Blödes Gequatsche

Massiver Aggressionsstau, wenn der aufgeschwemmte Blonde auf der Bierbank vor einem zum zigsten Mal ansetzt, „Wir ham immer wieder festgestellt: Deutschland ist der geilste Club der Welt“ zu leiern und sich, wie immer, zwei, drei mitblökende Armleuchter finden. Nee, das ist kein Micki-Krause-Konzert, kein Sommerfest eines Dorfvereins, das ist Viertelfinale, die Schlussviertelstunde zwischen Deutschland und Frankreich.

Dass der Aufgeschwemmte im durchnässten Podolski-Shirt – was vor Jahren von einem Deo-Hersteller massenhaft unter die Schlandisten gebracht wurde – nicht sangesmüde wird und alle fünf Minuten aufsteht, um sein Feuerzeug aus der Hosentasche zu fingern, ist weitaus weniger belastend als der für Fans wie ihn typische Kommentarismus. Seit der fünften Minute fordert er vehement diverse Ein- und Auswechslungen (Poldi!, natürlich); auf frei stehende Außenspieler pflegt er lautstark – rechts raus, Mann! – hinzuweisen. Zu jeder Szene ein Spruch von solider Dämlichkeit. Als würde Steffen Simon allein nicht genügen.

Wer public viewt, ist verlässlich umzingelt von Scharen von Dummschwätzern, umnebelt von Wolken ihres sinnleeren Geraunes. Wer Deutschland hingegen in nobler Stille auf dem Sofa schaut, hat alle Freiheiten, selbst Löw anzufahren und taktische Feinheiten brüllend anzutragen, ohne dabei irgendwessen Aggressionen auf sich zu ziehen.

CHRISTOPH FARKAS