Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Es bleibt merkwürdig ruhig auf den Spielplänen dieser Woche. Es scheint, das Theater ziehe schüchtern schon den Kopf vor den anrollenden Filmfestspielen ein, die zum Beispiel das HAU dann mit dem Berlinale-Talentcampus komplett übernehmen. Diese Woche wird dort noch mal viel Musik gemacht. Man kann aber heute Abend auch Wolfgang Kraushaars Vortrag über den Protest gegen den Bahnhof Stuttgart 21 anhören, dem ja auch merkwürdige Nähe zu performancehaften Flash-mobs und inszenierten Protesten nachgesagt wurde. Akteur oder passiver Zuschauer, das ist die Frage. Am Sonntag unterhält sich in der Akademie der Künste Petra Kohse in der Reihe „Fünf-Uhr-Tee“ mit den beiden Schauspielstars Ulrich Matthes und Fabian Hinrichs über das Schweigen des Publikums und die Frage, ob sich der Zuschauer als aktiver Partner eine Aufführung schon verabschiedet hat. „Ist da jemand?“ wird auf der Basis von zwei Büchern diskutiert, die zuletzt zu dieser Frage erschienen sind: „Paradoxien des Zuschauens“ von Jan Deck und Angelika Sieburg herausgegeben, sowie Jacques Rancières Buch „Der emanzipierte Zuschauer“. Oder doch aktives Theaterschauen? Heute Abend hat im Ballhaus Naunynstraße das autobiografische Stück „Tag für Tag – Yalanci Dünya“ des Schauspielers und Regisseurs Ayhan Sönmez Premiere, das im Kontext der „Akademie der Autodidakten“ entstanden ist. Mit Jugendlichen hat dort Cem Sultan Ungan außerdem das Stück „Tod eines Superhelden“ von Marianna Salzmann und Deniz Utlu erarbeitet, das am Samstag Premiere hat und das in die Krise geratene Rolemodel des Chefs befragt. Am Wochenende ist im Theater unterm Dach noch einmal der wunderschöne Georg-Heym-Abend von Carsten Clemens zu sehen: „Heymweh“, eine konzertante Performance. Lyrik, Texte, Träume von Georg Heym.

■ „Ist da jemand?“: Akademie der Künste, So, 17 Uhr

■ „Tag für Tag“: Ballhaus Naunynstraße, Di–Do

■ „Tod eines Superhelden“: Ballhaus Naunynstraße, Sa–Mo

■ „Heymweh“: Theater unterm Dach, Sa + So