Hochbahn will ganz hoch hinaus

Hamburger Hochbahn will in ganz Deutschland verkehren. Sie sucht finanzkräftigen Partner für eine neue Holding, um großflächig über den Norden hinaus expandieren zu können. Einstieg der Deutschen Bahn aber zweifelhaft

Die Hamburger Hochbahn AG (HHA), bislang schon zweitgrößtes Nahverkehrsunternehmen in Deutschland, will künftig bei den ganz Großen mitspielen. Dazu soll die neue Holding-Gesellschaft Benex dienen, deren Gründung die HHA gestern bekannt gab. Deren Ziel solle es sein, so Vorstandschef Günter Elste, „außerhalb des Heimatmarktes zu expandieren und Geld zu verdienen“. Helfen soll ein finanzkräftiger Investor, der mit 49 Prozent in die Tochtergesellschaft einsteigt. Bis zum Sommer, glaubt Elste, sei „ein verlässlicher Partner für die nächsten zwei Jahrzehnte gefunden“.

In der Benex sollen die bislang acht Beteiligungen der HHA an Nahverkehrsunternehmen außerhalb der Hansestadt gebündelt werden. Dazu gehört vor allem die Metronom GmbH, deren moderne Doppelstockzüge auf den Strecken Hamburg-Bremen, Hamburg-Uelzen-Hannover-Göttingen und ab Jahresende auch Hamburg-Cuxhaven verkehren. Diese betreibt die HHA zusammen mit der Niedersachsen-Bahn und der Bremer Straßenbahn.

In Schleswig-Holstein ist die HHA an der Nordbahn beteiligt, deren Züge zwischen Neumünster und Bad Oldesloe verkehren, sowie an den Verkehrsbetrieben der beiden größten Städte Kiel und Lübeck.

Weitere Töchter sind die ODEG mit fünf Zugstrecken in Mecklenburg-Vorpommern und Berlin/Brandenburg sowie in Hessen das Eisenbahnunternehmen Cantus und die Busgesellschaften der Städte Wiesbaden und Fulda. Zusammen beschäftigen sie 1.750 MitarbeiterInnen, leisten pro Jahr 35 Millionen Wagenkilometer und machen einen Umsatz von 215 Millionen Euro.

Sämtliche HHA-Anteile in diesen acht Gesellschaften werden nun „als Grundstock“ in die Benex eingebracht und sollen durch einen Minderheitsgesellschafter aufgestockt werden. Neben einer auskömmlichen Rendite erhofft sich die HHA, „durch Investitionen in Qualität mehr Fahrgäste zu gewinnen“.

Bislang haben alle Töchter nach dem Einstieg der Hamburger Passagiere dazu gewonnen. Spitzenwerte liefert der Metronom zwischen Bremen und Hamburg. Seit er vor drei Jahren die Deutsche Bahn auf dieser Strecke ablöste, wuchsen die Fahrgastzahlen um 50 Prozent.

Vorstandschef Elste rechnet mit „etwa einem Dutzend“ ernsthafter Bewerber, aus denen der künftige Partner ausgesucht werden könne. Einen reinen Finanzinvestor schloss er aus, denn es gehe nicht darum, „einen schnellen Euro zu machen“. Die Deutsche Bahn, deren beabsichtigter Einsteig bei der HHA vor einem Jahr scheiterte, sieht Elste jedoch nicht als Favorit. Die stoße ja „mitunter auf kartellrechtliche Bedenken“.

Das Kürzel Benex sei „ein Kunstname“, der „nach Belieben“ interpretiert werden dürfe. Zwei Vorschläge lieferte Elste aber gleich mit: „Be Next“ oder „Better Next“. Sven-Michael Veit