Tod in der Zelle

KNAST In der JVA Tegel starb ein Insasse an Gehirnblutung. Gefangene behaupten, der Mann sei medizinisch nicht richtig versorgt worden. Die Justizverwaltung allerdings dementiert

Häftlinge der Justizvollzugsanstalt Tegel werfen Anstaltsbediensteten unterlassene Hilfeleistung vor: Ein unter starken Kopfschmerzen leidender Häftling sei medizinisch nicht versorgt worden. Claudia Engfeld, Sprecherin der Justizverwaltung, weist das zurück: „Wir haben dafür keinerlei Hinweise.“ In der JVA Tegel kursierten des Öfteren Gerüchte. Der rechtspolitische Sprecher der Grünen, Dirk Behrendt, will wegen des Todesfalls bei Justizsenator Thomas Heilmann (CDU) nachhaken.

Es geschah am vorvergangenen Wochenende. Der 36-jährige Häftling Maik S. sei am Morgen des 29. Juni – einem Sonntag – leblos in seinem Haftraum gefunden worden, so Engfeld. Im Krankenhaus sei der Mann verstorben, die Diagnose sei Hirnblutung gewesen. „Entgegen der umlaufenden Gerüchte gab es keinerlei Hinweise im Vorfeld auf Kopfschmerzen.“

Mithäftlinge behaupten dagegen, Maik S. sei bereits am Freitagmittag – also am 27. Juni – wegen starker Kopfschmerzen von seinem Arbeitsplatz in die Zelle zurückgebracht worden. Justizbedienstete oder Sanitäter hätten ihm Tabletten gegeben. Im Laufe des Abends und der Nacht habe S. wiederholt Schmerzmittel bekommen, ohne dass ein Arzt hinzugezogen worden wäre. „Er hat vor Schmerzen gebrüllt“, so die Insassen. Sogar eine Etage tiefer seien die Schreie zu hören gewesen. „Man hätte ihn sofort ins Krankenhaus bringen müssen.“ Im Übrigen sei es Samstag- und nicht Sonntagmorgen gewesen, als S. leblos in seiner Zelle gelegen habe.

Auch ihn hätten Mitteilungen erreicht, wonach S. geschrien haben soll, sagt der Abgeordnete Behrendt – „es gab keine Schreie“, widerspricht Engfeld. Die Widersprüche will Behrendt nun mit einer Anfrage an den Justizsenator aufklären. „Mein Gefühl sagt mir: Hier ist nicht alles so gelaufen, wie es soll.“

Die Justizverwaltung gibt Todesfälle in Haftanstalten seit 2007 nur noch auf Anfrage bekannt. Die SPD-Justizsenatorin Gisela von der Aue hatte die jahrzehntelang geltende Praxis abgeschafft, dass über alle Suizide und Todesfälle in den Gefängnissen informiert wird. Die Grünen stellen seither regelmäßig kleine Anfragen zu Todesfällen. Gerade bei Gefängnissen müsse größtmögliche Transparenz herrschen, findet Behrendt. Daran, dass in Tegel die Gerüchteküche brodele, sei die Justizverwaltung selbst schuld. PLUTONIA PLARRE