Blair bleibt Bush treu

Tony Blair begrüßt Bushs Irakstrategie, will aber die britischen Truppen nicht aufstocken, sondern abbauen

DUBLIN taz ■ Britische Offiziere im Irak befürchten, dass es für ihre Truppen in Basra ungemütlich werden könnte. Sie rechnen damit, dass die schiitischen Milizen ihre Aktivitäten im Süden des Landes verstärken werden, nachdem die USA beschlossen haben, ihre Truppen in Bagdad um 21.500 Mann aufzustocken, um die Sicherheitslage in der Hauptstadt unter Kontrolle zu bekommen. Ein hochrangiger Offizier sagte: „Wenn sich die Situation in Basra verschlimmert, gerät Großbritannien unter Druck, ähnliche Maßnahmen wie die USA zu ergreifen.“

Der britische Premierminister Tony Blair begrüßte dennoch die Entscheidung der USA. Er halte die neue Irak-Strategie von US-Präsident George Bush für vernünftig, sagte er am Donnerstag. Sein Sprecher fügte hinzu, man arbeite „Hand in Hand“ mit den USA und der irakischen Regierung. Man selbst werde jedoch keine weiteren Soldaten entsenden – im Gegenteil: Die britische Regierung hofft, die Zahl der 7.200 im Südirak stationierten Soldaten noch vor dem Sommer um fast die Hälfte reduzieren zu können.

Vermutlich wird Blair das in den kommenden Wochen verkünden, um seiner missglückten Irakpolitik kurz vor seinem für Mai erwarteten Rücktritt einen positiven Anstrich zu geben. Außenministerin Margaret Beckett sagte allerdings, das seien Spekulationen; eine Truppenreduzierung hänge ganz von den Entwicklungen im Irak ab. Von einem Bruch mit der US-Taktik könne aber keine Rede sein, fügte Beckett hinzu: Die Situation in Bagdad sei allerdings mit der in Basra nicht zu vergleichen.

Das findet auch Blair. „Wir haben in Basra nicht die Gewalt zwischen Sunniten und Schiiten, wir haben keine Al-Qaida-Operationen und wir haben nicht diese schiitischen Aufstände“, sagte er. „Wir haben in Basra seit Monaten eine Operation durchgeführt, die bisher sehr erfolgreich war und in den kommenden Wochen abgeschlossen sein wird.“

Bei der Operation Sindbad sind tausend britische Soldaten gegen Rebellen und Kriminelle vorgegangen, um vor allem die Polizei von Basra zu säubern. In der neuen Phase, die in dieser Woche begann, sind irakische Sicherheitskräfte zum ersten Mal ohne Aufsicht durch britische Soldaten eingesetzt worden.

Generalmajor Richard Shirreff, der die Operation Sindbad leitet, hat seine Ambitionen dennoch zurückgeschraubt. „Als ich hier ankam, wollte ich eine hundertprozentige Lösung“, sagte er. „Aber das ist Arabien, und deshalb bin ich nun auch mit 60 Prozent zufrieden.“

RALF SOTSCHECK