Thema der Woche

Bascha Mika und „Die Feigheit der Frauen“

■ betr.: „Ich rechne mit jeder Menge Widerspruch“

Bascha Mika spricht sicher ein bestimmtes Problem von uns Frauen an, das u. a. verantwortlich für viele Benachteiligungen ist. Ich meine aber, dass wir nicht alleine Schuld sind. Mika will uns sicher mit ihrem Buch aufrütteln. Feigheit ist aber auch eine Seite der Angst und eines mangelnden Selbstbewusstseins, die bei vielen Frauen immer noch bestimmend ist und auch mit den Rollenprägungen verbunden ist. Mika sagt, dass sie keinen Ratgeber schreiben wollte. Es wäre wünschenswert, wenn die Thesen von Bascha Mika in die Frauenbewegung Eingang finden würden.

INGELORE FOHR, Düsseldorf

■ betr.: „Im privaten Umfeld etwas ändern“, taz vom 7. 2. 11

In meiner Beziehung macht übrigens „er“ den Haushalt, und wer so was schon mal erlebt hat, weiß auch, warum viele Frauen vieles selbst machen: weil es manchmal eben wirklich sauber sein soll. Und weil es unendlich viel mehr Aufwand ist, einen Mann dazu anzuleiten, wie man ein Klo richtig putzt, als es selber zu machen. Ich mache zuhause nur den Abwasch, und zwar, weil ich saubere Gabeln will und keine mit Resten zwischen den Zinken (wir sind Handabwäscher, keine Spülmaschine). Ein anderer typischer Frauenspruch ist nämlich „In der Zeit kann ich’s auch selber machen.“

MIRI, taz.de

■ betr.: „Ich rechne mit jeder Menge Widerspruch“, taz vom 7. 2. 11

Ich möchte ganz deutlich feststellen, dass viele Männer sich ebenfalls jede Menge Chancen verbauen, indem sie von Anfang an größere Verantwortung für die wirtschaftlich-finanzielle Existenzgrundlage übernehmen. Nicht jeder Mann verdient das Geld in einer tollen, aber anders-belastenden Karriere! Hier besteht erheblicher männlicher Emanzipationsbedarf, es gibt aber Anfänge. Ich meine bei diesen Chancen hierarchiefreie Selbstverwirklichung in kreativen, sehr weitgehend selbstbestimmten und etwa auch kinderbetreuenden Lebensbereichen, die aber als wirtschaftliche Existenzgrundlage leider nicht taugen. Da muss es dann einen grundsichernden Gegenpart geben. HUBERT LAMBERTI, Bermel

■ betr.: „Ich rechne mit jeder Menge Widerspruch“, taz vom 7. 2. 11

Obwohl ich dieses Buch noch nicht gelesen habe, kann ich mich den hier dargelegten Thesen in vieler Beziehung anschließen. Es ist eine Generationenfrage und mit Recht sind wir Älteren, die wir lange gekämpft haben, um diese „Wahl-Freiräume“ für Frauen zu erhalten, enttäuscht, wenn diese kampflos aufgegeben werden. Gründe außer Wohlstand, Bauchkult, sind auch mainstreaming, Problemen und der Verantwortung in der Gesellschaft aus dem Wege zu gehen. Schon die jungen Mädchen passen sich den Jungensinteressen an. Immer noch wollen sie in der Gruppe, unter ihresgleichen anerkannt werden und „gleichziehen“, nicht anders sein und nicht gegen den Strom schwimmen. Keine neue Erkenntnis. Die Enttäuschung ist nur groß, weil so die eigenen Frauenkulturen und -Möglichkeiten ersatzlos aufgegeben werden. BIRKE GRIESSHAMMER, Nürnberg

■ betr.: „Ich rechne mit jeder Menge Widerspruch“ u. a.

Ich kann einiges aus diesen Artikeln nachvollziehen, aber mich ärgert es sehr, dass die Realität von vielen ostdeutschen Frauen in Mikas Buch scheinbar keine Rolle spielt.

In meinem Umfeld erlebe ich viele Frauen, Paare und junge Eltern, die sich gleichberechtigt Erwerbsarbeit und Kindererziehung teilen und wo es diese Klischees in dem Maße nicht gibt. Ich hätte mir gewünscht, dass Bascha Mika auch diesen Frauen mehr Platz einräumt, um ein ausgewogeneres Bild unter anderem von Ost und West zu bekommen. Eventuell könnte sich dann eine „Westfrau“ auch mal ein Beispiel an den „Ostfrauen“ nehmen oder gar umziehen …

Heutzutage gibt es ja in allen Teilen unseres Landes ursprüngliche „Ost“- und „West“-Frauen. Schade, dass Bascha Mika nur darauf verweist, dass wir quantitativ „nicht so sehr ins Ge-wicht fallen“. Es geht doch schließlich nicht nur um die Menge, sondern um Lebensentwürfe, an denen frau sich orientieren kann.

Meine Lebensrealität und die meines räumlichen Umfelds sieht zum Glück oft anders aus, so dass ich mich in den Artikeln nicht wiederfinde.

