Keine Scheu vor Kapitalismuskritik

betr.: „Es gibt keinen neuen Flügel bei den Grünen“

Kathrin Göring-Eckhardt und Wilhelm Achelpöhler befinden sich beide auf anderen Flügeln, aber nicht auf der Höhe des Grünen-Zeitgeistes. Unser sympathischer Münsteraner Vorstandssprecher Achelpöhler hat in seinem Interview viel Wichtiges und Richtiges zu dem „Grüne Marktwirtschaft“-Vorstoß von Matthias Berninger, Fritz Kuhn und anderen gesagt. Er irrt aber, wenn er von „Selbstaufgabe“ der Linken oder „Scheu“ vor Kapitalismuskritik spricht. Etliche der Grünen Linken haben bereits im Mai 2006, und damit vor der „Grünen Marktwirtschaft“, ein Papier zur Wirtschaftspolitik formuliert, das in der Frankfurter Rundschau am 5. Mai 2006 dokumentiert wurde. Unter dem Titel „Wirtschaftliche Erneuerung – Mit nachhaltigem Wachstum und Steuergerechtigkeit gegen Massenarbeitslosigkeit und Ausgrenzung“ wurde das herrschende Wirtschaftssystem in Frage gestellt. Zudem hat die Linke auf dem Bundesparteitag in Köln mit ihrem weitgehend unverändert übernommenen Antrag gegen die Unternehmenssteuerreform und auch für die Vermögenssteuer weitere inhaltliche Ziele durchgesetzt.

Dass Kathrin Göring-Eckhardt, die mittlerweile so unbedeutend ist, dass sie als Grünen-Promi in Köln nicht mehr in den Parteirat wiedergewählt wurde, jetzt neue UnterstützerInnen „Jenseits der Lager“ zu finden versucht, ist nicht verwunderlich. Wer nicht genügend Truppen in einem sich nah bei der FDP befindlichen Lager hat, muss sich marketingstrategisch ein neues Logo verpassen. Mit einem neuem Logo fiel aber schon der Grünen-Bundesvorstand auf die Nase. RÜDIGER SAGEL, HUBERTUS ZDEBEL, Münster