unterm strich
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Nein, einen charakteristischen Sound als Jazzsaxofonist hatte er nicht. Und wenn doch, dann assoziierte man den am Samstag verstorbenen Michael Brecker wohl am ehesten mit dem Fusionsound seiner Band Steps Ahead aus den Achtzigern oder dem der Brecker Brothers aus den Siebzigern. Doch das ist nur eine Möglichkeit – denn wo andere Saxofonisten für ein kleines Publikum eine bestimmte Auslegung ihres Instruments entwickeln, wählte Michael Brecker einen anderen Weg. Für ein Riesenpublikum dürfte sein Sound der des Tenorsaxofons überhaupt sein. Denn hauptberuflich war Michael Brecker Sessionmusiker. Einer der erfolg- und einflussreichsten überhaupt. Seine Fähigkeit, eine musikalische Idee so kurz wie möglich in eine kleine Solophrase zu kondensieren, dass es für zwei, vier oder acht Takte in einem Popstück reicht, war das große Talent Breckers.

Auf über 900 Platten hat er im Laufe seiner Karriere gespielt, auf seiner Homepage (www.michaelbrecker.com/oldWebsite/discography.htm) kann man sich die Liste anschauen: Aerosmith, Ashford & Simpson, Average White Band, Chet Baker, George Benson, Bootsy’s Rubber Band, Brothers Johnson, James Brown, Dave Brubeck, Cameo, The Carpenters, Ron Carter, Don Cherry, Chic, Eric Clapton, Billy Cobham, Manu Dibango undsoweiterundsofort – und das sind nur ein paar wenige der Namen von A bis D. Kurz: Brecker hat für so gut wie jeden, der zwischen 1975 und Anfang dieses Jahrzehnts in den USA Pop gemacht hat, Saxofon gespielt, es ist wahrscheinlich leichter aufzuzählen, für wen er nicht gespielt hat. 11 Grammys hat er dafür bekommen.

Am Samstag ist Michael Brecker in einem New Yorker Krankhaus an Leukämie gestorben. Er wurde 57 Jahre alt.