WAS BISHER GESCHAH 3
: Unbedingt Rosé

Die ersten Pressekonferenzen, die Eröffnungsfilme liegen hinter einem. Was „True Grit“ betrifft, gehe ich mit den Kollegen nicht ganz d’accord. Die kleine Streberin geht mir wahnsinnig auf die Nerven. Was für eine elende Schlaumeierin. Allerdings, die alten Säcke kommandiert sie ganz schön herum. Und zugegeben, Pink ist nicht ihre Farbe. Die streng bezopfte Mattie (Hailee Steinfeld) dürfte also ein Mädchen ganz nach dem Geschmack der werten Kollegin Bascha Mika sein.

Sie werden es höchstwahrscheinlich wissen, unsere Ex-Chefredakteurin hat eine Streitschrift verfasst, in der sie mit den Frauen schimpft – was sie übrigens schon immer gern getan hat. Jetzt, weil die erst Rosa tragen und sich später dann zu fein sind, den Männern zu zeigen, was ’ne Harke ist. Aber gut. Das hat mit der Berlinale nur am Rande zu tun.

Am Rande stehen auch die Fotografen. Allerdings, und das macht einen gewaltigen Unterschied, am vordersten Rand. Direkt vor dem Podium, auf dem die Gäste der Pressekonferenz Platz nehmen. Und solange die Fotografen da stehen, ist von Letzteren nichts zu sehen. Normalerweise dauert es wenigstens 90 Minuten, bis sie von dort vertrieben werden können, damit die Pressekonferenz, die dann 20 Minuten dauert, endlich starten kann. Aber bislang haben sie sich ganz artig verzogen, sobald die Aufforderung an sie erging, die Bühne freizugeben.

So lästig sie sind, man kann die Rolle der Fotografen für die Berlinale nicht hoch genug veranschlagen; die Rolle der Fotografie für den Film ganz generell. Gerade weil sich die Bilder bewegen, muss sie einer oder eine still stellen. Damit die ganze Magie einer Filmszene oder einer Rolle noch einmal greifbar wird. Ikonen werden durch Fotos geboren. Madonna kann davon ein Lied singen. Sie soll ja nun zur Berlinale anreisen, die Gerüchte verdichten sich, immerhin wurde ihr Freund Brahim Zaibat – von wem schon? – von den Fotografen gestellt, als er in Tegel landete. Madonna will auf dem Filmmarkt ein paar Minuten aus ihrem neuen Film „W. E.“ vorstellen und dann mal wieder richtig, also tagelang vor den Fotografen posieren.

Damit die sie richtig scharf kriegen, haben Canon und Nikon ihre Professional Services aufgebaut und beglücken die Fotografen kostenlos mit Clean Checking, Sensorreinigung und neusten Testobjektiven. Da fällt mir übrigens die futuristische Schminkstation von L’Oréal ein. Wenn, wie der Kollege Denk sagt, alles wie gehabt ist, gibt es dort wieder kostenlos ein filmreifes Make-up für mich – unbedingt mit einem leichten Roséton. Er steht mir am besten.

BRIGITTE WERNEBURG