, manchmal schwimmen sie als Videoprojektion über die Leinwand. Dann erscheint ein schüchterner Gott im weißen Pelzkleidchen und fragt die Paare, wie der Austauschartikel denn beschaffen sein solle. „Perfekt muss er sein!“, brüllen sie im Chor, und da geht Gott müde wieder ab und überlässt das Feld dem Teufel. Der zaubert ein wenig mit Chromosomen, jongliert mit genetischen Codes, bis er lauter perfekte Menschen vor sich hat. Doch wie es so ist, wenn man mit dem Teufel handelt: Die Perfektion hat ihren Preis, und bald geht der Bevölkerung von Mongopolis ihr Lebenselement aus. Die skurril verdrehte Schöpfungsgeschichte der Theaterleiterin und Regisseurin Gisela Höhne ist inspiriert von „Metropolis“, dem expressionistischen Stummfilm von Fritz Lang. Mit selten erlebter Direktheit agieren die Schauspieler in diesem wilden Science-Fiction-Krimi. Es wird gebrüllt, gesungen, gelacht, und wenn der Text mal nicht sitzt, hilft Spontaneität weiter. Die unberechenbare Spielweise verleiht dem Abend eine ganz eigenwillige Ästhetik: Mal tobt eine entfesselte Nummernrevue, dann stehen die Schauspieler da wie aus der Zeit gefallen, und alles konzentriert sich auf den einen poetischen Moment. IG

„Mongopolis – Fisch oder Ente“: 13. Januar, 19 Uhr, Theater RambaZamba, Kulturbrauerei, Knaackstr. 97