…WAS MACHT EIGENTLICH ... Bischof Huber?
: Werbung für Bohlen

Jetzt wird’s unappetitlich: „Bischof Huber geißelt Bohlen“, titelte gestern die B.Z. in kirchturmhohen Lettern. Aber gemach: Der Ratsvorsitzende der EKD hat nicht zur Peitsche gegriffen, sondern nur, ganz lutherisch, das Wort erhoben – gegen Dieter Bohlens „fiese Sprüche“ im RTL-Format „Deutschland sucht den Superstar“.

Zur Erinnerung: „DSDS“ ist eine „Casting-Show“, deren Sinn und Zweck darin besteht, Anwärter und Anwärterinnen auf das Berufsfeld Popsternchen öffentlich niederzumachen bzw. ein paar willkürlich Ausgesiebte zu „Stars“ zu krönen – an deren Namen sich anderthalb Jahre später nicht mal mehr das Privatsenderpublikum erinnert. In Wirklichkeit geht es aber vor allem um den von Bild, B.Z. und Co. hartnäckig als „Pop-Titan“ apostrophierten Bohlen, der die um Gnade winselnden Vorsänger mit von seinen Schreiberlingen sorgfältig ausgeheckten Beleidigungen demütigt. Wolfgang Huber findet das ganz, ganz schlimm: „Dieter Bohlen verletzt die Würde des Menschen“, diktierte der Bischof der B.Z. in den Block, und: „Wer Menschen verachtet, beleidigt Gott.“

Lieber Bischof Huber, herzlich willkommen in der Dieter-Bohlen-Marketinggemeinschaft. Wenn Sie’s wirklich nicht durchschaut haben sollten: Der Bohlen tut das nicht zum Spaß, sondern weil er und sein Sender mit solchen Sprüchen richtig Asche machen. Und mit den großbuchstabigen Springer-Elaboraten verbindet den Mann seit langem eine „inoffizielle Medienpartnerschaft“ (FAZ). Nicht von ungefähr hat die Gattin von Bild-Chefredakteur Kai Diekmann Bohlens „Autobiografie“ geschrieben.

Und wenn die B.Z., lieber Herr Huber, Sie jetzt den Bohlen „geißeln“ lässt, dann dient das letztlich keinem anderen Ende, als dass Bohlen, RTL und Springer sich noch ein bisschen interessanter und folgerichtig noch mehr Asche machen. Als intelligenter Mensch hätten Sie wissen müssen, was der einzig richtige Kommentar zu Bohlen ist: kein Kommentar. CLP
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