Erwachsene, entspannt euch mal!

Bildung im Eiltempo

VON ALKE WIERTH

Früher in die Kita, jünger in die Schule, schneller durchs Abi: Ein großer Teil der Bildungsreformen, die in Berlin in den vergangenen zehn Jahren umgesetzt wurden, zielt auf höheres Tempo bei der Bildungskarriere. Tempo ist allerdings nicht unbedingt der Aspekt, der auf dem Berliner Mist gewachsen ist. Sondern der, der unsere Kinder und Jugendlichen „fit für Europa“ und den weltweiten Vergleich machen soll: für die Konkurrenz im internationalen Wettbewerb.

Dass das nicht immer klug und nur selten in allen Konsequenzen durchdacht war, zeigt sich längst. Die Kitas sind mit ihrem wachsenden Bildungsauftrag, die Grundschulen mit immer jüngeren ErstklässlerInnen überfordert. Ältere SchülerInnen kapitulieren reihenweise im G8-Abitur, das ihnen das Vorbereitungsjahr für die Oberstufe an den Gymnasien weggenommen hat.

Bildung? Voll der Stress

Diejenigen, die die Bildungsgänge im vorgesehenen Hochgeschwindigkeitstempo schaffen, müssen Mutti und Vati zum Unterzeichnen des Mietvertrags im Studentenwohnheim mitnehmen, weil sie selbst noch nicht volljährig sind, oder Lehrstellen ablehnen, weil sie zu jung sind, um etwa im Hotelbereich auch abends zu arbeiten. Und die bei all dem vor allem eins gelernt haben: Bildung ist voll der Stress und macht überhaupt keinen Spaß.

Ausgedacht haben sich das Erwachsene, die angeblich um die Zukunft ihrer Kinder fürchten, ihnen in Wirklichkeit aber mit all diesem Druck den Spaß daran zerstören. Chillt mal!, möchte man ihnen zurufen. Es gilt doch, die Kinder zu schützen. Nicht ihre künftigen Arbeitgeber.