Prosit Bremen

Auswärtige Schützenhilfe beim Rathaus-Empfang: „Wir Saarländer und Sie Bremer sind keine lästigen Anhängsel!“

Wer soll Bremen in seinem Kampf um die Unabhängigkeit unterstützen? Offenbar das Saarland. Gerade im Föderalismus müssen die Kleinen zusammen halten, dachte sich wohl Bürgermeister Jens Böhrnsen, und lud Fritz Raff als Ko-Redner zum Neujahrsempfang. Der ist Chef der zweitkleinsten ARD-Anstalt, aber auch Vorsitzender des gesamten Senderverbundes. Seine Message: „Wir Saarländer und Sie Bremer sind keinen lästigen Anhängsel!“ Vor 800 Gästen erinnerte Raff an die föderalen Gemeinheiten der Großen, an die Absenkung des ARD-internen Finanzausgleichs bis 2007 um 0,9 auf ein Prozent.

Böhrnsen selbst sieht Bremen „auf einem guten Weg.“ Nun ist ein Neujahrsempfang kein wirtschaftswissenschaftliches Proseminar, entsprechend belegte Böhrnsen seinen gefühlten Aufschwung nicht mit Zahlen, sondern Komparativen: Bremen habe „deutlich sinkende“ Arbeitslosenzahlen, mehr EinwohnerInnen und Touristen und einen wachsenden Außenhandel, „unsere Häfen jagen von einem Umschlagrekord zum nächsten“. Gleichberechtigt mit dem ökonomischen Ausblick verwies Böhrnsen auf das Schicksal von Kevin: „Das Versagen von menschlicher und staatlicher Seite ist offensichtlich. Ein solches Schicksal darf es in Bremen nie wieder geben.“

Abschließend zitierte sich der Bürgermeister selbst: „Ich bin auch deshalb ein begeisterter Bremer ...“ – der an Kommunikationsgenie Ronald Reagan („Ich bin ein Berliner“) gemahnende Satz aus Böhrnsens flächendeckender Hauswurfsendung von vergangener Woche. Immerhin ergänzte Böhrnsen das angefangene Statement nicht nur mit dem etwas abgegriffenen Begriffspaar „Freiheit und Gemeinsinn“, sondern versprach: „Bremen soll offen sein für unruhige Gedanken. Es soll eine Stadt [auch] für die anderen sein und ihr Recht, anders zu sein.“ HB