E-Bilanz kritisch

MOBILITÄT Die Politik begeistert sich für E-Autos, Praxisanwender sind dagegen eher skeptisch

Der SPD-Umweltpolitiker Jens Dennhardt findet sie „sexy“. Und von parteiübergeifend waren sich gestern in der Umweltdeputation alle irgendwie einig: Elektroautos müssen gefördert werden. Doch die Anwender aus der Praxis sind kritisch.

Bei der Carsharing-Firma cambio sind derzeit drei Elektrofahrzeuge im Einsatz, der Mitsubishi i-MiEV, das erste in Großserie produzierte Elektrofahrzeug. Ein Kleinwagen, der über 34.000 Euro kostet und dessen Reichweite mit 150 Kilometern angegeben wird. Bei cambio waren es nur 75 Kilometer – im Dezember. Laut ADAC verursacht der Wagen Emissionen von 100 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer, wenn man vom durchschnittlichen Strommix in Deutschland ausgeht. Zum Vergleich: Ein konventioneller Smart mit Dieselantrieb ist schon für 88 Gramm CO2 []pro Kilometer zu haben.

Er habe „große Vorbehalte“ gegen Elektroautos, sagt cambio-Geschäftsführer Joachim Schwarz. Unter anderem, weil der Strom, der heute in Elektroautos fließe, derzeit eher die Laufzeit von Atom- und Kohlemeilern verlängere. Vor allem, wenn die Wagen mit Schnellladefunktion ausgestattet seien und vor allem dann Strom benötigten, wenn der sowieso stark nachgefragt ist. Zwar seien zwei Drittel aller cambio-Fahrten kürzer als zehn Kilometer, so Schwarz – dennoch geht er davon aus, dass davon maximal ein Viertel auf E-Autos zu verlagern seien, zumal diese für die Carsharer teurer sind als konventionelle Autos. Und wenn Elektroautos Reichweiten von 400 Kilometern bekämen, so Schwarz, sei fürs Klima „wenig gewonnen“, die Fahrzeuge noch schwerer und teurer. Er spricht sich dafür aus, das Prinzip „Teilen statt kaufen“ stärker zu fördern. Momentan würden Elektroautos oft eher zusätzlich angeschafft.

Elektromotoren kommen auch bei der Bremer Straßenbahn AG zum Einsatz – in neuen Hybrid-Bussen. Die Benzinersparnis beziffert Michael Glotz-Richter vom Umweltressort nur auf 20 Prozent. Dafür sind die Fahrzeuge bei der Anschaffung weit mehr als doppelt so teuer als konventionelle Busse. Elektroautos lösten noch keine Verkehrsprobleme, so Glotz-Richter. mnz