„Beraterbank“ zockt Kunden ab

Nur 3 von 13 Banken bieten eine gute Kreditberatung, kritisiert die Stiftung Warentest. Viele Institute rufen heimlich „Schufa“-Daten ab und verkaufen teure Kreditversicherungen. Der Effektivzins stieg so im Extremfall von 11 auf 23 Prozent

AUS BERLIN SVEN KULKA

„Guter Rat ist teuer“ – ein altes Sprichwort, das aber nicht immer stimmt. Viele Banken beispielsweise halten sich nicht daran. Deren Kreditberater versuchen in vielen Fällen, ihren Kunden eine teure Kreditversicherung mitzuverkaufen, oder fragen heimlich „Schufa“-Daten ab. Das geht aus einem Vergleichstest hervor, den die Stiftung Warentest gestern in Berlin vorgestellt hat.

Mehr als die Hälfte der untersuchten Kreditanstalten erhielt nur die Note „ausreichend“ oder „mangelhaft“. Eine gute Beratung bekamen Kunden, die sich 5.000 Euro borgen wollten, nur bei 3 von 13 Banken: der Postbank, der Commerzbank und der Berliner Sparkasse. Besonders schlecht schnitten die Dresdner Bank (Werbeslogan: „Die Beraterbank“) und die Santander Consumer Bank ab.

„Von Beratung konnte oft keine Rede sein“, kritisiert Stephan Kühnlenz von der Stiftung Warentest. Dabei steige die Kreditnachfrage kontinuierlich: Insgesamt 7,2 Millionen Deutsche können ihren Zahlungsverpflichtungen nicht nachkommen.

Wie kommen die schlechten Ergebnisse zustande? „Viele Kunden bekamen weder ein schriftliches noch ein mündliches Angebot, andere Testkunden sollten zusätzlich eine Kreditversicherung abschließen“, berichtet Kühnlenz. Bei der Deutschen Bank erklärte der Kreditberater einer Testkundin, dass sie eine Restschuldversicherung abschließen müsse, da sie alleinstehend sei. Bei der Santaner Consumer Bank wollte der Berater das teuerste Versicherungsmodell verkaufen und behauptete, dass zudem auf eine Berufsunfähigkeitsversicherung in keinem Fall verzichtet werden könne. So stiegen der Effektivzinssätze im Extremfall von 11 auf 23 Prozent.

„Kein Kunde ist verpflichtet, eine Versicherung bei der Bank abzuschließen“, stellte Wolfgang Scholl vom Bundesverband der Verbraucherzentrale klar. Und falls sie doch nötig sei, rät er dazu, Angebote zu vergleichen und die Versicherung auf dem freien Markt abzuschließen.

Schlechte Noten erhielten die Banken auch, wenn sie eine Abfrage bei der Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung (Schufa) starteten, ohne die Kunden darüber zu informieren. Das war bei 7 der 13 getesten Banken der Fall. Eine Schufa-Abfrage ohne Erlaubnis verstößt nicht nur gegen das Datenschutzgesetz, sondern sie kann auch negative Folgen für den Kunden haben. „Jede Schufa-Abfrage wird registriert und verringert den Score-Wert“, erklärt Stephan Kühnlenz. Dieser gibt eine Wahrscheinlichkeit an, mit der der Kunde seine Kreditverpflichtung nachkommt. Je öfter ein Kunde ein Angebot einholt, desto öfter wird das Merkmal bei der Schufa gespeichert und verschlechtert damit den Score-Wert. Gespeichert bleibt das Merkmal ein Jahr lang. „Eine Schwachstelle, die die Schufa erkannt hat“, sagt Kühnlenz. Deshalb gibt es jetzt das neue Merkmal „Anfrage Kreditkondition“, das den Score-Wert nicht beeinflusst. Verbraucherschützer Wolfgang Scholl rät allen potenziellen Kreditnehmern, ihren Berater auf dieses neue und bei vielen Beratern unbekannte Merkmal aufmerksam zu machen.

Für die Untersuchung hatten Testpersonen von September bis November 2006 insgesamt 91 Beratungsgespräche in verschiedenen Filialen von 11 überregionalen und 2 regionalen Banken geführt.