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: Kämpfer für die reine Tour de France

Der überwiegende Teil der Deutschen will Jan Ullrich bei der Tour de France 2007 sehen – auf dem Rad. Was das ZDF am Wochenende herausfand, ist eine ziemlich schlechte Nachricht für Christian Prudhomme, den Direktor der Frankreich-Rundfahrt. Sein Votum fällt nämlich ganz anders aus: Jan Ullrich und all die anderen dopingverdächtigen Pedaleure sollen auf keinen Fall über französischen Asphalt rollen. „Der Vorsatz, Tabula rasa zu machen, muss halten“, sagte Prudhomme am Samstag.

Er bezieht sich auf den Ausschluss von mutmaßlichen Dopern vor Beginn der vergangenen Tour de France. Jan Ullrich wurde damals ebenso zur Persona non grata erklärt wie der Italiener Ivan Basso. „Wir behalten uns das Recht vor, Fahrer auch kurz vor dem Start aus dem Rennen zu nehmen“, unterstrich der 46-Jährige jetzt noch einmal seine Linie, „da machen wir keinen Unterschied, was Namen betrifft.“

Basso sitzt inzwischen wieder gut im Sattel; die Topmannschaft Discovery Channel zeigte wenig Skrupel und nahm ihn auf – unter Missachtung des Ethikkodexes der Spitzenteams. Ullrich ist aber noch nicht aus dem Schneider. Ihm droht Ungemach von der Bonner Staatsanwaltschaft, die Ullrichs DNS mit vermeintlich gepanschtem Blut abgleichen will; die verdächtigen Blutbeutel sind nach wochenlangen Versandproblemen auf dem Weg nach Bonn.

Prudhomme kann es nur recht sein, wenn Staatsanwälte Ernst machen. Für das Großunternehmen Tour de France ist es geschäftsschädigend, wenn Athleten, die sich in der Halbwelt der Manipulateure bewegen, auf der Startliste der Schleife stehen – und während der Tour auffällig werden. Der alerte Prudhomme, ausgebildeter Journalist und selber nie schnell mit dem Rad unterwegs gewesen, muss das Tour-Image vor neuen Kratzern schützen. Das ist nicht einfach in einer Sportart, in der sich die Avantgarde des Dopings tummelt und mit mafiösem Gebaren die Geheimnisse der medikamentösen Beschleunigung hütet.

Illusionen von einer Reinigung der Szene gibt sich Prudhomme, Nachfolger von Jean-Marie Leblanc, freilich nicht hin. „Wir sind nicht nervös, weil der ein oder andere Fahrer künftig positiv sein wird. Das ist in jeder Sportart so“, glaubt Prudhomme. Die Frage sei vielmehr: Wie managt man das virulente Problem des Dopings? Die Tour hat sich sich dazu entschlossen, die Sache ernsthafter anzugehen als andere. Während die Radszene unter Duldung des Weltverbandes UCI ein breites Resozialisierungsprojekt gestartet hat, scheut Prudhomme nicht davor zurück, auch mal einen champion emblématique zu verprellen.

MARKUS VÖLKER