In der fraglichen Nacht

In „Newsweek“ erscheint nun doch ein Kapitel aus dem fiktiven „Enthüllungsbuch“ des dubiosen O. J. Simpson

Was haben Donald Rumsfeld und O. J. Simpson gemeinsam? Der Exverteidigungsminister sagt über den Irak: „Es gibt, wie wir wissen, gewusste Dinge. Es gibt Dinge, von denen wir wissen, dass wir sie wissen. Wir wissen aber auch, dass es Dinge gibt, von denen wir wissen, dass es sie nicht gibt. Dann gibt es da noch Dinge, von denen wir nicht wissen, dass wir sie nicht wissen.“

Und nun hier im Vergleich dazu O. J. Simpson: „Es gibt Dinge in meinem unveröffentlichten Buch, in dem ich spekuliere, wie ich meine Frau umgebracht hätte, wenn ich sie denn umgebracht hätte, die wurden von einem Ghostwriter spekulativ eingefügt, die kann man gar nicht wissen.“ Na?

Nun müssen wir nur noch auf die nächste Ausgabe des Nachrichtenmagazins Newsweek warten. Denn darin kann man dann noch mal nachlesen, wie es war, als O.J. sagte, was der Ghostwriter sich dann ausdachte. Newsweek will nämlich aus anonymen Quellen, von denen wir wissen, dass wir sie nicht kennen, das entscheidende Kapitel zugesteckt bekommen haben von dem Buch, das keines mehr wird.

Simpson wurde zunächst im Zusammenhang mit dem Mord an seiner Frau Nicole Brown und deren Freund Ron Goldman im Jahre 1994 freigesprochen. Später dann aber dafür „verantwortlich“ gemacht. Und Ende letzten Jahres kam ein zum Murdoch-Konzern gehörender Verlag auf die perfide Idee, O. J. in einem Buch schreiben zu lassen, nun ja eben, wie er seine Frau umgebracht hätte, wenn er sie denn umgebracht hätte.

Der „Bestseller“ wurde nie gedruckt – und nun erscheint gewusst ungewusst „Die fragliche Nacht“. Dazu Simpson: „Das Kapitel hat so viele Wissenslücken, sodass jemand, der etwas darüber weiß, weiß, dass ich das nicht wissen kann.“ Sage noch mal einer, US-Politiker und Sportstars seien schlichte Menschen!

ADRIENNE WOLTERSDORF