Saga zieht es nach Osten

BILANZ 1.000 neue Wohnungen im Jahr: Erstmals hat die städtische Baugesellschaft diese Zusage eingehalten. Davon profitieren Mieter in öffentlich gefördertem Wohnraum nicht

■ 5,92 Euro pro Quadratmeter beträgt die Nettokaltmiete einer Saga/GWG-Wohnung im Durchschnitt und 6.30 Euro die Anfangsmiete bei einer Neuvermietung.

■ Die knapp 35.000 öffentlich geförderten Wohnungen liegen bei 5,32 Euro Durchschnittsmiete, die 86.000 frei finanzierten bei 6,25 Euro.

■ Mit 6,6 Prozent frei werdenden Wohnungen pro Jahr liegt die Fluktuation auf einem Tiefpunkt – Anzeichen für einen nach wie vor gespannten Wohnungsmarkt.

VON MARCO CARINI

Lutz Basse wirkte zufrieden bei seinem Vortrag ohne Punkt und Komma. Gut eine halbe Stunde lang zog Chef der städtischen Wohnungsbaugesellschaft Saga/GWG am Mittwoch Bilanz des vergangenen Jahres. In diesem Jahr wird das Unternehmen, das knapp 130.000 Mietwohnungen in Hamburg betreut, erstmals die im „Bündnis für das Wohnen“ zugesagte Fertigstellung von 1.000 neuen Wohnungen schaffen.

Auch für die Jahre 2015 und 2016 rechnet Hamburgs größter Vermieter damit, jeweils rund 1.000 neue Wohnungen an MieterInnen übergeben zu können. 2013 waren nur 224 Wohnungen fertig geworden. Insgesamt investierte die Saga/GWG 2013 rund 300 Millionen Euro in Modernisierung, Neubau und Instandhaltung. Das waren fast 70 Millionen Euro mehr, als das Unternehmen 2012 in diesen Bereichen ausgegeben hatte.

Während auch die übrigen Bilanzkennziffern – vom Umsatz bis zum Jahresüberschuss – alle im Plan lagen, gab eine Zahl Anlass zur Sorge. Die Zahl der öffentlich geförderten Wohnungen, auf denen noch eine Mietpreisbindung liegt, verringerte sich allein im vorigen Jahr um rund 6.000 – von 40.449 auf 34.620 – und wird weiter abschmelzen.

Für die BewohnerInnen der aus der Bindung gelaufenen Wohnungen bedeutet das steigende Mieten. Die Saga/GWG versuche das im Rahmen zu halten, indem sie Mieterhöhungen auf 30 Euro pro Wohnung deckele, sagte Basse. Mit ihren vergleichsweise geringen Bestandsmieten, die im Schnitt bei knapp sechs Euro Kaltmiete liegen, wirke die Saga/GWG nach wie vor „mietpreisdämpfend“ auf Hamburgs Wohnungsmarkt ein, so Basse.

Basse und sein Vorstandskollege Thomas Krebs interpretierten nicht nur die aktuellen Zahlen, sie warfen auch einen Blick in die Zukunft. Probleme bereiten dem Unternehmen die rund 100 Millionen Euro, die es jedes Jahr für den verordneten Kauf der einst selbstständigen städtischen GWG an die Stadt zahlen muss. Auch die Verschärfung der Energiesparverordnung, die das Bauen um 150 bis 280 Euro pro Quadratmeter verteuere, bedrohe die Ertragskraft der Wohnungsbaugesellschaft.

Pioniergeist will die Saga/GWG bei der Erschließung neuer Wohngebiete entwickeln. Im ersten Planabschnitt der neuen Mitte Altona ist sie mit rund 200 Wohneinheiten dabei. Bei der am Dienstag von Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) vorgestellten Entwicklung des Hamburger Ostens will sie mitmischen.

Analog zum „Bündnis für das Wohnen“ forderte Basse ein „Bündnis für die Quartiere“, in dem Behörden, Wohnungswirtschaft und Initiativen vor Ort gemeinsam den Stadtteil samt der dazugehörigen Infrastruktur entwickeln. Weil das „kein Investor allein kann, wird etwa über Rothenburgsort seit 50 Jahren geredet, ohne das was passiert“, sagte Krebs. Nun gelte es, in Rothenburgsort 1.200 bis 2.000 Wohnungen zu planen und etwa die Ansiedlung einer weiterführenden Schule auf die Bahn zu bringen. „Jedem ist klar, die Hafencity braucht dringend ein eigenes Gymnasium, aber wer redet schon über ein Gymnasium für Rothenburgsort“, kritisierte Krebs die Prioritätensetzung des SPD-Senats.