MONIKA LAZAR, Leipzig

■ betr.: „Ich rechne mit jeder Menge Widerspruch“, taz vom 7. 2. 11

Was für eine mutige Provokation! Die heute doch so gut ausgebildeten Frauen seien zu „feige“, karrieremäßig mit den Männern „auf Augenhöhe“ zu gehen. Sondern sie „stecken zurück“ und „folgen den traditionellen Mustern“, indem sie die größere Verantwortung für den gemeinsamen Haushalt übernehmen, auf Teilzeit reduzieren und womöglich gar Beziehungen wichtig nehmen! Sagt die ehemalige taz-Chefredakteurin, die von Ines Kappert und Simone Schmollack zu ihrem neuen Buch interviewt wird.

Auch die Fragen sind ehrenwert und … langweilig: nach der Informationsbasis, nach den „Strukturen“, den „Ostfrauen“, und – natürlich – warum denn die Männer nicht gefragt wurden.

Aber alle drei Damen verharren in der gleichen Erklärungsdimension: Selbstbestimmung der Frau beziehungsweise „gleichberechtigte Beziehung auf Augenhöhe“ werden mit beruflicher Karriere der Frau schlichtweg gleichgesetzt.

Als ob es nicht verschiedene Wege dafür gäbe! Und als ob nicht umgekehrt Beziehungen wichtiger genommen werden sollten als die Ziele, die oft gerade in hochkarätigen Jobs verfolgt werden müssen! Wobei – „traditionelle Rolle“ hin oder her – die Einen ruhig von den Anderen lernen dürfen, die das schon besser können!

IRENE STOEHR, Berlin

■ betr.: „Ich rechne mit jeder Menge Widerspruch“

Liebe Bascha Mika! Kein Widerspruch, im Gegenteil: Sie sprechen mir aus dem Herzen.

Immer, wenn ich gegenüber dem Verhalten von Frauen in Erklärungsnotstand gerate, sage ich mir, dass Frauen eben durch die jahrhundertelange Sozialisation der Unterdrückung so etwas wie eine Sklavinnenmentalität entwickelt haben: sich anpassen, wenig aufbegehren, ihren Vorteil wahrnehmen und vor allem kaum Solidarität mit anderen Frauen zeigen.

Im Übrigen lässt sich solches Zurücktreten hinter die Männer ganz objektiv gleich zweimal aufzeigen: einmal achten nur wenige Frauen darauf, sich auch als weibliche Person zu benennen. Sie sind fröhlich Arzt, Lehrer, Steuerprüfer etc. Darauf angesprochen, reagieren sie meist bitterböse und meinen, dass es darauf nicht ankomme. In den Medien ist übrigens, außer in der taz, die weibliche Benennung fast völlig verschwunden.

Einen zweiten Beweis liefern uns die Hochzeitsanzeigen: Fast 90 Prozent der Frauen geben ihren Namen, also ihre Identität, zugunsten der des Mannes auf. Solch tief eingefleischtes gesellschaftliches Verhalten von Frauen ist offensichtlich sehr schwer zu ändern. Im Moment jedenfalls geht das Ganze eher wieder rückwärts.

HELGA LINDENMAIER,

Unterheinriet

■ betr.: „Im privaten Umfeld etwas ändern“

Bascha Mika hat in gewisser Weise recht, wenn sie auch pauschalisiert. Das Problem ist nur: Ich bin eine Frau, die nicht feige ist. Die von Männern immer partnerschaftliches Verhalten erwartet hat, in der Küche, im Bett und sonst wo. Die immer „hier“ geschrien hat, wenn irgendwo ein guter Job frei wurde.

Und wo stehe ich heute? Ich habe kein Beziehung (meine letzte hat sich eine Frau gesucht, die zurücksteckt).

Und bei den Jobs wurden dennoch Männer bevorzugt.

Nicht alle Frauen sind feige, manche haben nur ein sicheres Gespür dafür, dass sie nicht gewinnen können, wenn sie an allen Fronten kämpfen.

Anstatt den jungen Mädels zu suggerieren, sie könnten alles erreichen, sollte man sie lieber darauf vorbereiten, dass das Leben in Chefetagen und in partnerschaftlichen Beziehungen kein Zuckerschlecken ist.

SABINE, taz.de

„Frauen sind feige, bequem und vermaust.“ Mit dieser These provoziert Ex-taz-Chefredakteurin Bascha Mika in ihrem neuen Buch, „Die Feigheit der Frauen“, die Leserinnen. In der taz wurde es nach der ersten Vorstellung in der Urania in Berlin am 3. Februar („Ich finde Rosa auch nicht schlecht“) vorgestellt. Am 7. Februar veröffentlichte die taz ein Gespräch mit ihr über weibliche Bequemlichkeit, männliche Systeme und Mikas eigene Feigheit. Bascha Mika rechnete damit, sich jede Menge Widerspruch einzuhandeln, und wir waren gespannt, wie unsere LeserInnen auf das angekündigte Buch und ihre Thesen reagieren.

Und obwohl viele unserer LeserInnen das Buch noch gar nicht gelesen haben, gab es doch viele Zuschriften: enttäuschte, zustimmende, abwägende und so manche eigenen Erfahrungen. Eine Auswahl lesen Sie auf dieser Seite.