Neuer Mut in Dithmarschen

Nach einem Krisentreffen mit dem Ministerpräsidenten ist die Dithmarscher CDU zuversichtlich, bei der Kreisgebietsreform nicht alles mitmachen zu müssen. Jetzt soll die örtliche SPD ihre Kieler Spitze ebenfalls einladen

Im Kampf um die Eigenständigkeit ihres „Heimatkreises“ schöpfen Dithmarschens Christdemokraten nach ihrem Meldorfer Krisentreffen mit Ministerpräsident Peter Harry Carstensen neuen Mut. „Ich glaube, wir haben die Kehrtwende geschafft“, sagte gestern der Kreisvorsitzende Timm Hollmann. Trotz aller Zwänge aus Parteitagsbeschlüssen und Koalitionsvereinbarungen erwarte er spätestens für Mai „eine endgültige Mitteilung dergestalt, dass wir nicht mehr mit dem Szenario einer Zwangsauflösung des Kreises rechnen müssen“. Inwieweit der Dithmarscher Optimismus berechtigt ist, wird sich zeigen müssen – zumal auch in Kiel die Botschaft verbreitet wird, Meldorf sei gut gelaufen.

Bei dem zweistündigen Krisentreffen am Dienstagabend hatte Carstensen den gegen eine Kreisgebietsreform kämpfenden Dithmarschern allgemein zugesichert, „dass die besondere Situation und Geschichte Dithmarschens nicht außer Acht gelassen wird“. Was das konkret bedeutet, blieb offen. Bei strömendem Regen waren rund 200 Demonstranten mit Protest-Transparenten und rot-weißen Dithmarschen-Flaggen vor dem Meldorfer Traditionslokal „Erheiterung“ aufgezogen. Den Landesvorsitzenden ließen die Proteste wie auch die bitteren Parteiaustritte nicht kalt. Er verliere „alte Freunde“, sagte Carstensen später. „Aber ich bin verantwortlich für ein ganzes Land.“

Der Kreisvorsitzende Hollmann gab sich tags darauf optimistisch; so sei auch die Gefahr gebannt, weitere ganze Ortsverbände zu verlieren. Die Runde mit Carstensen habe den Parteimitgliedern einen Motivationsschub gegeben – weniger durch die Worte Carstensens als durch den geschlossenen eigenen Auftritt. Als Maßstab für einen Erfolg nennt er den Ausschluss von Zwangsfusionen. „Da sprechen wir auch für Kreisverbände wie Lauenburg und Plön.“

Carstensen hatte allerdings auch signalisiert, dass eine Kreisgebietsreform nicht zwangsläufig Fusionen von Kreise bedeuten müsse. Demnach hält der Regierungschef auch einen Neuzuschnitt insgesamt für möglich: Man müsse darüber nachdenken, „ob die Kreise in ihrem Zuschnitt optimal sind“, sagte er der dpa. Hollmann sieht derweil inzwischen Bewegung auf Landesebene und hofft auf stärkere Hilfe der Dithmarscher SPD, die ebenfalls nur freiwillige Zusammenschlüsse akzeptieren will.

Hollmanns Vorschlag, die Sozialdemokraten sollten SPD-Innenminister Ralf Stegner vor Ort holen, griff dessen Kritikerin, die Kreisvorsitzende Angelika Hansen-Siebels, umgehend auf. „Ich halte das für eine sehr gute Lösung, darüber in einem ruhigen sachlichen Rahmen zu reden“, sagte sie.

Stegner erklärte umgehend, für Gespräche sei er „generell, überall und immer offen“. Wenn ihn seine Partei einlade, müsse nur mehr ein Termin vereinbart werden. Mit Kampfbegriffen wie Zwangsfusionen sollte man aber nicht arbeiten. Es gehe darum, dass die Verwaltung wirtschaftlicher, bürgernäher und professioneller wird. „Entscheidungen stehen am Ende, nicht am Anfang“, sagte er. Wolfgang Schmidt/Wolfgang Runge, DPA