Voß macht Fass auf

Nach Günther Jauchs ARD-Schelte im „Spiegel“-Interview hat sich nun auch der SWR-Intendant zu Wort gemeldet

Neues von Peter Voß: Der Intendant des Südwestrundfunks schreibt – gewissermaßen als lyrische Nebentätigkeit – Gedichte, die ihm regelmäßig den Spott der Branche einbringen. Nun hat Voß einen offenen Brief geschrieben – an Günther Jauch. Denn der ARD-Absager wird bekanntlich nicht die Nachfolge von Sabine Christiansen antreten und hat deshalb in einem „Spiegel“-Interview (taz von gestern) seine ganze beleidigte Leberwurstigkeit ausgebreitet.

„Sehr geehrter Herr Jauch“, schreibt Voss, „wer öffentlich austeilt, kann sicher auch öffentlich einstecken. Ich möchte Ihnen das jedenfalls unterstellen, nachdem ich Ihr Spiegel-Interview gelesen habe (…). Nichts gegen Ihre sinnigen Vergleiche zwischen ‚Platzhirschen‘ und ‚Niederwild‘ in der ARD, das liest sich ganz hübsch. Mein Problem ist nur, dass z. B. der SWR als zweitgrößter Sender bei allen Gemeinschaftsleistungen der ARD entsprechend seiner Größe mitbezahlen muss. (…) Bei den Summen handelt es sich, wie Sie wissen, auch nicht um Peanuts, und da habe ich mir halt eingebildet, dass ich bei den Vertragskonditionen auch ein Wort mitzureden hätte.“

Der ARD-Vertrag sei, anders als von Jauch behauptet, keinesfalls „unterschriftsreif“ gewesen, so Voß. Besonders sauer ist er über Jauchs Journalisten-Ängste: Weil der ARD-Polittalk künftig unter Verantwortung der Chefredaktion laufen sollte, fühlte sich Jauch schon mal prophylaktisch rundum kontrolliert und bevormundet. Doch was er da unterstelle, sei „blanker Unsinn“, kontert Voß: „Die publizistische und rechtliche Verantwortung für die redaktionelle Gestaltung einer Sendung liegt allein beim jeweils dafür federführenden Sender, das wäre in Ihrem Fall der NDR gewesen. Die Chefredakteure geben Anregungen und üben Kritik, und sie tun dies auf nüchterne, manchmal auch leidenschaftliche, immer aber professionelle Weise und ohne jede Fernsteuerung. Wer immer Ihnen da etwas anderes eingeblasen hat, hat Sie schlicht hinters Licht geführt – aus welchen Motiven auch immer.“

Das zielt natürlich nicht nur gegen Jauch, sondern auch gegen andere (finstere?) Mächte in der ARD – die Verhandlungen mit Jauch jedenfalls hat vor allem der NDR geführt.

„Sie hingegen können und müssen nun ohne die ARD leben und werden da sicher keinen bleibenden Schaden davontragen, und die ARD wird es umgekehrt auch nicht“, schreibt Voss weiter. Das Ganze sei „zwar kein Grund zum Jubeln“, aber auch keine Tragödie – „eher schon eine Komödie, wenn man die öffentlichen Aufgeregtheiten zu ihrem Nennwert nimmt. Aber das muss man ja nicht tun.“ Wie wahr! STG