SPANIEN: Die ETA kann ihren Bombenanschlag als Erfolg verbuchen
: Paralysiert im Parteienzwist

Zufriedene Gesichter bei Spaniens Linker: 200.000 Menschen kamen am Samstag in Madrid zusammen, um „Für den Frieden, das Leben, die Freiheit, gegen den Terrorismus“ zu demonstrieren. Gerufen hatten die Gewerkschaften und die ecuadorianischen Einwandererverbände, und hunderte von Gruppen hatten sich angeschlossen, unter ihnen die sozialistische Partei von Regierungschef José Luis Rodríguez Zapatero, die im ganzen Land Busse charterte.

Die Konservativen dagegen blieben gestern zu Hause. Die ganze Woche war vom politischen Hin und Her um das Motto der Demonstration bestimmt gewesen. Am Ende aber fanden die Konservativen einfach eine neue Ausrede, um nicht mitmarschieren zu müssen. Denn seit dem Flughafen-Attentat vom 30. Dezember ist die Kluft zwischen Regierung und Opposition tiefer denn je. Beide Seiten überhören die Rufe nach einer einheitlichen Front aller Demokraten, wie sie aus immer breiteren Teilen der Gesellschaft kommen. Auch bei Zapateros Parlamentsrede am heutigen Montag, so steht zu befürchten, werden sich beide Seiten wohl wieder einmal nur vorrechnen, wie gut sie ihr Lager mobilisieren können. Dabei übersehen die Streithähne, dass jeder für sich zwar in der Lage ist, 200.000 Menschen auf die Straße zu bringen – so viel hat die größte Oppositionskraft, die Volkspartei (PP), zusammen mit der wichtigsten Vereinigung von ETA-Opfern in der Vergangenheit gleich mehrmals gegen Zapateros Dialog mit der ETA auf die Straße gebracht –; alle demokratischen Parteien zusammen, das haben Demonstrationen in der Vergangenheit gezeigt, könnten aber bis zu einer Million mobilisieren. Der Zwist der beiden politischen Lager schwächt also die Bürgerbewegung für den Frieden und gegen die terroristische Gewalt der ETA ganz erheblich.

Für die ETA fällt das Ergebnis des Bombenattentats von Madrid daher mehr als positiv aus. Noch nie seit Wiedereinführung der Demokratie in Spanien hat eines ihrer Attentate so großen politischen Schaden angerichtet wie diese Flughafenbombe. REINER WANDLER