Wahlfreiheit nur bis Klasse 8

TURBO-ABI Die Initiative „G 9-jetzt-HH“ präzisiert ihre Forderungen. Der Wechsel vom achtjährigen zum neunjährigen Abitur soll demnach nur für Schüler der 5. bis 7. Klassen möglich sein

„Es bleibt dabei, dass wir die Wahlfreiheit für die Eltern zwischen G 8 und G 9 wollen“

MAREILE KIRSCH, G9-JETZT-HH

Es werde ein großes Chaos an den Gymnasien geben, so lautete eine Kritik, die Mareile Kirsch bei Podiumsdiskussionen erreichte. Denn der kurze Text, mit dem ihre Initiative „G 9-Jetzt-HH“ bis Herbst 2013 knapp 17.000 Unterschriften sammelte, konnte so verstanden werden, dass alle Schüler der 62 Gymnasien jederzeit von dem auf acht Jahre verkürzten Gymnasialbildungsgang (G 8) zum neunjährigen (G 9) wechseln könnten. Dadurch, so der Vorwurf, würden Klassenverbände gesprengt.

Das sei so nicht gemeint gewesen, sagt Mareile Kirsch. Deshalb hat sie am Montag im Rathaus einen neuen Text mit präzisierten Forderungen an die Senatskanzlei übergeben. Das sei vor dem Start des „Volksbegehrens“ am 18. September, für das die Initiative binnen drei Wochen knapp 63.000 Unterschriften sammeln muss, noch erlaubt. „Es bleibt dabei, dass wir die Wahlfreiheit für die Eltern für ihr Kind zwischen G 8 und G 9 wollen“, sagt Kirsch. Die Entscheidung dafür, so sei es nun klar formuliert, „treffen die Eltern bei der Anmeldung zur Klasse 5“.

Für Gymnasiasten der 5., 6. und 7. Klassen soll es eine Übergangsregelung geben. Sie sollen noch vom Turbo-Abitur weg zum G 9 wechseln können, sollten sich Mareile Kirsch und ihre Initiative durchsetzen. Schüler der 8. und alle älteren Klassen wären davon ausgenommen. Sie bleiben „Turbo-Abiturienten“, unabhängig davon, ob die Initiative gewinnt oder verliert.

An größeren Gymnasien kann sich die Initiative ein paralleles Angebot von G 8- und G 9- Klassen vorstellen. An kleineren Schulen wäre das in Bayern vom Philologenverband erdachte Modell des „begleiteten Springens“ denkbar, das leistungsstarke Schüler durch Zusatzkurse befähigt, ein Schuljahr auszulassen.

Der Streit um das Turbo-Abitur war etwas abgekühlt, nachdem im Mai eine Abstimmung unter den Schulkonferenzen der Gymnasien eine deutliche Mehrheit für den Erhalt des G 8 ergab. Nach einer Umfrage der Bild-Zeitung von Mitte Juni sind noch 42 Prozent der Hamburger für die Abschaffung des Turbo-Abiturs, 32 Prozent sind dagegen und die übrigen ohne Meinung. Bei einer Abendblatt-Umfrage im Februar waren noch 70 Prozent dafür. So ein Selbstgänger wie beim Anti-Primarschul-Volksbegehren werde es wohl nicht, sagt Kirsch. „Unser Ziel ist, die 63.000 zu schaffen“.  KAIJA KUTTER