Netz-Neueinsteiger
: Wer leiht das Startgeld?

Startup-Unternehmen haben mehrere Möglichkeiten, an Bares zu kommen. Da wären zunächst Venture-Capital-Firmen, die Gründern Geld zuschießen, und dafür am steigenden Unternehmenswert beteiligt sind. „Die sehen sich gerade in Berlin sehr genau um“, sagt Ingrid Walther, die Leiterin der Abteilung Medien, Informations- und Kommunikationswirtschaft in der Wirtschaftsverwaltung. Merke: Wo eine kreative Szene sprießt, sitzt auch privates Geld locker. Natürlich nur dann, wenn Gewinn zu erwarten ist.

Ein Beispiel sind die drei Brüder Marc, Oliver und Alexander Samwer. Sie gründeten den Klingelton- und Spielevermarkter Jamba, verkauften das Unternehmen und sind inzwischen als Kapitalgeber tätig. Sie haben sich über einen Fonds unter anderem am Berliner Startup studiVZ (www.studivz.de) beteiligt, einer Plattform, auf der Studierende flirten, Freunde suchen und Tiefgehendes wie das aktuelle Mensamenu diskutieren. Der Holtzbrinck-Verlag (Die Zeit, Handelsblatt) hat die Studierendenplattform Anfang des Jahres übernommen. Der Preis lag nach Informationen des Verlags „über 50 Millionen Euro, aber deutlich unter 100 Millionen Euro“.

Ein Überblick über Risikokapitalgeber findet sich beim Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften (www.bvk-ev.de). Für junge Ein-Mann-Firmen ist es allerdings fast aussichtslos, hier zum Zug zu kommen. „Wer frisch von der Uni kommt, hat oft wenig Ahnung vom Geschäftsleben – viele Kapitalgeber scheuen dieses Risiko“, sagt Alex von Frankenberg, Vize-Geschäftsführer des High-Tech Gründerfonds. Dieser Fonds (www.high-tech-gruenderfonds.de) ist spezialisiert auf Technologieunternehmen, die nicht älter als ein Jahr sind. Er legt bei der Vergabe privatwirtschaftliche Kriterien an, auch wenn der überwiegende Teil der zur Verfügung stehenden 262 Millionen Euro vom Bund kommen, nämlich 240 Millionen Euro.

Der High-Tech Fonds bearbeitete seit Oktober 2005 rund 500 Anfragen, davon kamen elf Prozent aus Berlin. „Das ist im Bundesvergleich überdurchschnittlich. Der Standort ist attraktiv, die Förderlandschaft im Land ist gut und es gibt viele gründungswillige Unternehmer aus der Hochschulszene“, sagt Frankenberg. Wenn ein Businessplan die sorgfältige Prüfung besteht, bekommt der Neugründer im Schnitt 500.000 Euro. Dafür verlangt der Fonds einen Anteil am Unternehmen von 15 Prozent. Laut Frankenberg ein konkurrenzlos guter Deal: Private-Venture-Capital-Gesellschaften nähmen 30 bis 50 Prozent der Anteile.

Die Wirtschaftsverwaltung bietet im Internet (www.berlin.de/sen/wirtschaft/foerderung/index.html) weitere Informationen zu Gründung und Förderung. Auch die Investitionsbank Berlin (IBB) bietet Förderprogramme an, die aber nicht speziell auf Internetunternehmen zugeschnitten sind. Ein Beispiel ist „Berlin-Start“. Neugründer und Unternehmer, die nicht länger als drei Jahre am Markt sind, bekommen Darlehen zwischen 5.000 und 100.000 Euro, der Zinssatz liegt bei 6,81 Prozent (www.ibb.de).

Erfolgreiche Internetfirmen gehen an die Börse, um sich mehr Kapital zu verschaffen. In Berlin haben dies im vergangenen Jahr zum Beispiel die Unternehmen Yoc, Magix und Frogster getan. Yoc hat sich auf Werbung übers Handy spezialisiert, Magix produziert Software, und Frogster ist ein Verlag für Computerspiele. US